Liebe fuer ein ganzes Leben (Rosen-Reihe)
Richtung von Castan. Es war inzwischen Herbst geworden und die Bäumen verfärbten sich. Seit Wochen hatte sie nicht mehr das Grab ihres Großonkels besucht.
An diesem Nachmittag beschloß die junge Frau, sich etwas auf die Terrasse zu setzen. Sie nahm sich ein Buch mit hinunter, aber sie schaffte es nicht, sich auf den Roman zu konzentrieren. Unentwegt kreisten ihre Gedanken um Andrea Wieland und ihren Cousin.
Sie hatte Philipp zum letzten Mal an jenem Morgen gesehen, an dem Andrea vom Söller gestürzt war. Er war der erste gew esen, der sie verdächtigt hatte, mit dem Sturz etwas zutun zu haben. Nicht ein einziges Mal hatte er sich danach erkundigt wie es ihr ging. Sie legte zwar keinen Wert darauf, doch sie verstand das alles nicht. Sie war überzeugt, daß Philipp nicht einen Finger für sie rühren würde, falls sie doch noch verhaftet werden sollte.
Julian steckte seinen Kopf durch die Terrassentür. "Ah, da bist du", meinte er gutgelaunt und trat an ihren Liegestuhl. "Es gibt Neuigkeiten." Seine Augen strahlten.
"Was für Neuigkeiten?" fragte Daniela gespannt. Sie blickte zu ihm auf. "Du siehst wie ein Kater aus, der gerade Sahne geschleckt hat."
"So fühle ich mich auch." Er zog seine Freundin ganz einfach aus dem Liegestuhl und wirbelte sie herum. "Wir wissen jetzt, an wem Frau Wieland den Brief geschickt hat." Er ließ die Arme si nken. "Es ist eine Frau Brauer in Basel. Sie hat sich auf unseren Zeitungsaufruf hin gemeldet."
"Zeitungsaufruf?" fragte Daniela verdattert.
"Ja, mein Bruder ist auf diese Idee gekommen. Wir haben in allen Schweizer Tageszeitungen inseriert und nach einer Bekannten von Andrea Wieland gefragt. Heute morgen hat sich Frau Brauer bei Doktor Huber gemeldet." Julian nahm seine Freundin ganz fest in den Arm. "Frau Brauer und Frau Wieland haben sich vor Jahren auf einer Reise kennengelernt und dann aus den Augen verloren. Sie sagte Doktor Hubert, daß sie sehr überrascht gewesen sei, von ihrer Reisegefährtin wieder zu hören. Sie hätte sich die ganze Sache ohnehin nicht erklären können. In dem Brief steckte noch ein zweiter, geschlossener Umschlag. Sie sollte ihn unter keinen Umständen öffnen."
"Also wissen wir gar nicht, ob er das Testament en thält."
"Doch es handelt sich um das Testament", erwiderte Julian. "Doktor Huber erklärte Frau Brauer die Sachlage und sie öffnete den Umschlag. Morgen fliegt sie nach Hamburg, um das Test ament am Nachmittag der Oldenburger Polizei zu übergeben und ihre Aussage zu machen. Doktor Huber wird sie am Flughafen abholen."
"Ich verstehe das alles nicht", sagte Daniela. "Wie konnte Frau Wieland das Testament in die Schweiz schicken, wenn sie mit dieser Frau Brauer nur flüchtig bekannt ist."
"Ich nehme an, sie wollte das Testament unter allen Umständen aus dem Haus haben, traute sich jedoch nicht, es an irgendeine Freundin in Deutschland zu schicken. Deshalb fiel ihr Frau Brauer ein. Sie ist meiner Meinung nach ganz bewußt ein Risiko eingegangen." Er strich ihr durch die Haare. "Du solltest dich auch freuen. Was hast du?"
"Ich freue mich ja auch", erwiderte sie. "Ich freue mich sogar sehr, aber der Mordverdacht ist damit immer noch nicht von mir genommen."
"Selbst Inspektor Gerstner glaubt nicht mehr, daß du Andrea Wieland vom Söller gestoßen hast", erklärte ihr Freund. "Doktor Huber hat bereits mit ihm gesprochen. Jetzt, wo das Testament endlich wieder aufgetaucht ist, steht ja einwandfrei fest, daß Frau Wieland und dein Cousin lügen."
"Im Grunde tut mir Andrea leid", sagte Daniela nach einer Weile. "Sie wird durch ihre eigenen Intrigen sterben. Ist es nicht irrsinnig, ein Stück Papier zu verbrennen, nur um mir weismachen zu wollen, es sei das Test ament?"
"Sie wollte verhindern, daß du noch länger nach dem Test ament suchst", erwiderte Julian. "Zudem nahm sie an, daß du nicht zur Polizei gehen würdest, denn wie solltest du beweisen, daß es dieses Testament gegeben hat."
"Das ist nur zu wahr", meinte Daniela. "Armer Philipp! Er hatte alle Möglichkeiten, ein sorgenfreies Leben führen zu kö nnen, aber er hat sie nicht genutzt. Ich möchte nicht wissen, wieviel er bereits von Onkel Richards Geld nach Baden-Baden getragen hat."
"Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, Liebling." Julian zog seine Braut erneut an sich. "Morgen wird dem ein Ende bereitet. Vermutlich wird man deinen Cousin wegen Betruges verhaften."
"Nein, das will ich nicht." Daniela schüttelte entschieden den Kopf. "Er hat mir zwar übel
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