Liebe im Spiel
Schwester. »Entspann dich. Er ist zu geizig, um sich eine Zeitung zu kaufen – er erfährt alle Neuigkeiten über Radio Four.«
»Angenommen, er kauft Chips, oder … oder liest das Einwickelpapier der Kartoffeln?«
Nancy grinste. »Wann hat Edward jemals Chips gekauft? Und er zieht seine eigenen Kartoffeln. Wir könnten in jeder Zeitschrift auf Seite drei nackt aus einer Torte springen, ohne dass er es jemals erführe.«
Das war vollkommen wahr. Rufa stimmte in das Lachen mit ein. »Nun, wenn du wirklich denkst, dass wir das machen können – aber wird dein Chefredakteur nichts dagegen haben, dass wir nicht wirklich der großen Gesellschaft angehören, Roshan?«
Roshan lächelte verrucht. »Nicht solange er nichts davon erfährt. Ihn interessiert nur das Ergebnis. Wenn ihr noch zweifelt, erinnert euch an die erste Regel des Journalismus …«
Er und Max intonierten gemeinsam: »Erfinderisch sein!«
Kapitel Acht
Sheringham House nahm eine Seite eines Platzes gegenüber Kensington Gardens ein. Es war ein flaches, georgianisches Gebäude aus cremefarbenem Stuck, mit großen, länglichen Fenstern, die beleuchtete Schauplätze des Reichtums darstellten. Eine lange Reihe Wagen und Taxis näherten sich langsam der großzügigen, von Säulen gesäumten Eingangstür. Zwei Polizisten standen wie Karyatiden neben den Säulen und beobachteten, wie die Männer in Smokings und die Frauen in Pelzen auf das kalte Pflaster traten.
Rufa blickte aus dem Taxifenster auf die sich um den Platz windende Schlange. Sie war herrlich ruhig, aber ihre Augen glänzten vor Aufregung fiebrig. »Wie erstaunlich«, murmelte sie, »wenn man bedenkt, dass das alles einfach … einfach stattfindet. Ich meine, in der gleichen Stadt wie Tufnell Park. Es ist eine andere Welt, oder?«
»Eine andere Dimension«, sagte Roshan, der nervös seine Fliege befingerte. Er saß auf dem Klappsitz hinter dem Fahrer, und die Seidenröcke der Mädchen wogten um seine Knöchel.
»Eigentlich ziemlich skandalös«, bemerkte Nancy liebenswürdig. »Ich habe drei Rollers und vier Bentleys sowie jede Menge gefährdete Arten gezählt. Wir sollten sie alle am nächsten Laternenpfahl aufknüpfen.«
Rufa lachte. »Was für ein Zeitpunkt, um Sozialistin zu werden.«
»Nun, ich glaube allmählich, dass eine Menge für den Sozialismus spricht«, sagte Nancy. »Zumindest kann man sich ihm kostengünstig und mühelos anschließen.«
»Ja, aber denk an die Kleider «, sagte Roshan erschaudernd. »Sie sehen schlimmer aus als christliche Büßergewänder.«
»Das kümmert mich nicht. Bestimmt hat man draußen auf den Barrikaden, in bequemen Schuhen, mehr Spaß. Hast du keine Angst, Ru?«
»Natürlich nicht«, sagte Ru forsch. »Hierauf haben wir seit Weihnachten hingearbeitet, und wir sehen beide phantastisch aus. Wenn wir jetzt Angst bekommen, können wir genauso gut nach Hause nach Melismate fahren.« Der Reichtum dieser Welt berauschte sie. Es war so absolut sicher, alle Gefahr und Hässlichkeit durch ein gewaltiges Netzwerk alten Geldes herausgefiltert. Während das Taxi vorwärts schlich, schaute sie in Räume, die mit Gold, Damast und alten Gemälden angefüllt waren, und fühlte sich wie die Fee an den Toren des Paradieses.
Roshan sah zum hundertsten Mal auf seine Uhr. »Warum dauert das so lange? Er ist nur ein Earl, auch wenn er hochnäsig ist. Wofür, zum Teufel, stehen diese Polizisten da? Mir gefällt überhaupt nicht, wie sie aussehen.«
»Oh, ich weiß nicht«, bemerkte Nancy mit lüsternem Lächeln. »Der Schwarze ist gar nicht so schlecht.«
»Ich meine es ernst«, fauchte er. »Hermione hat mir nicht gesagt, dass das hier einem Einbruch im Kreml gleichkäme. Gehen wir es noch einmal durch …« Beide Schwestern seufzten und verdrehten die Augen, aber er bestand darauf. »Bitte, wir können es uns nicht leisten, unvorsichtig zu sein, wenn wir über einem absoluten Abgrund der Erniedrigung schweben. Ich halte meine Einladung bereit und zeige sie ihnen nur flüchtig, wenn ich hineineile. Ich werde mich so nahe wie möglich an die Leute vor mir halten, und ihr beide müsst euch an mich halten – so tun, als gehörte euch das Haus.« Die Besorgnis schwand aus seinem Gesicht, als er sie musterte. »Es sollte nicht allzu schwierig sein, da ihr beide wie Engel ausseht. Clare sollte euch dafür bezahlen, dass ihr diese Kleider tragt.«
Roshan hatte aus seiner voll gepackten Rolodex-Datei mit Kontakten eine Perle ausgegraben: eine ehrgeizige, junge
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