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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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schäbiger und insgesamt mickriger vor. Rufa, atemlos vor Schreck, sich mitten in einer Phantasie wiederzufinden, aus der sie herausgewachsen war, betrachtete sein wirres, braunes Haar, die leicht schräg stehenden, braunen Augen und seine schmalen, angespannten Züge.
    »Jonathan«, sagte sie. »Wie geht es dir?«
    Es hatte einen Moment gegeben, in dem sie sich von Jonathan entliebt hatte. Als er so plötzlich ging, ungespülte Tassen im Spülstein und eine knappe Nachricht an der Hintertür hinterlassend, war Rufa auf dem Gipfel ihrer Vernarrtheit erstarrt. Es war ihr nie in den Sinn gekommen, dass ein Tag kommen würde, an dem sie ihn so wie jetzt betrachten und erkennen konnte, dass sie geheilt war. Wann war das geschehen? Sein Nacken, die Form seiner Ohrläppchen, seine empfindsamen und seltsam ausdrucksvollen Nasenflügel – alle diese Details hatten sich in ihre Seele eingebrannt. Nun empfand sie nur noch die Erinnerung an den Schmerz. Es war nur Narbengewebe geblieben. All dies erkannte sie unter einer Woge des Triumphes und hatte ihn fast gern.
    Jonathan war weitaus erschütterter. »Mein Gott«, sagte er erneut. Er räusperte sich. »Was, um alles in der Welt, machst du in London? Ich konnte dich mir nie außerhalb deiner ländlichen Umgebung vorstellen.«
    Rufa verspürte das Bedürfnis zu lachen. Was hatte sie jemals in diesen lächerlichen, bebenden Nasenflügeln gesehen? »Tatsächlich war ich gerade zu einer Anprobe für mein Hochzeitskleid.«
    Er zuckte zusammen, während sein Narbengewebe pochte. »Du wirst heiraten? Das ist großartig. Gut gemacht – ich meine, gratuliere.«
    »Danke.«
    »Wann ist der große Tag, in Anführungsstrichen?«
    »Im Juni natürlich«, sagte Rufa. »Wir sind sehr beschäftigt, damit ich eine traditionelle Junibraut sein kann – ohne Anführungsstriche.«
    Er entließ die Anspannung mit einem Lachen. »Wer ist es?«
    »Du kennst ihn«, sagte Rufa. »Es ist Edward Reculver.«
    Seine Reaktion kam ihr seltsam vor – zunächst ein erschrecktes Zusammenzucken beim Klang von Edwards Namen, dann halbwegs belustigte Resignation. »Natürlich. Das hätte ich mir denken können.«
    Rufa wollte wissen, warum er es sich hätte denken können. Jonathan war der erste Mensch, den ihre Verlobung nicht überraschte.
    Er lächelte. Er schien in gewisser Weise erleichtert. »Mein Schatz. Du bist so schrecklich schön wie immer. Und ich habe es so verdorben.«
    »Ich habe dir schon vor Ewigkeiten verziehen«, sagte Rufa.
    »Du hattest an andere Dinge zu denken.« Er legte eine Hand auf ihren Arm. »Ich habe von deinem Vater gehört – wir waren in Cirencester, und ich habe in der örtlichen Zeitung von der Untersuchung gelesen. Es tut mir so Leid.«
    »Ich musste aussagen, vor einer Art Gericht.«
    »Ich wollte dir schreiben. Aber dann dachte ich, ich sollte es besser nicht tun.«
    »Das ist schon in Ordnung.«
    Sie standen schweigend zusammen und zollten dem Drama der Vergangenheit ihren Respekt.
    Seine Hand lag noch immer auf ihrem Arm. »Wir blockieren den Bürgersteig. Geh mit mir essen. Dann können wir in Erklärungen und Beschuldigungen schwelgen und alles klären.«
    Rufa lächelte. »Wie in einem Roman.«
    »Aber leider nicht wie in einem von meinen. Ich würde weitaus mehr verkaufen, wenn ich nicht diesen geschäftsschädigenden Drang hätte, das wahre Leben zu reflektieren.«
    Jonathans Romane, dachte sie, waren dem wahren Leben sehr ähnlich, in der Hinsicht, dass sie Dinge wiederholten und häufig recht langweilig waren. Sie hatte Ewigkeiten zu der Erkenntnis gebraucht, dass er kein Genie war. Weil sie neugierig auf ihre eigenen Gefühle war, stimmte sie dem gemeinsamen Essen zu, und sie gingen um die Ecke zu L’Escargot. Es war noch früh. Der begehrte Tisch am Fenster war frei.
    Jonathan murmelte: »Macht es dir etwas aus, wenn wir uns nicht hierhin setzen? Harriet arbeitet am Soho Square, und ich möchte nicht riskieren, dass sie zufällig vorbeigeht.«
    Harriet war Jonathans Frau, wie in seinen Romanen eine hart arbeitende Bankerin und Mutter seiner beiden Kinder. Rufa war ihr nie begegnet, aber Jonathans Schuldgefühl, weil er sie betrog, hatte sie zu einer beständigen dritten Präsenz in ihrer Beziehung werden lassen. Sie war wie ein tadelndes Phantom neben ihm einher geschritten, und jede Begegnung mit ihm hatte mit einer Art Opfer an seine zornige Göttin begonnen – Tränen vielleicht oder eine Tirade gegen die Enge sexueller Konventionen. Er hatte im Entsetzen

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