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Liebe im Spiel

Liebe im Spiel

Titel: Liebe im Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Saunders
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andere Dimension entglitten. Endlich begriff sie, worum es den Menschen ging, warum sie Poesie schrieben – sie erkannte plötzlich, wovon die halbe Weltliteratur handelte.
    Sein Name war Randolph Verrall. Er trug einen albernen Anzug, und sein Haar war viel zu lang. Er lebte im Schatten einer verblassten Exfrau und ihres kulleräugigen Kindes. Aber nichts davon war wesentlich – dieser charmante Landbewohner musste einfach ein wenig überholt werden. Polly schwamm schon in Rans schwarzen Samtaugen, seit Berry sie einander vorgestellt hatte.
    »Vorsicht«, sagte Ran.
    Sie spazierten um den Graben herum, fort von dem Lärm des Empfangs und der beklemmenden Gegenwart der Exfrau. Pollys hellblaue Stöckelschuhe waren schwarz vor Schlamm, und es kümmerte sie erstaunlicherweise überhaupt nicht – Polly, die Heikle, die Glyndebourne wegen Grasflecken und groben Mayonnaiseklecksen fast unerträglich anstrengend fand. Ran nahm ihre Hand, um ihr Halt zu geben. Sie merkte, wie die Berührung ihr Herz traf wie ein Stromschlag.
    Sie murmelte: »Dies ist der beunruhigendste, wunderschönste Ort, den ich je gesehen habe.«
    »Lächerlich romantisch«, sagte Ran. »Es sollte ein Gesetz dagegen geben.«
    Sie blieben stehen, noch immer Hand in Hand. Die beiden Schwäne zogen majestätisch vorbei, während sie ihre langen Hälse reckten und drehten.
    »Hier ist Rufa also aufgewachsen«, sagte Polly. Sie war fasziniert von Rufa.
    »Dieser Graben war vor ungefähr einem Monat noch zwei Zoll tief und von Unkraut erstickt«, sagte Ran. »Bei heißem Wetter stank er wie die Scheißgrube beim Glastonbury-Festival. Sie mussten alle Fenster geschlossen halten.«
    Die ungehobelten Worte »Scheiß« und »Glastonbury« hätten Polly normalerweise erschaudern lassen. Aber nun konnte sie nur denken, dass Ran den Mund eines Engels hatte. »Natürlich«, sagte sie, »kennst du sie alle unheimlich gut. Du warst mit einer von ihnen verheiratet.«
    Ran sagte: »Wie sollte es anders sein? Ich war der Nachbarsjunge.«
    Polly erschauderte leicht, weil Rans warme Finger noch immer ihre Hand hielten. »Hast du dich in sie alle verliebt?«
    Sie scherzte, auf gebildete, kokette Art, die aus dem Nichts zu kommen schien.
    Ran dachte jedoch ernsthaft über diese Frage nach. »Ich mochte die älteren Mädels, aber das hat alles aufgehört, als ich mit Liddy zusammenkam. Frauen verändern sich, wenn du ihre Schwestern heiratest. Sie verwandeln sich in Harpyien.« Seine großen Augen wirkten tragisch. »Du wirst es nicht glauben, aber Nancy hat einmal einen Mülleimer nach mir geworfen.«
    Polly fragte: »Warum? Was hattest du getan?«
    »Ich hatte mich verliebt.«
    »Oh.«
    »Das ist das einzige Verbrechen, das ich jemals begehe.«
    Polly stellte atemlos fest: »Sich zu verlieben kann nie als Verbrechen gelten.«
    »Glaubst du? Ich wünschte, Liddy würde es genauso sehen.« Ran seufzte tief. »Wir sind in Gewohnheiten verfallen. Die spirituelle Entwicklung zwischen uns kam zum Stillstand. Der Bund ist ewig, aber es liegt keine Musik mehr darin.«
    »Musik?« Polly war fasziniert.
    »Die Musik, die zwei Menschen hören, wenn sie sich verlieben.« Er senkte die Stimme. »Horch mal!«
    Sie schwiegen einen langen Moment.
    »Geigen«, flüsterte Polly.
    »Eine Fanfare«, sagte Ran, während sich sein Mund ihrem näherte. Ihre Lippen berührten sich.

    Polly fing den Brautstrauß, und Lydia kamen die Tränen. Berry hatte vielleicht nichts bemerkt, aber sie hatte gesehen, wie sich die hormonellen Gewitterwolken um die engelsgleiche Gestalt ihres Exehemannes zusammenballten. Er verliebte sich gerade erneut. Sie kannte die Anzeichen.
    Rose kannte sie auch. Sie fühlte sich mit dem Geist ihres früheren Selbst konfrontiert, als sie unter den romantischen Torheiten des großen Mannes gelitten hatte. Mit resigniertem Seufzen sank sie auf den Stuhl neben dem Herd und streifte ihre neuen Schuhe ab.
    »Trink eine Tasse Tee«, schlug Roger vor, während er sie liebevoll ansah. »Du bist total erledigt.«
    Sie waren allein, im Chaos trüber Gläser und leerer Flaschen.
    »Alles war gut, oder?«, fragte Rose.
    Sie erwartete, beruhigt zu werden, und Roger beruhigte sie. »Hervorragend. Edward hat mir sogar gedankt. Es gibt nichts, worüber du dir Sorgen machen müsstest.«
    »Und Ru geht es gut, oder?«
    »Ich denke schon.« Er reichte Rose einen Becher Tee. »Du nicht?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Rose. »Sie schwört, dass sie glücklich ist. Aber ich glaube nicht, dass

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