Liebe im Spiel
ein großer, dünner Mann mit einem frischen Gesicht und einem bereits kahl werdenden Kopf. Das Husten und Rascheln erstarben. Die ersten Akkorde erklangen.
Polly zischte: »Hör auf zu zappeln!«, und stieß Ran fest ihn die Rippen.
»Er ist absolut großartig«, sagte Justine. »Ich würde Hugo sofort für ihn verlassen. Kein Wunder, dass du durchgeknallt bist und den armen alten Berry am Altar hast stehen lassen. Ist der Sex göttlich?«
Polly lachte. »Absolut göttlich. Ich hätte nie gedacht, dass er so gut sein könnte.«
»Nun, du warst schon immer ein Glückspilz.«
Justine würde Rans Großartigkeit in jedem Restaurant Londons verbreiten, und das war erfreulich. Insgesamt verlief dieser Abend jedoch zunehmend ärgerlich. Gerade war Pause, und Ran war nach draußen geeilt, um eine zu rauchen, obwohl er wusste, dass Polly diese Angewohnheit verabscheute. Sie hatte nicht mit der Exfrau, der Tochter oder dem gewaltigen Kontingent der Hastys gerechnet. Konnte Ran es nicht in seinen Kopf bekommen, dass er nicht mehr zu diesem Clan gehörte?
Die Musiker nahmen ihre Plätze wieder ein, und nur wenige Leute blieben an der Rückseite der Kirche stehen, um eilig ihre Gläser warmen Weißweins zu leeren.
Hugo sagte: »Wir sollten vermutlich … eh …«
»Ja, wir werden nicht auf Ran warten.« Polly ging zu ihrer Kirchenbank voraus und tat so, als wäre sie nicht wütend auf Ran, weil er sich ihnen nicht rechtzeitig wieder angeschlossen hatte – was, zum Teufel, hatte er vor? Wie konnte er es wagen, sie verdammt im Regen stehen zu lassen? Sie verbrachte die zweite Hälfte des Requiems vor Wut kochend. Es war noch viel Arbeit nötig, bevor ihr neuer Geliebter öffentlich vorzeigbar war.
Danach fand sie ihn im Gewirr der Hastys, seine schlafende Tochter in den Armen. Er schien nicht der Ansicht zu sein, ihr eine Erklärung zu schulden. Er schien sie nicht einmal zu bemerken, bis sie seinen Arm berührte.
»Oh, hallo«, sagte er matt.
Sie zischte: »Was ist mit dir passiert? Wo warst du?«
»Ich musste dringend pinkeln, und die Schlange war eine Meile lang. Also bin ich zum Pub ausgewichen.«
»Um Gottes willen! Du hättest mir Bescheid sagen können.«
»Hmm. Tut mir Leid.« Rans himmlisch schwarze Augen waren auf die Menschen um Rose gerichtet. Lydia, errötet und lächelnd, stellte den Chorleiter vor.
»Phil war so nett«, sagte sie gerade. »Er wollte nicht zulassen, dass ich kneife, obwohl ich bei der Probe eine Note mitten im Sanctus verpatzt hatte.«
»Phil« scharrte verlegen mit den Füßen. »Sie wollte Programme verkaufen, aber ich sagte ihr, wir hätten nicht so viele gute Soprane, dass wir es uns leisten könnten, auf sie zu verzichten.«
Sie lachten gemeinsam, im Bewusstsein ihrer persönlichen Geschichte. Polly beobachtete, wie er Lydia automatisch vor den Menschen schützte, die sich an ihnen vorbeidrängen wollten. Es war für sie offensichtlich, dass der Mann zutiefst verliebt war – und welch eine wunderbare Lösung er für das ewige Problem der Exfrau und des Kindes sein könnte.
Ran hatte es auch bemerkt. Sein Engelsgesicht zeigte nackten, kalten Zorn.
Kapitel Sieben
Ist das in Ordnung?«, fragte Ran. »Ich meine, du hast doch nichts dagegen, wenn ich hierher komme, oder?«
»Schätzchen, natürlich nicht«, sagte Nancy. »Dies ist eine Bar. Wir wollen, dass die Leute kommen. Und überhaupt – es ist schön, dich zu sehen.«
»Danke. Du weißt nicht, wie viel mir das bedeutet.«
Nancys Lippen zuckten. Sie wollte lachen, traute sich aber nicht, da Ran offensichtlich in jammervoller Stimmung war. Obwohl Rose ihr von seiner Erneuerung erzählt hatte, war sein Anblick eine Überraschung. Kurzhaarig und aller sichtbaren Verschrobenheit beraubt, sah er fast lächerlich gut aus – die anderen Mädchen hinter der Bar des Forbes & Gunning konnten den Blick kaum von ihm wenden.
Nancy fragte: »Nun, was trinkst du? Ich fürchte, wir haben keinen Weizengrassaft.«
Seine großen, durchdringenden schwarzen Augen blickten vorwurfsvoll. »Ich möchte bitte irgendwas mit viel Alkohol darin.«
Sie beugte sich vor. »Sei nicht albern. Du weißt, du verträgst nichts.«
»Ich muss üben«, sagte Ran schwermütig. »Es ist die einzige stimmungsverändernde Substanz, die Polly zulässt.«
»Wie geht es der lieben alten Polly?«
»Blendend, danke.« Rans Schwermut verstärkte sich. »Sie sagt, sie hätte nie gewusst, dass man so glücklich sein kann.«
»Gütiger, wie
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