Liebe im Spiel
Verärgerung.
»Bitte.« Edward drückte ihre Finger. Der Druck ließ Rufa erschauern. »Ich bin noch nicht fertig. Ich erkenne jetzt, was ich mit all diesem Geld tun sollte. Du musst mich heiraten.«
Der Schock nahm Rufa den Atem. Ihr wurde plötzlich schwindelig, und sie suchte nach einem Hinweis darauf, dass sie in einen verrückten Traum entglitten wäre.
Edwards aufmerksamer Blick wich wieder von ihrem Gesicht. »Ich meine natürlich nicht, dass du mich heiraten musst – ich habe es extrem schlecht ausgedrückt. Ich meine, dass es – ich würde mich freuen, wenn du es tätest. Du liebst mich nicht, nicht im üblichen Sinne. Aber ich denke, du magst mich. Ich glaube, du wärest mit mir erheblich glücklicher als mit deinem Adrian Mecklenberg.« Er wagte es erneut, sie anzusehen. »Auf jeden Fall wärst du sicher, dass Melismate in Ordnung gebracht würde – mein Gott, und ich weiß auch genau, wo du anfangen solltest. Der nächste große Sturm wird das Dach fortwehen.«
Noch immer völlig überwältigt vor Überraschung, wappnete sich Rufa nun für eine peinliche Erklärung der Leidenschaft. Als sie nicht erfolgte, war sie erleichtert. Obwohl die Erleichterung seltsamerweise von Enttäuschung durchsetzt war. Sie fragte sich, bevor sie den Gedanken verdrängte, was sie tun würde, wenn er über sie herfiele. War Edward der Mann, der dafür bestimmt war, sie aus ihrer Erstarrung zu lösen? Sie merkte, wie sie in seinen Zügen nach etwas Unattraktivem suchte. Zu ihrer Verwirrung war da nichts. Edward war absolut nicht unattraktiv. Früher oder später musste sich ein Haken zeigen, aber im Moment sah er so aus, dass man kaum etwas gegen ihn einwenden konnte.
Er ließ ihre Hand los und sah ihr in die Augen. »Bevor du etwas sagst – ich möchte nicht, dass du glaubst, ich täte dies, um … der Sinn des Angebots ist nicht der, dass ich Vorteil aus deiner Situation ziehen will. Das ist das Letzte, was ich will. Es hängt nicht davon ab, dass du Sex mit mir hast. Oder nicht.«
Das war unglaublich peinlich. Rufas Gesicht brannte. Sie konnte nicht antworten. Ihre Blicke begegneten sich und wurden augenblicklich wieder gesenkt. Der Gedanke an Edward als sexuelles Wesen – dass sich vollkommene Selbstkontrolle der Leidenschaft ergab – war unmöglich.
Edward schien das Gefühl zu haben, dass der schwerste Teil seines Antrags vorüber war. Er seufzte. Seine Schultern entspannten sich ein wenig, und sein Tonfall wurde forsch. Es war die Art Tonfall, die er vielleicht in der Armee benutzt hatte, während er mit dem Zeigestock auf eine Landkarte deutete und sagte: »Aufgepasst, Männer.«
»Lass uns dies sofort klären. Es kann hier nicht um Sex gehen, Rufa. Nicht weil du nicht wunderschön wärst – was wohl offensichtlich ist –, sondern weil ich mich weigere, dein Hochzeitsspiel zu spielen. Ich will dir helfen, Melismate zu retten, aber ich kann es nicht im schäbigen Austausch für Sex tun. Alle anderen werden denken, ich kaufe dich, aber du musst wissen, dass es genau das Gegenteil ist. Wir würden es als Geschäftsvereinbarung ansehen müssen –, aber das klingt zu kalt. Du hattest Recht. Ich kann Melismate nicht mit deinem Vater sterben lassen. Hier geht es zum Teil um ihn. Bevor er starb, bat er mich, mich um euch alle zu kümmern. Und dies ist der Weg, wie es geschehen muss.«
Er sprach mit der ruhigen, unerschütterlichen Sicherheit, die sie so sehr vermisst hatte. Seit dem Tod des großen Mannes hatte sie sich darauf verlassen, dass Edward wusste, wie alles zu handhaben war. Er war sich absolut sicher und irrte sich nie. Sie schwiegen. Rufa war benommen und versuchte, ihren Gefühlsaufruhr zu ordnen. Sie versuchte sich vorzustellen, mit Edward verheiratet zu sein. Das war völlig anders als die Vorstellung, mit Adrian verheiratet zu sein.
Adrian war ihr unbekannt, und Edward kannte sie schon fast ihr ganzes Leben lang. Sie vertraute Edward völlig. Sie mochte ihn. Sie mochte die geordnete Nüchternheit seines Lebens. Und irgendwie liebte sie ihn auch. Das hatte nichts mit Romantik zu tun. Er war der Inbegriff all ihrer Liebe zu Sicherheit, zum Geschützten, Familiären. Edwards unbeholfener Heiratsantrag erschien ihr allmählich als von Gott gesandt. Zum ersten Mal seit Ewigkeiten – höchstwahrscheinlich zum ersten Mal seit dem Tod des großen Mannes – würde sie einschlafen können, ohne sich um ihre Familie zu sorgen. Oh, die selige Ruhe und das Glück zu wissen, dass Melismate und die
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