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Liebe im Zeichen des Nordlichts

Liebe im Zeichen des Nordlichts

Titel: Liebe im Zeichen des Nordlichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen MacMahon
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Freizeitkleidung, der auf einem gepolsterten Stuhl in einer Filiale einer Kaffeehauskette in Dublin sitzt. Während die Welt um ihn herum zusammenbricht, sitzt Bruno bei Starbucks, isst Valencia-Orangenkuchen mit einer Plastikgabel, trinkt seinen Americano und denkt sich, welches Glück es doch war, dass ihn das System ausgespuckt hat!
     
    Die Sache mit Bruno ist, dass er sich für alles interessiert, nur nicht für sich selbst. Er kann sich nicht vorstellen, was jemanden an ihm reizen könnte. Das ist eine Marotte, auf die er schon mehrfach hingewiesen worden ist.
    »Du bist ein verschlossenes Buch«, pflegte Laura zu sagen. »Du verrätst nichts.« Und dann flehte sie ihn an, Tränen der Verzweiflung in den Augen, etwas von sich preiszugeben. In Bruno haben Gespräche wie diese stets Ratlosigkeit ausgelöst, da er nicht wusste, was es da zu offenbaren gab.
    Eigentlich hatte er sich immer für einen offenen Menschen gehalten. Anscheinend ein Irrtum.
    »Nach vier Jahren Ehe habe ich noch immer das Gefühl, dich nicht zu kennen«, hatte Sara einmal gemeint und hinzugefügt: »Findest du das etwa normal?«
    Er ist zweimal verheiratet gewesen, und zweimal hat er die Ehe hinter sich gelassen wie eine Schlange, die aus ihrer Haut schlüpft. Bei der dritten Beziehung ist es ihm gelungen, eine Hochzeit zu vermeiden, nur für den Fall, dass die Institution Ehe an sich das Problem war.
    Diese Beziehung hat zwar am längsten gedauert, aber auch das blutigste Ende gefunden.
    »Es ist doch schließlich nicht so, als ob ich eine Affäre gehabt hätte«, hat er gesagt.
    »Eine Affäre könnte ich ja noch verstehen!«
    Selbst dann hat er noch einen Erklärungsversuch unternommen und sich standhaft geweigert anzuerkennen, dass er etwas falsch gemacht habe.
    »Dir ist doch sicher bekannt, dass man auch lügt, wenn man etwas verschweigt.«
    Dabei hat sie denselben Tonfall angeschlagen, wie sie es im Gerichtssaal tat. Und in diesem Moment hat er gewusst, dass es aus war.
    Drei Beziehungen, eine pro Jahrzehnt seines Erwachsenenlebens. Inzwischen verschwimmen sie alle miteinander. Es ist schwierig, sie in Gedanken voneinander zu trennen. Die Beziehungen, wenn nicht sogar die Frauen selbst, ähnelten sich zum Verwechseln. Die ewig gleichen Streitereien, die sich im Kreis drehten, die gleichen teuflischen Sackgassen.
    Beziehungen, die ihn an eine endlose Autofahrt erinnern, bei der man ständig die Ausfahrt verpasst, bis man irgendwann auf dem Seitenstreifen hält, einfach aussteigt und davongeht.
     
    Das hatte Bruno gegenüber Addie mit keinem Wort erwähnt. Den ganzen Tag hatten sie miteinander geredet, ohne dass er die wichtigsten Aspekte seines Lebens aufs Tapet gebracht hätte.
    Er hatte ihr von seinem Vater erzählt, von dessen Traum, hierher zurückzukehren, selbst als er schon Pfefferminzbonbons lutschte, um den Geschmack des Todes zu vertreiben. Er hatte von seinen Schwestern und deren Kindern berichtet und ihr in einfachen Worten ihre Erfolge und Niederlagen geschildert. Er hatte über Bruce Springsteen, Ashbury Park und »Darkness on the Edge of Town« gesprochen. Bis heute werde er von Stolz ergriffen, wenn er nur Bruces Stimme hörte, meinte er zu ihr. Dem Stolz, dazu zu gehören. All das hatte er ihr anvertraut und ihr dennoch die beiden Ehen und die letzte katastrophale Beinahe-Ehe verschwiegen.
    Andererseits hatte sie ihn, wie ihm jetzt auffiel, auch nicht danach gefragt. Sie hatte nicht versucht, ihn zu sezieren; sie hatte auch nicht in seiner Vergangenheit gewühlt. Keine Spur von dem sanften Nachbohren, den Fangfragen oder den ungeschickt getarnten Aushorchmanövern, die er inzwischen bei Frauen erwartete.
    Auch nicht das prahlerische Auftreten, die Überheblichkeit, die kessen Sprüche, deren einziger Zweck es war, das Gegenüber davon abzulenken, dass bereits Fährtensucher ausgeschickt wurden, um die Lage zu sondieren, seine Lebensgeschichte zu kartographieren und sein Gepäck abzuwiegen, um es mit ihrem eigenen zu vergleichen.
    Ihre mangelnde Neugier war beinahe eine Beleidigung. Rückblickend betrachtet, schien sie überhaupt kein Interesse an seiner Vergangenheit zu haben. Das faszinierte ihn. Sie war so anders als die Frauen, denen er bis jetzt begegnet war.
    Offenbar hatte das Leben Bruno die ultimative Trumpfkarte in Gestalt von Addie gegeben.

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    Kapitel 10
    A ddie war fest dazu entschlossen, nicht herumzusitzen und darauf zu warten, dass das Telefon läutete. Sie würde schwimmen gehen. Die tägliche

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