Liebe im Spiel
wenn ich sein Cottage nicht augenblicklich verließe, würde er meiner Frau erzählen, was los sei.« Er hielt inne und lächelte verlegen. »Ich hatte keine Ahnung, was geißeln ist und was es der zarten Haut eines Schriftstellers antun könnte. Aber ich wollte nicht bleiben und es herausfinden.«
»Also hast du mich verlassen – einfach so –, weil Edward es dir befohlen hat?«
Ihre Stimme klang ungläubig und plötzlich zornig. Jonathan erwiderte leicht gereizt: »Ich fürchte, ja. Wir Schriftsteller sind ein Haufen sentimentaler Feiglinge, oder?«
»Hast du nicht gedacht, du würdest vielleicht überreagieren?«
»Ich würde gerne behaupten, er hätte mich vor die Wahl zwischen dir und Harriet gestellt, aber tatsächlich hat er mir kaum eine Wahl gelassen.« Jonathan lachte kopfschüttelnd in sich hinein. »Er sagte, ich hätte vierundzwanzig Stunden Zeit, mich aus seinem Haus zu verpissen, und wenn nicht, würde er es Harriet persönlich erzählen und mir beide Beine brechen.«
» Edward hat das alles gesagt?« Das war absurd. Rufa hatte keine Ahnung, wie viel sie davon glauben sollte.
»Und noch viel mehr, obwohl er kein Mann großer Worte ist. Er sagte, er habe nicht vor, dabeizustehen und zuzusehen, wie ich dein Herz bräche.«
Sie blickte auf ihren Teller hinab und versuchte, ihr inneres Bild der großen, vom Schicksal verdammten Liebe zurechtzurücken. Sie war tot und begraben, aber ihr Stolz schmerzte noch immer. »Ich war absolut selig. Woher wollte Edward wissen, dass du mir das Herz brechen würdest?«
Jonathan seufzte. »Müssen wir das alles durchsprechen?«
»Ja«, fauchte sie. »Du hast versprochen, alles zu klären.«
»Schon gut, schon gut.« Er legte seine Gabel hin, auf deren eine Zinke er einen einsamen Shrimp aufgespießt hatte. »Bevor wir zum Geißeln und Beinebrechen kamen, hatte Edward mich nach meinen Absichten gefragt.«
»Du meinst, ob sie ehrenwert waren?«
»Mehr oder weniger. Er fragte mich, ob ich die Absicht hätte, Harriet und die Kinder zu verlassen und dich zu heiraten.«
Schweigen entstand. »Und du hast nein gesagt.«
»Rufa, bitte versuch mich zu verstehen – ganz abgesehen von den Kindern, konnte ich den Gedanken nicht ertragen, Harriet im Stich zu lassen. Ich konnte es einfach nicht tun.«
»Also hattest du mich immer schon verlassen wollen«, sagte Rufa kalt. »Es war nur die Frage wann.«
»Hör zu, es tut mir Leid. Ich habe auch gelitten.«
»Warum hast du das in deinem Roman nicht geschrieben, anstatt die Heldin loszuwerden, indem du sie tötest? Es hätte deinen noblen, gequälten Helden weitaus normaler gemacht.«
Jonathan runzelte die Stirn. Sie hatte sein Stirnrunzeln einst als kraftvoll angesehen. Jetzt erschien es ihr eher wie ein Schmollen. »Es tut mir Leid«, murmelte er mürrisch. »Es tut mir Leid, es tut mir Leid, es tut mir Leid. In Ordnung?«
Rufa trank einen weiteren Schluck Wein. Anschuldigungen waren lächerlich, aber sie hatten die Vergangenheit hervorgezerrt, und es beunruhigte sie, dass sie nicht wieder in ihre alte Schachtel zurückgesteckt werden konnte. »Mir tut es auch Leid. Ich wollte dich nicht anklagen – das ist jetzt alles uralte Geschichte. Und in gewisser Weise bin ich vermutlich erleichtert. Es hat mir nicht gefallen, dem großen Mann das vorwerfen zu müssen.« Ihre Augen brannten. Sie unterdrückte die Tränen.
Jonathan atmete mehrmals tief durch. Dann klang seine Stimme bewusst freundlich und stärkend. »Ich hoffe, dass du jetzt nicht stattdessen Edward Vorwürfe machst. Ich tue es nicht. Es war offensichtlich, woher es kam.«
»Er hat unsere Familie sozusagen adoptiert«, erklärte Rufa. »Er hat sich immer um uns gekümmert.«
Jonathan lächelte. »Ja, und hätte ich meinen Verstand beisammen gehabt, hätte ich es früher gemerkt.«
»Entschuldige – was gemerkt?«
»Nun, dass er unsterblich in dich verliebt war.«
Rufa flüsterte: »Was? Nein … du irrst dich vollkommen …« Und während sie es aussprach, erkannte sie, dass er sich nicht irrte.
Er goss ihr Wein nach. »Das ist richtig gut, oder? Major Reculver, unsterblich verliebt. Offen gesagt hätte ich es mir vielleicht zweimal überlegt, mich in dich zu verlieben, wenn ich es gewusst hätte. Er wirkte, als wüsste er mit diesem Gewehr sehr gut umzugehen.«
Sie war verwirrt. Sie hatte sich davon überzeugt, dass Edward ihr seine Hand und sein Vermögen aus einem hohen moralischen Prinzip heraus angeboten hatte. Jetzt erkannte sie plötzlich,
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