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Liebe in groben Zügen

Liebe in groben Zügen

Titel: Liebe in groben Zügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kirchhoff
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Neues gab, aber er winkte dem zu, Witz zu Witz. Nur in den Morgenstunden sah es anders aus, wie in den Stunden, nachdem sich kleine ungute Stellen in seinem Darm gezeigt hatten, inzwischen abgetragen, aber die Schockwellen gab es noch. Ansonsten ruhige Tage nach dem Unwetter, der Sommer wieder eingependelt, vormittags die Seearztserie, die ersten drei Folgen fertig, das Personal etabliert, nun musste ein Notfall her: Eine schwangere Küchenhilfe, Pakistanerin, keine Seltenheit am See, bekommt beim Umhertragen schmutziger Tellerstapel die Wehen, der junge Arzt, zufällig in dem Lokal, entbindet in der Küche ein kleines dunkelhäutiges Mädchen. Konzentriertes Arbeiten an den dramatischen Bildern, Renz allein im Haus, Vila im Ort, bis mittags der Dunst kam. Täglich das gleiche Schauspiel, erst die weiße Schleppe über dem anderen Ufer, nachmittags dann eine Haube aus Billiarden von Tröpfchen über der ganzen Wasserweite und gegen Abend wieder ein Goldglanz, die Stunde für Mails und Telefonate. Vila traf mit Katrin noch letzte Vereinbarungen über das Abholen am Flughafen, und sie schrieb auch ein paar Zeilen an Bühl und las die schnellen Reaktionen und schrieb gleich zurück – eine neue Geschwindigkeit zwischen ihnen, fast ein Hin und Her wie das im Bett, aber mit Worten, davon keins über das Kissen auf dem Gesicht, auch keine Fragen mehr von ihrer oder seiner Seite, nur kleine Beschwörungen, ich streichle deinen Hals, die Lippen, die Ohren, ich spüre deine Hand in mir und so weiter, bis einer von beiden ein Ende machte, Fortsetzung folgt, und sie die Online News las, um sich abzulenken – ihr italienischer Kandidat noch immer im Koma. Und Renz war in der Goldstunde, wie er sie nannte, für sein Prime-Time-Projekt am Telefon unterwegs, sprach mit TV-Journalisten und Schauspielern, die er persönlich kannte, und inzwischen auch regelmäßig mit Kilian-Siedenburg, der für die letzten Augusttage, Vilas Empfehlung, auf der anderen Seeseite in der Villa Feltrinelli mit Bootsservice ein Zimmer hatte, teurer ging es nicht, und der am Ende der Gespräche jedes Mal privat wurde, nach dem Hausmieter fragte: ob der in der Nähe sei in den Tagen. Sag ihm, der sei auf dem Weg nach Rom, zu Fuß, hatte Vila schließlich durchs Haus gerufen, das war am Vorabend von Katrins Ankunft.
    Und natürlich holten sie ihre Tochter gemeinsam ab, Katrin kam aus Frankfurt, die Maschine verspätet, ein Gewarte im Wagen bei Musik, Renz’ altes Zeug, er hatte es einfach angestellt, Dean Martin, Paul Anka, die richtige Mischung, um etwas Zeit totzuschlagen, ohne dass man reden musste, und plötzlich ging die hintere Tür auf. Katrin, nur mit Handgepäck, war dann doch eher gelandet und den Eltern wie immer voraus: aus dem Arrival-Gebäude gekommen, den großen Wagen gesehen, hingelaufen, Hallo, ihr zwei!, und schon saß sie in Shorts und Hemd da. Renz verrenkte sich für einen Kuss über die Nackenstütze, während Vila einfach umstieg nach hinten, ihre Tochter umarmte, er konnte es im Spiegel sehen, auch dass Katrin gleich ein iPad aus dem Gepäck zog und etwas abgenommen hatte an ihrem Fluss, besser denn je aussah. Fahr, sagte Vila, und er fuhr los, eine Fahrt bei leichtem Regen, er musste die Scheibenwischer anstellen, kein schönes Bild – Renz hasste es, wenn Besuch kam und das Wetter nicht gut war: als hätte er mitsamt der Gegend versagt. Auf dem Autobahnstück dann ein Kurzbericht über die Reise vom Rio Xingu nach Oberitalien, der war noch für sie beide bestimmt, die Eltern, aber schon nicht mehr die Frage, was sie so treiben würden den ganzen Tag, die ging schon mehr an Vila. Was wir so treiben, sagte sie – gestern haben wir zum Beispiel abends einen alten Film gesehen, der im Fernsehen lief, Belle de Jour, wirst du nicht kennen, von achtundsechzig, kann das sein? Sie beugte sich zwischen die Vordersitze, bei Fragen zu Filmen, Schauspielern, Jahreszahlen, zog man ihn gern zu Rate, nur wusste er es selbst nicht genau, obwohl Belle de Jour einer der ersten Filme war, die er besprochen hatte, enthusiastisch damals, und gestern war er bitter enttäuscht, das Ganze ein halbanstößiges Kaspertheater, völlig albern die Szenen im Privatbordell, völlig unklar das Motiv der Frau, nachmittags als Hure zu arbeiten, nur weil ihre Ehe langweilig ist; sie selbst ist langweilig, vielleicht ihr geheimes Motiv. Langweilig auch die junge Catherine Deneuve, sexy nur Michel Piccoli und der pervers verklemmte Freier mit den fiesen Zähnen,

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