Liebe im Zeichen des Nordlichts
sich hinter ihn, beugte sich über ihn und zeigte mit dem Finger.
»Das da rechts von deinem Vater ist Margaret, sie wurde immer May genannt. Die Frau neben ihr ist Patricia.«
Addie schmiegte das Kinn in die Grube an seinem Schlüsselbein.
»Und das da links ist die andere Schwester, Hughs Mutter.«
»Deine Großmutter«, sagte Bruno.
»Ja«, erwiderte Addie leise. »Meine Großmutter. Sie hieß Catherine, aber alle riefen sie Kitty.«
Sie musterte das Foto und das Gesicht ihrer Großmutter, konnte aber nichts darin entdecken. Es war einfach nur eine Fremde, die ihr da entgegenblickte. Zum ersten Mal wurde Addie von Neugier ergriffen. Das also war ihre Großmutter. Sie hatte doch sicher das Recht, etwas über sie zu erfahren.
»Hat er vielleicht auch Familiennamen erwähnt?«
»Sie haben doch bestimmt alle Boylan geheißen.«
»Klar, aber ich brauche ihre Namen nach der Hochzeit. Wenn ich die hätte, könnte ich sie suchen. Vielleicht lebt ja eine von ihnen noch.«
»Sicher nicht.«
»Es ist möglich. Die Namen wären wenigstens ein Anfang.«
»Ich bin nicht sicher, ob es eine gute Idee ist, Hugh noch einmal auf das Thema anzusprechen. Ich habe Angst vor seiner Reaktion.«
Noch immer hallte seine Stimme in ihren Ohren wider.
Was muss dieser Kerl in der Vergangenheit herumwühlen? Ich habe dir doch gesagt, dass er nur deswegen hier ist. Behaupte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Der verdammte Familienstammbaum. Brennholz sollte man daraus machen.
Bruno schien nicht zu verstehen, wie hoffnungslos die Lage war.
»Vielleicht frage ich ihn ja selbst«, schlug er gut gelaunt vor. »Wenn du dich nicht einmischen willst, kann ich das auch allein erledigen.«
Möglicherweise hätte er nicht weiter darauf herumgehackt, wenn sie ihm Hughs Reaktion schonungslos geschildert hätte. Also war nur sie allein schuld daran. Immer beschönigte sie sein Verhalten, nahm ihn in Schutz, vertuschte seine Tobsuchtsanfälle.
»Wirklich, Bruno, ich halte das für keine gute Idee.«
»Ich weiß nicht, warum du dir solche Sorgen machst. Ich kann ziemlich charmant sein, wenn ich will.«
»Oh, glaub mir eines«, entgegnete Addie, »nicht du bist es, um den ich mir Sorgen mache.«
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Kapitel 17
B runo und Addie passen in vielerlei Hinsicht ganz und gar nicht zusammen. Insbesondere morgens.
»Reden alle amerikanischen Männer so?«
Bruno ist schon vor sieben aufgewacht, was heißt, dass sie auch schon so lange wach ist. Er hat das Radio aus der Küche ins Schlafzimmer geholt und
Morning Ireland
eingeschaltet. In den Meldungen ging es nur darum, dass Colin Powell Obamas Kandidatur unterstützt. Bruno lauschte gebannt. Immer wenn die Schlagzeilen verlesen wurden, forderte er Addie auf, still zu sein. Sie hatten denselben Bericht jetzt schon dreimal gehört.
»Pssst«, sagte er, als der Nachrichtensprecher die Acht-Uhr-Nachrichten ankündigte.
»Ich habe doch gar nicht geredet.« Sie wälzte sich auf den Bauch und vergrub das Gesicht im Kissen.
»Der ehemalige Außenminister der USA , Colin Powell, hat offiziell Barack Obamas Präsidentschaftskandidatur unterstützt. In der Nachrichtensendung
Meet the Press
des Senders NBC äußerte er außerdem, die Ernennung von Sarah Palin zur Vizepräsidentschaftskandidatin wecke Zweifel an McCains Urteilsvermögen.«
»Ja!«, rief Bruno aus und ballte dabei die Fäuste.
»Genau dasselbe haben sie um halb sieben und um sieben auch schon gesagt«, murmelte Addie ins Kissen.
»Ich weiß, ich weiß, ich kann es nur nicht oft genug hören. Das muss uns weiterbringen. Es muss einfach.«
Sie drehte sich auf die Seite.
»Bruno, darf ich dich etwas fragen? Reden alle amerikanischen Männer morgens so viel?«
»Klar, irische Männer nicht?«
»Oh, ganz bestimmt nicht«, erwiderte sie. »Irische Männer reden nur mit Frauen, wenn sie betrunken sind. Aber niemals morgens, unter gar keinen Umständen.«
Bruno ließ das mit zur Seite geneigtem Kopf auf sich wirken.
»Die Sache ist«, fuhr Addie fort, »dass ich diese Schweigsamkeit am Morgen gewohnt bin. Und deshalb finde ich es ein bisschen komisch, sich morgens zu unterhalten. Für mich ist es ganz seltsam, vor der ersten Tasse Kaffee mit jemandem zu reden.«
Seitdem bringt er ihr immer eine Tasse Kaffee ans Bett, sitzt da, sieht zu, wie sie sich aufsetzt und ihn trinkt, und dann fragt er sie, ob sie fertig ist. Wenn sie ja sagt, erwidert er »spitze, dann können wir jetzt reden«.
»Und ich habe mich gefragt, warum du mit 50
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