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Liebe in St. Petersburg

Liebe in St. Petersburg

Titel: Liebe in St. Petersburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und wenn ich ihn wieder betäuben müßte! Hauptmann von Eimmen, ich verbiete Ihnen, unser Haus noch einmal zu betreten! Euer Krieg geht uns nichts an …«
    Liebe, so sagt man, kann Berge versetzen, die Sterne vom Himmel holen, das Unmögliche möglich machen – einen Krieg kann sie nicht verhindern.
    Kaum war in St. Petersburg bekannt geworden, daß die österreichische Artillerie Belgrad beschossen hatte, schickte Großfürst Nikolai Nikolajewitsch sein schon lange vorbereitetes Telegramm an die serbische Regierung: Rußland wird seinen serbischen Brüdern helfen …
    Um den Großfürsten herum standen die anderen Generäle, bereits in Felduniform, unter ihnen Graf Michejew. Er war zum Umfallen müde. Man hatte sämtliche Petersburger Studenten verhört, hatte ihnen gedroht, hatte ihnen Belohnungen versprochen … die Gruppe, die Gregor von Puttlach überfallen und fast totgeschlagen hatte – vor allem der große Student –, war nicht zu entlarven. Man hatte sogar durch die Polizei alle in der Stadt weilenden fremden Studenten festnehmen lassen – auch hier das gleiche Ergebnis: Es waren die falschen. Dafür aber loderte neue revolutionäre Empörung auf. Wenn die Studenten nach den Verhören wieder auf der Straße standen, rotteten sie sich zusammen, entrollten die rote Fahne und zogen singend durch Petersburg, beklatscht von der Bevölkerung, vor allem von den Arbeitern und Armen. Hier griff die Polizei dann nicht mehr ein …
    Dieses Volk brauchen wir in ein, zwei Tagen, hieß es vertraulich. Es wird Uniformen tragen und Berlin erobern! Seine Begeisterung für den Sozialismus wird schnell umschlagen in eine Begeisterung für den Krieg …
    Anna Petrowna Michejewa war an diesem Abend zu Gast bei der Zarin. Die Wyrobowa hatte ihr eine kaiserliche Karosse geschickt und sie nach Peterhof holen lassen.
    In ihren Privatgemächern saß die Zarin Alexandra Feodorowna an einem kleinen Tisch, hielt ein Telegramm in der Hand und weinte.
    Ein Telegramm aus dem fernen sibirischen Dorf Pokrowskoje, abgeschickt von Grigorij Jefimowitsch Rasputin. Im Bett sitzend, gestützt durch einen Berg von Kissen, mit einer Bauchwunde, aus der noch immer der Eiter floß, hatte er es seiner ältesten Tochter Maria diktiert. Sein Flehen an den Herrscher über das größte Reich dieser Erde war erschütternd:
    Lieber Freund, ich wiederholte es Dir noch einmal: ein fürchterliches Gewölk zieht über Rußland auf. Unglück! Unzählige Leiden! Von allen Seiten ist es düster. Und ich bemerke an keinem Punkt des Horizonts einen Hoffnungsschimmer. Überall Tränen, ein Ozean voll Tränen! Und das Blut! Ich finde keine Worte. Das Entsetzen ist unbeschreiblich. Dennoch weiß ich, daß alles von Dir abhängt. Diejenigen, die den Krieg wollen, begreifen nicht, daß er unser Untergang ist. Schwer ist die göttliche Züchtigung, wenn Gott uns die Vernunft nimmt, denn das ist der Anfang vom Ende. Du bist der Zar, der Vater des Volkes! Du darfst die Unsinnigen nicht triumphieren lassen und selbst mit dem Volk untergehen! Wir werden Deutschland besiegen, ja, aber was wird aus Rußland werden? Wahrlich, ich sage Dir: Trotz unseres Sieges wird es seit Anbeginn der Jahrhunderte keine entsetzlichere Qual gegeben haben als diejenige Rußlands. Es wird ganz von Blut überschwemmt sein. Und sein Untergang wird vollständig sein. Grigorij { * }
    Die Zarin wartete, bis Anna Petrowna das Telegramm gelesen hatte. Vorsichtig, als sei es aus dünnstem Glas, legte die Michejewa das Papier zurück auf den kleinen Tisch.
    »Es ist unheimlich«, sagte sie leise. »Ich glaube daran. Es wird tatsächlich dieses Rußland nicht mehr geben, ob wir siegen oder verlieren. Die Welt wird sich für immer ändern …«
    »Was soll ich tun?« fragte die Zarin. »Der Zar ist zu gutgläubig, und die Generäle sind zu stark! Sie werden ihn überstimmen, sie werden bei ihm ihren Krieg durchsetzen. Was soll ich tun? Oh, wenn Väterchen Grigorij doch in Petersburg wäre! Er würde den Krieg verhindern können!«
    »Ruf ihn zurück«, sagte die Wyrobowa. »Er wird kommen!«
    »Mit seiner offenen Wunde? Er würde den Weg nicht überleben!«
    »Er ist ein Mensch voller Wunder! Er soll es versuchen.«
    »Es ist sinnlos!« Anna Petrowna sagte es, obwohl sie wußte, wie schwer es die Zarin traf. »Ich brauche nur meinen Mann, den General, anzusehen, um zu wissen, daß auch ein Rasputin diesen Krieg nicht verhindern könnte!«
    Die Zarin lief im Zimmer auf und ab und begann zu weinen. »Ich

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