Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
kühler Wind.
Plötzlich spürte sie, daß sie nicht mehr alleine war. Sie drehte sich um. Andrea stand hinter ihr. Es fiel ihr schwer, ein gleichm ütiges Gesicht zu machen.
"Wir haben Sie beim Frühstück vermißt", bemerkte Andrea angriffslustig. "Haben Sie keinen Appetit? Sie sehen blaß aus." Ihre Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. "Haben Sie in der Nacht schlecht geschlafen?" Sie lehnte sich neben D aniela an die Brüstung.
"Dank des Schlafmittels, daß man mir in meinen Saft geschü ttet hat, habe ich sogar sehr gut geschlafen", erwiderte die junge Frau. "Im übrigen weiß ich auch, wer dafür verantwortlich ist."
"So!" Andreas Augen blitzten.
"Ja, nämlich Sie."
"Das müssen Sie mir erst einmal beweisen."
"Sie haben mir vergangene Nacht das Testament meines Großonkels gestohlen", sagte Daniela und blickte ihr ins Gesicht. "Es hat gar keinen Sinn, wenn Sie es bestreiten."
"Nachdem Sie widerrechtlich in meinem Schlafzimmer gew esen sind", erwiderte Andrea Wieland. "Ich vermißte den Schlüssel zu meiner Schatulle. Es fiel mir nicht schwer, sie mit einer Schere aufzubrechen."
"Ich habe mir etwas genommen, was mir gehört."
"Beweisen Sie es!" Andrea lachte auf. "Ich habe das Testament noch in der Nacht verbrannt."
"Ich werde zu meinem Recht kommen, ob Sie das Testament verbrannt haben oder nicht", antwortete Daniela mit fester Sti mme. "Zudem glaube ich nicht, daß Sie es verbrannt haben, denn dann hätten Sie gegen meinen Cousin kein Druckmittel mehr in der Hand. Und Sie erpressen Philipp doch, oder sollte ich mich so irren? Sie wollen ihn zu einer Ehe zwingen."
"Als wenn ich es nötig hätte, jemanden zur Ehe zu zwingen!" schrie Andrea außer sich. "Ich nicht!" Sie zog einen Plastikbeutel aus ihrer Rocktasche. "Da haben Sie Ihr Testament!" Bevor D aniela es verhindern konnte, hatte sie sich weit über die Zinnen gebeugt und den Beutel geleert. Der Wind ergriff die zum Teil verbrannten Papierfetzen und riß sie mit sich. "Da, sehen Sie!" Andrea zeigte nach unten und beugte sich noch weiter vor. In diesem Moment verlor sie das Gleichgewicht.
"Nein!" schrie Daniela auf. Sie versuchte noch, die Sekretärin festzuhalten, aber es war bereits zu spät. Mit einem Aufschrei stürzte Andrea in den Park hinunter.
Daniela hielt sich krampfhaft an den Zinnen fest, während sie nach unten blickte. Undeutlich sah sie die junge Frau mit verrenkten Gliedmaßen zwischen zwei Büschen liegen. War Andrea Wieland tot? Von hier oben konnte sie kein Lebenszeichen erkennen.
Laut um Hilfe rufend, rannte sie die Turmtreppe hinunter. "Schnell, schnell!" schrie sie den Leuten in der Halle zu. "Frau Wi eland ist vom Turm gestürzt!"
"O Gott, o Gott!" jammerte Mamsell Wendt aufgeregt. Wä hrend die anderen Daniela in den Park folgten, rannte sie in Philipps Arbeitszimmer.
Der Gärtner kniete bereits neben Andrea, als Daniela mit den anderen an der Unglücksstelle ei ntraf.
"Sie lebt", sagte er und stand auf. "Der Sturz wurde ansche inend durch die Sträucher gemildert."
Daniela starrte auf das verzerrte Gesicht ihrer Widersacherin. Andrea war bewußtlos, aber sie sah deutlich, wie die Brust der jungen Frau sich hob und senkte. Noch immer hielt sie den leeren Plasti kbeutel in einer Hand.
"Einen Arzt", sagte Daniela, "wir müssen den Notarzt anr ufen."
Sie rannte ins Haus zurück.
"Was ist mit Andrea?" Philipp hielt Daniela grob am Arm fest. "Wie geht es ihr?"
"Sie lebt, Philipp", erwiderte Daniela. "Ich will gerade den Arzt anrufen."
"Das habe ich schon getan, gleich nachdem Mamsell Wendt es mir erzählte. Er wird in wenigen Minuten mit einem Krankenwagen hier sein. Wie konnte das passieren?" Mißtrauisch sah er sie an. "Seid ihr alleine auf dem Söller gewesen?"
"Sie ist hinuntergestürzt", antwortete Daniela, ohne zu begre ifen, was ihr Cousin mit seiner Frage bezweckte.
"So einfach?"
Entsetzt starrte Daniela den jungen Mann an. Erst jetzt wurde ihr bewußt, worauf Philipp hinaus wollte.
"Ich habe sie nicht hinuntergestürzt, wenn du das meinst!" Sie stieß ihn beiseite. "Ihr seid wirklich ein feines Paar, du und deine Andrea! Falls es dich interessiert, ich habe gestern Onkel R ichards Testament gefunden. Frau Wieland hat es mir allerdings in der vergangenen Nacht wieder gestohlen. Sie kam auf den Turm, um mir zu sagen, daß sie es verbrannt hätte. Vor meinen Augen hat sie die Überreste des Testaments in den Park gestreut.
"Sie hat das Testament vernichtet?" fragte Philipp. Er fühlte
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