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Liebe in groben Zügen

Liebe in groben Zügen

Titel: Liebe in groben Zügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Kirchhoff
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nicht Entdecker der Thaiseide, nur der Annehmlichkeiten von Paris, kauft in Frankreich Stoffe, und seiner Frau fehlt an den flautenstillen Mittagen eine Hand, also holt sie ihn für ein Schläfchen, das gar kein Schläfchen ist. Sie tut bloß, als würde sie schlafen, und lässt es durch Trägheit und leise Töne so weit kommen, dass er sie erforscht, wie er sonst den Finger in Kuchenteig tauchen darf. Und in der zweiten Ferienhälfte kam dann der Freund, vom britischen Akzent wie geadelt, und sie streunten zwischen Zartenbach und Unterried, der Beginn ihrer künftigen Jagden. Also keine Zahl, sagt Cornelius, keine Bewertung der Dinge von deiner Seite. Und warum nicht? Weil Heiding damals bezahlt hat, ja? Einer für alle. Ertrinken, ein qualvoller Tod. Aber ohne eine Zahl komme ich in meiner Sache nicht weiter. Wir sind dabei, eine Stiftung zu gründen, da geht es immer um Geld. Oder nehmen wir dein Buch: Was wird es kosten, welcher Betrag für welche Erkenntnis? Dass es heute an Heiligen fehlt? Allenthalben. Die Prominenz hat das Heilige ersetzt, auch das Wahre. Wahrheit ist nur ein Gefühl von vielen, Heiligkeit ein Wahnsinn unter anderen. Und gut ist, was Bekanntheit hat. Bleibt nur noch das Schöne als Wert, alter Freund! Und wieder hebt er sein elektronisches Wunder, es blitzt, und eine zweite Schwalbe schießt unter dem Dachstuhl hervor, noch ein Zickzackflug, länger jetzt, und dann landet sie am Gebälk, klammert sich dort fest, ein regloses Wesen und Ziel. Dein Luftgewehr, sagt Cornelius, gibt es das noch? Ich habe noch meine Gasdruckpistole. Manche Dinge behält man ewig. Und was macht unsere Hug Tulla, lebt sie? Keine Scheinfrage, es interessiert ihn wirklich, und er sagt Ja, ja, in einem Heim, bei Unterried. Und er will noch sagen, dass er sie besucht hat, will von Gewehr und Pistole weg, aber so läuft es nicht, es kommen ganz andere Worte. Das Luftgewehr, es hat seinem Namen Ehre gemacht, sich in Luft aufgelöst. Dafür habe ich jetzt einen alten Revolver, sogar dabei, nur sind die einzigen Patronen kaputt. Erodiert, heißt es so? Zu viel Feuchtigkeit, darunter leidet der Kupfermantel, also auch die Füllung. Oder ist es kein Kupfer? Noch ein Versuch der Ablenkung, aber gesagt ist gesagt, Cornelius will die Waffe sehen, ein Zeig schon, zeig her, wie früher in ihrer Bucht, wenn sie das vom Schwimmen Geschrumpfte voreinander versteckt hatten, und er holt den belgischen Gegenstand aus dem Rucksack, zielt aufs Gebälk und drückt ab, es klickt. Wie gesagt: uraltes Teil, Weltkrieg, und von Cornelius ein Schade in spaßigem Ton, Schade, da war eine Katze draußen, jetzt kann man sie nur noch fotografieren, bei dir im Arm, das Bild für deinen Buchumschlag. Mein Vater hätte es verachtet – künstlerische Menschen mit Haustier, der Gipfel des Leutseligen. Aber seine Zeit ist vorbei. Das ist jetzt unsere Zeit, Bühle! Und noch einmal das Zücken seines kleinen flachen Geräts, der Blick auf das Display, dazu ein Sitzen fast auf der Stuhlkante, halbschräg zur Altarstufe, wieder das Zielen mit dem Kameraauge auf ihn, nur hat er, Bühle, jetzt auch etwas zum Zielen und tut es über Kimme und Korn und drückt mit dem Blitzen ab, das helle Licht und helles Krachen wie eins, als würde die Kapelle bersten, und die Schwalbe in rasendem Zickzack über Cornelius, jetzt ohne blitzendes Gerät, das kleine Ding auf dem Steinboden, dafür seine Hände seitlich an der Jacke, ein ungläubiges Tasten, während er langsam vom Stuhl rutscht, den Mund weit offen.
    Ewige Freundschaft, ewige Liebe, das wäre ewiges Vergessen, ein Leben im Moment bis zum Tod, und sie hatten beide nichts vergessen, keinen Aarlinger Tag, keine Stunde, wie auch die Stunde in der Kapelle Gegenwart ist, mit jedem Wort in ihm wach – er hatte immer noch die Hand in dem Wasserlauf, sie tat schon weh vor Kälte, ein Schmerz, der dem Erinnern die Waage hielt. Cornelius wand sich auf den Steinplatten und schrie, seine Jacke wurde dunkel in der Nierengegend, zwischen den Schreien hechelnder Atem, auch ein Hilf mir, aber wer weiß schon, was in so einem Fall zu tun ist. Zum Glück kannte er die Notrufnummer, weil sie im Haus auf dem Telefon stand, es gab auch gleich Verbindung, eine Frauenstimme. Und in einer Mischung aus Latein und Italienisch sagte er, was passiert war, ein Unfall mit einer Waffe, Blut, sehr viel Blut, und wo es passiert war, in der Kapelle von Campo oberhalb von Marniga am Ostufer des Sees, und verlangte den Hubschrauber, der sonst über

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