Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
sich plötzlich wie befreit. Ohne weiter auf Daniela zu achten, rannte er in den Park.
Daniela sah ihm nach. Sie mußte sich setzen. Die Ungeheuerlichkeit seines Vorwurfs ließ jede Faser ihres Körpers vibrieren. Mutlos verbarg sie ihr Gesicht in den Händen. Erst jetzt merkte sie, daß sie zitterte.
"Liebling, was hast du?"
Daniela spürte Julians Arme um ihre Schultern. Sie blickte auf. "Gut, daß du da bist", sagte sie mit brüchiger Stimme. "Andrea Wieland ist vom Turm gestürzt." Stockend, immer wieder vom Weinen unterbrochen, erzählte sie ihm, was seit gestern passiert war.
"Das ist ja entsetzlich", meinte Julian betroffen. "Es..."
Der Notarztwagen fuhr mit heulender Sirene die Auffahrt entlang und bog um das Haus. Ein Polizeiwagen folgte. Daniela stand auf. "Glaub mir bitte, Julian, ich habe Frau Wieland nicht vom Söller gestürzt, auch wenn es jetzt vielleicht so aussieht."
"Liebling, kein Mensch wird so etwas von dir glauben." Er b erührte zärtlich ihre Wange.
"Doch, mein Cousin zum Beispiel", erwiderte sie dumpf und wandte sich dem Portal zu, um mit Julian zur Unglücksstelle zu gehen. "Er ist überzeugt, daß ich Frau Wieland e rmorden wollte."
* * *
Zwei Stunden später schloß Daniela die Tür ihres Zimmers hinter sich. Gedankenverloren strich sie über das weißlackierte Holz. Sie wußte nicht, ob sie jemals nach Castan zurückkehren würde. Julian wollte sie mit nach Stetten nehmen. Er hielt es für besser, wenn sie nicht auf dem Gut ihres verstorbenen Großonkels blieb.
Ihr Freund erwartete sie in der Halle. Als sie die Treppe hi nunterstieg, ging er ihr entgegen. Das Gepäck hatte Fred bereits nach unten gebracht und in Julians Wagen verladen. Ihr blieb nur noch, sich vom Personal zu verabschieden. Sie fragte sich, wer von den Leuten Andreas Unfall für einen Mordversuch hielt. Philipp machte jedenfalls keinen Hehl aus seinem Verdacht. Sie verstand das nicht, denn immerhin hatte er ja stets versucht, ihr näherzukommen. Aber vielleicht wollte er sich an ihr rächen, weil sie ihn immer abgewiesen hatte.
"Sei nicht traurig, Daniela", meinte Julian, als sie durch das Parktor fuhren. "Meine Eltern erwarten dich. Sie freuen sich auf deinen Besuch. Ich habe vor ein paar Minuten mit ihnen telef oniert."
"Hast du ihnen auch gesagt, daß Philipp mich des Mordvers uches verdächtigt?"
"Ja, ich habe es ihnen erzählt." Julian wandte den Blick kurz von der Straße ab. "Mein Vater meint, es sei einfach lächerlich, auch nur anzunehmen, daß du zu so einer Tat fähig wärst."
"Und du?" fragte Daniela in dumpfer Verzweiflung. "Was glaubst du?"
Julian antwortete nicht. Er fuhr den Wagen an den Straßenrand und stellte den Motor ab, dann zog er sie stumm in die Arme. "Ich kann mir denken, wie du dich fühlst", sagte er nach einer Weile, "aber wie kannst du nur fragen, was ich glaube? Ich liebe dich doch, Daniela, und ich vertraue dir. Was immer auch kommt, du wirst nicht allein sein. Du hast nicht nur meine Eltern, die zu dir halten, sondern auch mich. Wenn es sein muß, besorgen wir dir den besten Anwalt, den es gibt." Sanft strich er ihr die Tränen vom Gesicht. "Und vergiß nicht, deine Familie in Stuttgart wird auch zu dir stehen."
"Ich weiß und trotzdem habe ich entsetzliche Angst." Daniela klammerte sich an ihn.
"Du brauchst keine Angst zu haben, Liebling, glaub mir das."
"Vielleicht wäre es besser gewesen, auf Castan zu bleiben. Wird man nicht sagen, ich sei geflohen?"
"Es ist keine Flucht, Daniela, denn jeder weiß, wo du bist", versuchte Julian seine Freundin zu beruhigen. "Flucht ist etwas ganz anderes. Kein Mensch kann von dir verlangen, daß du auf dem Gut bleibst."
Er tupfte ihr die Tränen ab. Für kurze Zeit fühlte sie sich unendlich geborgen. Was hatte sie schon zu befürchten, wenn ein Mann wie Julian an ihrer Seite stand? Vertrauensvoll blickte sie zu ihm auf.
"Es wird alles wieder gut, das verspreche ich dir." Liebevoll zog er sie an sich und küßte sie.
Gleich nach dem Mittagessen kam die Polizei nach Gut Stetten, um sie zu verhören. Es waren dieselben Beamten, mit denen sie bereits auf Castan gesprochen hatte. Sie sagten ihr, daß Andrea Wieland im Krankenhaus aus ihrer Bewußtlosigkeit erwacht war und ausgesagt hatte, von ihr vom Söller gestürzt worden zu sein.
"Wie kann sie so etwas behaupten?" fragte die junge Frau en tsetzt. "Sie muß doch wissen, daß sie das Gleichgewicht verloren hat." Noch einmal erzählte sie ihre Version der Geschichte, doch diesmal
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