Liebe im Spiel
Spiegelbild in einem großen vergoldeten Spiegel zu. Sie trug ihre engen Jeans und eine bestickte Seidenjacke, die ihre Kurven himmlich erstrahlen ließ. Wenn sie es selbst beurteilen sollte – sie sah phantastisch aus.
Berry wartete oben an der Tür zu seiner Wohnung im ersten Stock auf sie. Er war barfuß, mit einer schwarzen Jeans und einer alten blauen Jacke. Sie erkannte, dass sie ihn, abgesehen von Heiligabend, bisher nur in seinem Stadt-Outfit gesehen hatte – dunkler Anzug, Krawatte, Manschetten, steifer Kragen. Ohne das und mit dem eher zerzausten, über die verwirrten Rehaugen fallenden Haar wirkte er lächerlich jung und außerordentlich sexy. Nancys Laune hob sich.
»Hi.« Er wirkte angespannt und besorgt.
Sie küsste ihn fest auf die Wange und drängte an ihm vorbei in die Wohnung. Eine Kaffeekanne stand neben der Samstagsausgabe der Financial Times und einem ansehnlichen Teller mit Croissants auf einem niedrigen Tisch im Wohnzimmer. Nancy betrachtete Letztere sehnsüchtig und hoffte, es wäre später noch Zeit, welche zu essen.
»Polly ist ausgegangen«, sagte Berry, zu laut. »Zum Friseur.«
Nancy sank in die Umarmung der Sofakissen. »Strähnchen, oder? Die Ärmste, sie wird ewig fort sein. Wie anstrengend, Haare zu haben, die so vieler Aufmerksamkeit bedürfen.«
Er zögerte und versuchte sichtlich, eine aufsteigende Unruhe zu kontrollieren. »Möchtest du … eh … etwas Kaffee?«
»Noch nicht.« Nancy ließ ihre Schuhe von den Füßen gleiten. Ihre Fußnägel waren magentarot lackiert. »Setz dich. Tatsächlich bin ich gekommen, um dich zu sehen.«
»Mich?«
»Es ist eine delikate Angelegenheit – nichts, was ich ansprechen könnte, wenn Polly dabei ist. Nun, setz dich – du machst mich nervös.«
»Tut mir Leid.« Berry ließ sich vorsichtig auf dem Sofa nieder und sah Nancy hilflos fasziniert an. »Nun?«
»Du wirst es nie erraten«, sagte Nancy. »Also, kommen wir zur Sache. Ich bin vorbeigekommen, um dich bis zur Bewusstlosigkeit zu ficken.«
Berry flüsterte: »O Gott …«
Sie beugte sich über das Sofa hinweg, nahm ihm die Brille ab und küsste ihn auf den Mund. Er ergab sich ihr wie in Trance. Seine Arme legten sich um sie. Er berührte zitternd ihre Lippen und zog sie an sich. Sie küssten sich gierig.
Dann schob er sie sanft von sich. Nancy ließ sich in die Kissen sinken und begann, ihre Jacke aufzuknöpfen.
»Nein«, sagte Berry atemlos.
»Mmm – willst du, dass ich sie anbehalte?«
»Ja. Ich meine, ja. Das will ich.« Seine Stimme wurde fester. Er suchte gequält nach seiner Brille und erhob sich. »Wir dürfen nicht … ich kann nicht.« Es klang, als versuche er, sich selbst zu überzeugen. »Nancy, ich kann das nicht tun.«
»Was?« Nancy war verblüfft.
»Es tut mir furchtbar Leid …« Er wirkte bekümmert, aber entschlossen. »Es ist einfach nicht möglich. Es steht außer Frage.«
»Willst du damit sagen, dass du keinen Sex mit mir willst?« Niemand hatte jemals keinen Sex mit Nancy gewollt. »Sei nicht albern.« Sie richtete sich auf, und ihre Stimme wurde schärfer. »Natürlich willst du das.«
Er fuhr sich verwirrt mit den Händen durch die Haare, sodass sie hochstanden wie bei Stan Laurel. »Nancy, um Gottes willen, bitte mach es mir nicht noch schwerer.«
»Wo ist das Problem?«
»Hör auf. Du weißt es genau. Ich sage ja nicht, dass ich, wenn ich dich früher getroffen hätte, oder in einem anderen Leben … Gott, ich rede dummes Zeug.« Er gewann mit jedem Wort seine Würde zurück. Er stellte sich aufrechter hin und straffte die Schultern. »Weil ich Polly heiraten werde.«
Nancy sah ihn an. »Aber du liebst sie nicht annähernd so sehr wie mich!«
»Ich liebe sie.«
»Du lügst!«
»Nein, tue ich nicht!«, sagte Berry nachdrücklich. »Ich liebe Polly viel zu sehr, um sie zu betrügen. Ich kann nicht einmal daran denken. Ich könnte nicht damit leben.«
Er meinte es ernst. Die Welt verdüsterte sich um Nancy, als ihr die Wahrheit dämmerte.
Rufa hatte Recht gehabt. Hier war einer der seltenen Männer, dem andere Dinge als Sex wichtig waren. Er weigerte sich, sein Wort Polly gegenüber zu brechen. Er war nicht zu verführen und könnte niemals überredet werden, Nancy zu heiraten, was bedeutete, dass Rufa ihr Leben gewiss ruinieren würde, indem sie Edward heiratete. Sie atmete tief ein und als lautes Schluchzen wieder aus. Diese Mal weinte sie nicht vor Zorn, sondern vor Verzweiflung. Sie schlug die Hände vors Gesicht und wimmerte,
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