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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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wundervoll.«
    »Ja.«
    Ein viel sagendes Schweigen entstand.
    Nancy fragte: »Was machst du in London?«
    Er zuckte matt die Achseln. »Polly trifft jemanden zum Essen. Und ich wurde gerade für einen Anzug vermessen.«
    Nun konnte sie das Lachen nicht mehr unterdrücken. »Was – für einen richtigen, maßgeschneiderten Anzug? Die Goldgräberin ist entschlossen, einen Gentleman aus dir zu machen. Warte, bis ich es Mum erzähle.«
    »Ja, erzähl es Rose – warum nicht?« Seine Stimme klang hohl. »Sie verachtet mich jetzt schon.«
    »Komm schon, Ran, Kopf hoch. Was ist los?«
    »Warum sollte es euch kümmern? Ich gehöre nicht mehr zu euch.«
    Nancy drückte kurz seine Hand. »Ich mag dich unheimlich gerne, egal mit wem du schläfst, das weißt du. Bitte, werde nicht weinerlich. Unsere Heulstunde fängt erst um sechs an.«
    »Mein Leben gerät außer Kontrolle«, sagte Ran. Er blickte stirnrunzelnd in seinen Drink, bevor er ihn hinunterkippte, als wäre es Whisky. »Diese ist die wildeste Leidenschaft, die ich je erlebt habe, und ich weiß nicht, wohin sie mich führen wird. Polly hat jede meiner Körperzellen besetzt. Und das jede Sekunde jeder Minute jeden Tages. Was natürlich phantastisch ist.«
    »Oh, natürlich.« Nancy löffelte unter der Bar Oliven in kleine Schalen. Sie hatte schon viele von Rans Exkursen über Leidenschaft gehört.
    »Aber, Nance, ich verliere meine Eigenwahrnehmung. Meine Identität. Alles das, was mich ausmacht.«
    »Sie hat dich aus deinen Kaftans gescheucht, was?«
    »Und von meinen Tempelglocken und meinem Schrein für Lakshmi.« Er erkannte die Satire nicht. »Es würde mich nicht kümmern, wenn sie mir wenigstens ein bisschen persönliche Autonomie ließe. Nancy – ich vermisse euch alle so sehr!«
    Sie war unerwarteterweise berührt. »Aber du bist auf Melismate immer willkommen.«
    »Polly scheint sich davon bedroht zu fühlen«, sagte Ran. »Sie will nicht mit mir dorthin, und sie rastet aus, wenn ich allein vorbeischauen will. Sie versteht nicht, dass ihr die einzige Familie seid, die ich habe. Ich bin von den Menschen verbannt, die ich liebe.«
    »Oh, Ran – du bist Linnets Vater. Niemand will dich verbannen.«
    Er war in Fahrt. »Weißt du, worüber ich ständig nachdenke? Über dieses Buch, das Rose dauernd zitiert. Das über die vier Schwestern.«
    »Betty und ihre Schwestern?«
    »Genau. Und da lebt ein Junge nebenan, der sich in die Mädchen verliebt.«
    »Laurie«, half Nancy nach.
    »Ja. Sie bringen Laurie die Bedeutung der Liebe bei und adoptieren ihn sozusagen in ihre Familie. Das bin ich. Ich bin genau wie Laurie.«
    »Halt mal«, sagte Nancy. »Bei Louis Alcott hat Laurie nicht eines der Mädchen minderjährig verführt, ihr ein Kind gemacht und sich dann weiterhin mit jeder anderen Frau in Concorde, Massachussetts, eingelassen.«
    Rans Lippen zitterten. »Was ich dir zu sagen versuche, ist, dass ich mich geändert habe. Ich erkenne allmählich erschreckend klar, was ich alles verloren habe. Ich habe erkannt, dass ich mich in dieser Situation befinde, weil ich sehr selbstsüchtig und sehr dumm war.«
    Erneut entstand ein kurzes Schweigen, während dem Nancy bewusst nicht widersprach.
    »Wie dem auch sei«, murmelte er, »es war mein Fehler, und ich muss allein damit zurechtkommen. Ganz allein.«
    Nancy spürte, wie sich ihre Gesichtsfarbe veränderte. Berry stand im Eingang, in Hemdsärmeln, die Jacke über einem Arm. Sie hatte ihn seit Rufas Hochzeit nicht mehr gesehen. Er begegnete ihr zum ersten Mal als Single. Teenagerhafte Schmetterlinge flatterten in ihrem Bauch. Sie verfluchte zum millionsten Mal, wie sehr sie es vermasselt hatte, ihn zu verführen.
    Ran quiekte, als er Berry sah. Die beiden Männer sahen einander entsetzt an. Die Bar war leer, sodass sie sich kaum aus dem Weg gehen konnten. Berry war sich nicht sicher, wie er reagieren sollte. Er war Ran allmählich dankbar dafür, dass er ihn von Polly befreit hatte, aber es wäre sicherlich schlechter Ton, wenn er nicht zumindest vorgäbe, verärgert zu sein. Aus den Augenwinkeln konnte er erkennen, dass Nancy ein Lachen unterdrückte, und er hätte gerne in ihr Lachen eingestimmt.
    O Gott, wie er sie liebte. Es zerfraß ihn und machte ihn verrückt. Und dies war seine eine kleine Chance. Er war heute Morgen zu einer Besprechung von Frankfurt hierher geflogen und würde am Nachmittag wieder zurückfliegen. Er hatte zwei kostbare Stunden, während denen er sich in ihrem Lächeln sonnen konnte, bevor er

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