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Liebe Hoch 5

Liebe Hoch 5

Titel: Liebe Hoch 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adriana Popescu , Katrin Koppold , Ivonne Keller , Katelyn Faith , Nikola Hotel
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Bartstoppeln an ihrem Hals.
    »Nein, ist schon gut«, sagte sie, ließ ihn los und zog ihre Stiefel an. »Leg dich wieder hin und denk an mich.« Sie lächelte. »Wenn du an mich denkst, ist mir auch warm.«
    Als sie aus dem Haus kam, erfasste sie eisiger Wind, der die Erinnerung an Jans kuscheliges Bett in einer einzigen Böe mit sich riss. Sie sah an der Hauswand zu Jan hoch, der mit breiten Schultern am Fenster stand – sein Haar fiel ihm jungenhaft in die Stirn. Er hob die Hand und drückte einen Kuss darauf. Dann legte er sie an die Scheibe. Irina konnte den Blick kaum von ihm wenden. Er sah aus wie einer dieser Typen aus der Fernsehwerbung. So verwegen und unabhängig. Wahrscheinlich hatten die sieben Jahre, die er auf La Gomera verbracht hatte, zu seiner Lässigkeit beigetragen. Irina winkte mit ihren grauen Fäustlingen und lief los, so schnell sie konnte.
     
    Jan sah ihr nach und seufzte. Es war ein Jammer, dass sie gehen musste. Gerade jetzt, wo es tatsächlich anfing zu schneien, wäre es im Bett besonders nett gewesen.
    Die ersten Schneeflocken bahnten sich ihren Weg nach unten und schienen Irina zu umtanzen. Er kniff die Augen zusammen und blickte zum Himmel. Da kam plötzlich ganz schön was runter. Scheißwetter , dachte er und sprang zurück ins Bett. Er schlang die Decke um sich und inhalierte Irinas Geruch, der in den Bezügen steckte. Er vermisste sie jetzt schon. Das konnte auf Dauer unmöglich so weitergehen. Wenn Weihnachten vorbei war, musste er etwas unternehmen. Mal mit der Faust auf den Tisch hauen! Aber für heute musste er stillhalten. Vielleicht zündete er sich nachher zur Beruhigung ein Teelicht an.  
     
    Irina rannte durch das Schneegestöber. Hätte sie bloß nicht mehr zu Jan hoch gesehen! Wenn sie jetzt den Bus verpasste, war alles aus! Erstens würde es Tränen darüber geben, dass sie zu spät für den Kindergottesdienst dran war. Und dann würde Milo sie mit Fragen bombardieren, wo sie herkam um diese Zeit am Heiligen Abend. Dabei hatte er sich doch selbst auch bis fünfzehn Uhr zum Dienst einteilen lassen, weil er keine Lust gehabt hatte, die ganze Zeit bei seinen Eltern zu hocken, die seit gestern Abend zu Besuch waren. Bestimmt hatte seine Mutter alles perfekt vorbereitet, und die Gans brutzelte schon im Ofen. Irina musste nur noch die Kerzen anzünden, wenn sie nach Hause kam. Ihre Geschenke standen gepackt im Schrank. Eine Holzeisenbahn für die Jungs und eine Ice Watch in Dunkelblau für Milo.
    Mit dem Schnee war es so duster geworden, als hätte man das Licht ausgedreht. Irina lief noch schneller, trotz Seitenstechen – darauf konnte sie jetzt weiß Gott keine Rücksicht nehmen. Das war der letzte Bus heute; sie musste ihn einfach erwischen! Gehetzt warf sie im Lauf einen Blick auf ihre Armbanduhr. Ihr blieben nur noch drei Minuten bis zur Haltestelle. Das war unmöglich zu schaffen! Es sei denn, sie hatte Glück, und der Bus würde sich ein paar Minuten verspäten.
    Als sie am Ortsausgangsschild vorbeilief und die Landstraße mit der Bushaltestelle schon im Blick hatte, hörte sie den Bus, der sich mit sonorem Brummen näherte. Sie reckte den Hals, sah die Schneeflocken im Scheinwerferlicht an der Biegung zur Landstraße vorübertanzen und winkte hüpfend, lief keuchend noch schneller; ihre Tasche schlug gegen ihren Oberschenkel. Der Bus hielt an dem Bushäuschen, das etwa dreißig Meter vor ihr lag. Bei gesetztem Blinker öffneten sich die Türen. Eine alte Frau stieg mit gesenktem Kopf aus, hielt sich dabei am Haltegriff fest. Sie trug eine dieser lächerlichen Plastikhauben auf dem Kopf und ein Tannenbäumchen im Arm und ließ sich auf die Bank im Bushäuschen fallen. Irina verlangsamte ihre Schritte und hielt sich die Seite – sie ging davon aus, dass der Fahrer sie gesehen hatte und auf sie wartete. Dass er die Türen schloss, lag sicher am Schneefall. Es würde doch keiner am Heiligen Abend eine junge Frau stehen lassen, um seinen Fahrplan einzuhalten! Außerdem glaubte sie nicht an diese schicksalhaften Sekunden im Leben, die alles änderten. Es konnte nicht sein, dass der kurze Blick hinauf zu Jan einer dieser Momente gewesen sein sollte, der über ihr weiteres Leben entschied. Nein, nein, nie und nimmer. Milo würde niemals herausfinden, dass sie und Jan sich wieder trafen. Sie hatte es Milo versprochen.
    Als der Bus startete, stieß sie ein überraschtes Keuchen aus. Wenige Meter trennten sie noch von dem Fahrzeug. Sie rief so laut sie konnte, legte die

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