Liebe im Spiel
sind vollkommen rein – wie ein Kristall, oder ein hoher, klarer Ton. Sie sollten mehr Gelb- und Grüntöne tragen. Überlassen Sie die Herbsttöne Ihrer Schwester. Die Jacke sah an ihr besser aus.«
Rufa lächelte. »Ich habe mich schon gefragt, ob Sie es bemerken würden.«
»Wenn ich eine Frau bemerke«, sagte Adrian, »bemerke ich auch ihre Kleidung. Bei Ihnen denke ich an den Frühling – Sie sind Botticellis fleischgewordene Primavera, wie man Ihnen gewiss schon früher gesagt hat.«
Er schien eine Antwort zu erwarten. Was sie nicht tun sollte, vermutete Rufa, war zu widersprechen. Adrian Mecklenberg würde sich für keine Frau interessieren, die unter einem Sperrfeuer schwerer Komplimente zusammenzuckte.
»Ja«, sagte sie. »Der große Mann pflegte das zu sagen.«
Adrian sagte: »Botticelli hätte die reine Linie Ihrer Nase und diese unverdorbenen Lippen verehrt.«
Darauf gab es keine Antwort. Rufa beobachtete, wie seine langen, blassen Finger den Stiel seines Glases liebkosten. Seine Bewegungen waren geschickt und präzise, und seltsam leidenschaftslos.
»Ich besitze eine Zeichnung von Botticelli«, sagte er. »Sie ist mein liebster Besitz. Nicht einmal eine Frau hat es geschafft, sie mir abzuluchsen.«
Er lächelte, um zu vermitteln, dass er das Thema nicht irrtümlich aufgebracht hatte.
Rufa sagte: »Berry erzählte mir, Sie seien ein berühmter Sammler.«
»Im Moment eher ein beraubter. Die letzte Mrs. Mecklenberg wollte nicht ohne die Hälfte meiner Bilder weichen.«
»Sie müssen sie vermissen.«
»Ja und nein«, sagte er. »Es lag viel zu viel von ihr darin. Damit meine ich nicht, dass sie sie ausgesucht hat. Die ganze Sammlung war ein Widerhall auf sie, und sie auf die Sammlung.«
»Verstehe.« Rufa, noch immer lächelnd, wurde wachsam. Wohin führte dies?
»Alle meine Frauen bewundern Kunst«, sagte Adrian. »Zwei von ihnen haben am Courtauld studiert. Ich fühle mich offensichtlich zu Frauen hingezogen, die zutiefst von Kunst beeinflusst sind. Wie Sie es auch sind, wie ich glaube.«
Rufas Lächeln veränderte sich leicht, um sich der jähen Vertrautheit anzupassen. Dies, dachte sie, war wie ein Vorstellungsgespräch. Ihre Qualifikationen – Abstammung und Schönheit – hatten ihr über die erste Hürde hinweggeholfen. Nun wurde sie genauer geprüft, um herauszufinden, ob sie in das Bild passte.
»Auf jeden Fall …«, begann Adrian nach einem kurzen Schweigen plötzlich erneut, »freue ich mich auf einen Neuanfang. Eine neue Sammlung für eine neue Epoche. Vielleicht werde ich nur noch Gemälde von Rotschöpfen sammeln.«
Es war schwierig, anmutig zu lächeln, während man Fisch aß. Adrians Komplimente kamen gelassen und beiläufig: Feststellungen von Beobachtungen. Es war eine sehr bewusste Art des Werbens, und auch eine Art Test, um erkennen zu können, ob sie Bewunderung mühelos annehmen konnte. Ihre Rolle bestand darin zuzuhören, zu akzeptieren. Proteste, auch sehr bescheidene, würden als Widerstand gewertet.
»Ich kann nicht verstehen«, sagte Adrian, »wie Berry es geschafft hat, Sie geheim zu halten.«
»Mein Schwager ist mit ihm zur Schule gegangen, aber wir haben uns erst letztes Weihnachten kennen gelernt.« Rufa erzählte die Geschichte mit dem Teich und den verlorenen Schlüsseln und hatte das Gefühl, voranzukommen, als Adrian leise lachte. Es nahm sie noch mehr für ihn ein, dass er offensichtlich Berry mochte.
»Ein sehr anständiger Mensch«, sagte er bestimmt. »Ein guter Kerl der traditionellen Art. Es ist praktisch unmöglich, einen Menschen nicht zu mögen, der ein Talent für Slapstick hat.« Berry wurde wohlwollend entlassen.
Rufa sagte: »Polly scheint nett zu sein.«
»Ah, Polly. Sie strotzt vor Liebe zu Titel und Haus, und zu der unvergleichlichen Gemäldesammlung aus dem achtzehnten Jahrhundert. Berry selbst liebt sie natürlich nicht – nicht im üblichen Sinne. Diese Art Frauen verliebt sich nicht auf die gewöhnliche Art. Sie ist darauf programmiert, alles haben zu wollen. Meine erste Frau gehörte auch zu dieser Art.«
Das war beunruhigendes Terrain. »Berry würde sie doch gewiss nicht heiraten wollen, wenn sie so ist!«, protestierte Rufa.
Adrian beobachtete sie genau. »Sie verstehen nicht. Eine Hochzeit ist immerhin ein Vertrag. Er existiert, weil jede Partei etwas hat, was die andere braucht. Polly hat Berry, im Gegenzug zu dem Titel, wahrscheinlich etwas vollkommen Zufriedenstellendes zu bieten. Sex, Zuneigung, Kameradschaft.
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