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Liebe in groben Zügen

Liebe in groben Zügen

Titel: Liebe in groben Zügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kirchhoff
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Präsidenten: der nicht dumm sei, aber gefährlich, und Renz hörte nur noch zu, während sie sich schon Langusten und Salate nahm, etwas vom Roastbeef und Kartoffeln. Ihr Rückweg zum Tisch führte an den Italienern vorbei, zwei der Goldkettchenmänner schauten über die Köpfe ihrer Frauen hinweg zu ihr, Blicke, als sei sie dreißig und allein im Urlaub, und mit den Blicken im Rücken – man spürt sie nicht, aber weiß um sie – änderte sich ihr Gang, ein Gehen jetzt ganz aus dem Becken heraus, den Kopf leicht im Nacken.
    Renz saß schon am Tisch, vor übervollem Teller, Chicken wings, Hummerstückchen, rußige Lammkoteletts, ein halber Red Snapper, dazu grüner Spargel und Avocados. Er hatte die Sonnenbrille aufbehalten, jetzt mehr schon Gag als das Ausprobieren eines Geschenks, auch ein Stück Ähnlichkeit mit dem Greisenzuhälter. Gib mir die Brille, sagte sie, und statt ihr die Brille zu geben, nahm er ihre Hand und hielt sich an ihr, während er mit der anderen, seiner ungeschickteren Hand aß, links ein Barbar, rechts ein Kind, und sie zog ihm die Brille einfach vom Gesicht und sah die vom Qualm geröteten Augen, als würde er gleich weinen oder hätte es schon heimlich getan. Bist du unglücklich? Ein ruhiges Anfragen, die Hand noch in seiner, aber schon der aktivere Teil, mit streichelndem Daumen, eine Bewegung, die sie verfolgte, als sei es gar nicht ihre Hand und auch nicht die von Renz, sondern die Hände eines ganz anderes Paares, der beiden aus New York, die manchmal herübersahen. Nein, nicht unglücklich, sagte er. Nur müde. Gut, dass du da bist.
    Warum gut?
    Ich weiß es nicht.
    Du weißt es, denk nach.
    Ich kann darüber nicht nachdenken.
    Du willst nicht. Du willst überhaupt nicht nachdenken.
    Und du, willst du Wein? Renz schenkte ihr Wein ein, einen chilenischen. Auch mit Eis? Man kann ihn nur mit dem Eis ertragen, willst du Eis? Er holte zwei Würfel aus einer Schüssel und wollte sie in ihr Glas tun, sie hielt seine Hand fest, darin schon ein kaltes Schmelzen. Und warum bist du müde? Weil es uns schon so lange gibt?
    Ich weiß es nicht, sagte Renz wieder. Probier den Wein.
    Doch, du weißt es. Ich weiß es auch.
    Was weißt du?
    Dass es uns schon zu lange gibt – sie zog die Hand zurück, darin noch Eis, sie kühlte sich die Stirn damit –, oder sollte es uns noch länger geben?
    Warum redest du nicht über Marlies, sagte Renz. Über sie willst du doch eigentlich reden. Was ich an ihr finde, an einer mit Chemotherapie. Sie war im richtigen Moment in der Nähe. Der Rest ist nur noch ein Loslassen.
    Vila trank von dem Wein, er brauchte wirklich Eis, am besten, man trank ihn gar nicht. Du musst wissen, was du tust. Und musst essen, sonst wird es kalt. Soll ich noch Salat holen? Es gibt auch italienischen. Wenn man ein Auge zudrückt.
    Wir können uns den Teller teilen. Ohne Salat.
    Bist du sicher? Sie legte ihr Brillengeschenk beiseite, und Renz stellte den Teller in die Tischmitte; die Eiswürfel in seiner Hand waren zu einem Gebilde verschmolzen, das nahm sie und gab es in ihr Weinglas, dann stießen sie an und aßen. Der Teller reichte, um satt zu werden, es blieb sogar etwas übrig. Renz bestellte anderen Wein, einen kalifornischen Roten, der Prinzenkellner brachte ihn an den Tisch, als die Ersten schon ihr Dessert holten oder zum Strand gingen, die Amerikaner sich in Grüppchen unter den Palmen sammelten und Brandy tranken; auch das Idealpaar stand jetzt bei anderen Paaren, trank und lachte mit ihnen, very familiar, aber ohne Enge, mit Luft. Vila holte noch zwei Stück Kuchen, ein Gang durch den Qualm, beißend in der Lunge, als hätte ihr Marlies aus München einen Gruß geschickt, und mit dem Nachtisch und der zweiten Flasche Wein, dazu Renz bei ihr eingehakt, dann auch ein Hinüberwechseln zum Strand. Dort aßen sie den Kuchen, der im Mund zerlief, mit den Füßen im flachen, warmen Wasser, Hosenbeine umgekrempelt, die Schuhe am Gürtel. Und schließlich ein langsames Gehen im Wind, immer noch eingehakt, jetzt sie mehr bei ihm als umgekehrt; der Wind kam vom Meer, wie aus fernen Öfen, und je weiter sie gingen, in einen Abschnitt ohne Lichter vor dem nächsten Strandlokal, desto klarer über ihnen die Milchstraße. Morgen muss ich die Charter bezahlen, sagte Renz. Der Skipper heißt Vincent und sein Boot heißt leider Orgasm Hunter, gehen wir zusammen zu der Bucht? Das wäre schön.
    Wieso leider? Sein kleines feministisches Einlenken störte sie: Ein Boot, auf dem man am Ende die

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