Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
handeln kann." Er küßte sie zärtlich auf die Stirn. "Ruh dich jetzt etwas aus, Daniela. Du wirst sehen, dann sieht die Welt wieder ganz anders aus."
Es dunkelte bereits, als Dr. Huber aus Oldenburg anrief, um ihnen mitzuteilen, daß es sich bei den Papierfetzen um die unb eschriebenen Seiten eines linierten Blocks handelte.
"Aber das beweist noch lange nicht Ihre Unschuld", meinte Julians Vater gedankenverloren. "Natürlich wissen wir, daß Sie sich niemals zu so einer Tat hätten hinreißen lassen, aber auf uns kommt es da nicht an." Er wandte sich an seinen Sohn: "Fällt dir nichts ein, um Daniela ein erneutes Verhör zu e rsparen, Julian?"
"Ich werde das morgige Verhör schon überstehen, Herr von Stetten", sagte Daniela.
"Du bist jetzt schon ziemlich mit den Nerven fertig", bemerkte ihr Freund.
"Was kein Wunder ist", fügte sein Bruder Michael hinzu und stellte Gläser auf den Tisch. "Ich glaube, wir haben uns alle ein Schlückchen Wein verdient. Danach sehen wir vie lleicht klarer."
"Oder auch nicht", scherzte seine Mutter. "Aber dessen ung eachtet, Michael hat Recht." Sie griff nach dem Glas, das ihr Ältester gerade eingeschenkt hatte und reichte es Daniela. Die junge Frau wollte ablehnen, doch die Gutsherrin drückte ihr das Glas einfach in die Hand.
"Da es sich bei den Papierfetzen nicht um die Reste des T estaments handelt, muß es noch auf Castan sein", meinte Julian.
"Und wenn Philipp es vernichtet hat?" fragte D aniela.
"Nein, das glaube ich nicht. Dein Cousin wird nicht wissen, wo das Testament ist. Frau Wieland hat es ihm sicher nicht gesagt. Zudem hast du uns erzählt, wie überrascht er gewesen ist, als du erwähnt hast, daß seine Geliebte es verbrannt hätte."
"Nicht nur überrascht, sondern froh", antwortete Daniela. "Im übrigen ist er ja der Meinung, ich hätte Frau Wieland von den Zinnen gestoßen."
Sie wollte nicht weinen, aber die Verzweiflung übermannte sie erneut. Obwohl sie Dr. Huber für einen guten Anwalt hielt, e rschien es ihr zweifelhaft, daß er ihr helfen konnte. Sie war mit Andrea allein auf dem Söller gewesen. Nur sie und Andrea wußten, was passiert war. Aufschluchzend schlug sie die Hände vors Gesicht.
Julian zog sie stumm an sich und strich ihr über die Haare.
"Ich glaube, deinen Plan zu kennen, Julian", sagte sein Bruder. "Aber meinst du wirklich, daß Doktor Huber eine Durchsuchung von Gut Castan bei der Staatsanwaltschaft durchsetzen kann?"
"Ich bin mir sicher, daß es ihm gelingen wird", erwiderte Jul ian. "Wir sollten Doktor Huber nicht unterschätzen. Zudem wird er nichts dagegen haben, wenn wir noch einen weiteren Anwalt hinzuziehen, falls es nötig sein sollte." Er nahm Danielas Hand. "Wenn das Testament gefunden wird, beweist es zwar noch immer nicht, daß du nichts mit dem Sturz von Frau Wieland zu tun hast, aber es würde deine Glaubwürdigkeit unterstreichen."
"Was ist, wenn Frau Wieland stirbt?" fragte Daniela dumpf. "Wenn sie stirbt, ohne die Wahrheit gesagt zu haben?" Sie strich sich mit einer müden Bewegung die Haare zurück. "Selbst wenn man mich mangels Beweisen freisprechen sollte, wird mir diese Sache mein ganzes Leben anhängen." Sie sah die Stettens der Reihe nach an. "Ich kann nicht verlangen, daß Sie dann immer noch auf me iner Seite stehen. Wenn..."
"Aber wir werden es", versicherte Frederik von Stetten und legte den Arm um sie. "Verlassen Sie sich darauf, weder Julian, noch Michael oder meine Frau werden Sie im Stich la ssen."
* * *
Dr. Huber konnte Daniela nicht vor einem erneuten Verhör bewahren. So saß sie am nächsten Tag Inspektor Gerstner in dessen schmucklosen Büro gegenüber. Obwohl Dr. Huber bei dem Verhör dabei war und ihr Freund draußen im Gang wartete, konnte sie ein Zittern in ihrer Stimme nicht unterdrücken.
"Das habe ich Ihnen doch alles schon hundertmal erzählt", sagte sie, als Inspektor Gerstner sie erneut aufforderte, die Vo rgänge auf dem Söller zu schildern. "Ich habe Frau Wieland nicht vom Turm gestoßen."
"Das behaupten Sie", meinte er lakonisch, "Frau Wieland ist da ganz anderer Ansicht." Er hob den Kopf und durchbohrte Daniela mit einem langen Blick aus seinen blauen Augen. "Sie wissen s icherlich, daß es Frau Wieland sehr schlecht geht. Sie hat bei dem Sturz lebensgefährliche Verletzungen erlitten."
"Ich weiß", erwiderte Daniela. "Aber ich habe nichts damit zutun."
"Frau von Castan, warum wollen Sie nicht einsehen, daß Sie auf verlorenem Posten stehen. Früher oder später werden Sie
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