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Liebe in getrennten Betten (German Edition)

Liebe in getrennten Betten (German Edition)

Titel: Liebe in getrennten Betten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Celmer
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auf die Tiefkühlabteilung, „kannst du als vollwertige Nahrung vergessen. Kochst du dir denn nie etwas?“
    Kochen war die einzige Arbeit im Haushalt, die ihre Mutter nie von ihr verlangt hatte, und dementsprechend dürftig waren ihre Kenntnisse und Fertigkeiten. Das letzte Mal, dass sie es versucht hatte, hatte sie fast die Feuerwehr rufen müssen. „Du kannst mir glauben, dass es in unser beider Interesse liegt, wenn ich vom Kochen die Finger lasse.“
    Nick kommentierte das nicht weiter. Stattdessen ging er methodisch alle Küchenschränke durch, als wollte er Inventur machen. Kopfschüttelnd staunte er über das Fehlen selbst der einfachsten und grundlegendsten Lebensmittel in diesem Haushalt wie Mehl, Brot, Butter oder sogar Salz.
    „Man braucht doch nicht viel, wenn man alles Mögliche fertig ins Haus geliefert bekommt“, sagte sie, während sie sein Treiben beobachtete, „und für den Rest gibt es Vitaminpräparate. Was machst du da eigentlich?“
    „Ich sehe nach, was ich demnächst einkaufen muss. Aber ich weiß es schon: so ziemlich alles. Deine Bestände sind ausgesprochen übersichtlich.“
    „Du kannst natürlich einkaufen, was du möchtest. Du darfst nur nicht annehmen, dass ich daraus irgendein Essen koche.“
    Nick winkte ab. „Brauchst du nicht. Vielleicht überrascht es dich, aber ich bin kein so schlechter Koch. Ich habe früh damit angefangen. Früher durfte ich meiner Mom oft in der Küche helfen. Kochen gehörte zu den wenigen Dingen in unserem Zusammenleben, bei denen wir beide Spaß hatten.“
    Zoe kam es so vor, als ob für einen kurzen Moment ein wehmütiger Schatten sein Gesicht streifte. Dieser Ausdruck war ihr an ihm schon öfter aufgefallen – jedes Mal, wenn er von seiner Mutter sprach.
    „Wie alt warst du denn damals?“
    „Fünf oder sechs, schätze ich.“
    „Und war sie da noch ganz okay?“
    Nick zuckte die Achseln. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie jemals ganz okay gewesen ist. Aber soweit ich mich erinnere, verlief das Leben in dieser Zeit über Monate am Stück in einigermaßen normalen Bahnen. Dann hörten wohl die Medikamente auf zu wirken, oder vielleicht hat sie sie auch abgesetzt, weil die Nebenwirkungen so verheerend waren. So ging es mit ihr die Jahre darauf Stück für Stück weiter bergab, bis gar nichts mehr ging. Als ich acht war, hat mich dann das Jugendamt von ihr weggeholt.“
    „Und seitdem hast du sie nicht mehr gesehen?“
    „Nein“, antwortete er kurz.
    Zoe schaute betroffen drein. In so jungen Jahren schon von den Eltern getrennt zu werden, war ihr vollkommen unvorstellbar.
    „Hin und wieder bekam ich noch einen Brief von ihr, aber der letzte liegt jetzt auch schon sechs Jahre zurück. Sie ist Gott weiß wo herumgezogen, fand mal hier Unterschlupf, mal dort, aber es ist mir nie gelungen, sie aufzuspüren.“
    „Und was tätest du, wenn es dir eines Tages nun doch gelänge?“
    „Ich würde versuchen, sie in einer guten Einrichtung unterzubringen oder in einer therapeutischen Wohngruppe, von denen einige wirklich gut sein sollen. Aber das hängt sehr von ihrem Zustand ab. Die Krankheit, unter der sie leidet, ist fortschreitend. Das heißt, dass keine Aussicht auf Besserung besteht, dafür aber eine große Wahrscheinlichkeit, dass sich das Leiden verschlimmert. Realistisch ist wohl, davon auszugehen, dass sie schon längst gestorben ist.“
    Nick erstattete seinen Bericht mit fast unbewegter Miene, und man musste ihn – wie Zoe – schon sehr gut kennen, um herauszuhören, wie sehr ihn das Schicksal seiner Mutter berührte. Zoe hatte das Bedürfnis, Nick in die Arme zu nehmen, um ihn wenigstens ein bisschen zu trösten. All das kam ihr so unglaublich grausam vor: nicht zu wissen, ob die Mutter noch lebte – oder, wenn sie es tat, zu wissen, dass sie irgendwo allein und elend und gottverlassen war.
    „Machst du dir Sorgen wegen des Babys?“, fragte Nick plötzlich.
    „Wieso? Wie kommst du darauf?“
    „Weil manche dieser Krankheiten erblich sind.“
    Daran hatte Zoe überhaupt noch nicht gedacht. Sie wusste wenig über geistige Erkrankungen. „Müsste ich mir Sorgen machen?“
    „Nein, das brauchst du nicht. Das Leiden meiner Mom ist Folge einer Hirnschädigung, die sie durch einen schweren Autounfall als Kind erlitten hat. Da kann sich nichts vererben. Jedenfalls nicht von meiner Seite.“
    „Von meiner auch nicht. Wir sind nun wirklich eine große Familie, aber es hat noch keinen einzigen Fall von Geisteskrankheit bei uns

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