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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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in Dunkelheit und Schneetreiben. Diese Schwierigkeiten lagen nicht an ihm, sondern an mir. Ich musste mir ein genaueres Wetterbeobachtungssystem erstellen. Auch wenn die Vorhersage für das Westland gut ist, kann in einem Fjord die Sonne scheinen und im nächsten ein Unwetter wüten. Und bestimmt dramatisierte ich das Ganze viel zu sehr. Weder das Wetter noch die Straßenverhältnisse waren schlimmer, als zu erwarten war. Ich wurde nur ein wenig auf die Probe gestellt, so wie ich es gewollt hatte. Und es brauchte offenbar nicht viel mehr als das, um mich in Panik zu versetzen, was am besten zeigt, wie gut mir das alles tun würde. Ich durftemich einfach nicht von dem Wagen nerven lassen. Wir waren aufeinander angewiesen. Mussten diese Rundreise zusammen schaffen.
    Was sollte ich als Nächstes tun? Es war neun Uhr, und ich war noch nicht wirklich auf dem Weg ins Bett. Obwohl ich problemlos im Wagen schlafen konnte, war es trostlos, einen ganzen Abend in ihm zu verbringen. Um Licht zu haben, musste ich den Motor laufen lassen, und das war teuer bei einer Maschine mit einem Verbrauch von gut 25 Litern. Die Fläche hinten eignete sich gut, um im Schlafsack darauf zu liegen und zu versuchen, die Wärme bei sich zu behalten, ermöglichte jedoch auch nicht viel anderes. Wegen der Kälte waren die Batterien der Taschenlampe meistens schnell erschöpft. Deshalb war es nicht möglich, länger als 15 bis 20 Minuten zu lesen oder zu schreiben. Eigentlich hätte ich die Gaslaterne anzünden und von ihr sowohl Licht als auch Wärme bekommen können, aber ich hatte plötzlich Lust, irgendwo einzukehren.
    Ich holte den Reiseführer »Unterwegs in Island« hervor und schlug bei Stykkishólmur nach. In der Spalte »Sport und Freizeit« gab es drei Möglichkeiten: das »Schwimmbad von Stykkishólmur«, »Golf auf dem Víkurvöllur« und den »Skilift zum Kerlingarskarð«. Okay. Unter »Restaurants/Imbiss-Lokale« gab es sechs: »Hótel Stykkishólmur«, den Kiosk »Setta«, »Knudsen«, »Gissur Tryggvasons Handel«, der eine Art Supermarkt-Tante-Emma-Laden zu sein schien, und die »Brotfabrikation Stykkishólms«, die wahrscheinlich eine Bäckerei war, denn niemand antwortete, als ich anzurufen versuchte.
    Die Bedienung, ein Mädchen von siebzehn, achtzehn Jahren, kam und nahm den Teller vom Tisch. Ich lobte das Essen und fragte anschließend: »Hmm, sag mal, was treiben die Leute hier am Abend?«
    »Ach, die holen ein Video oder irgendwas.«
    »Und wenn sie keinen Videoplayer haben?«
    Sie kicherte und sagte verlegen: »Hier haben alle einen Videoplayer.«
    »Ich meine, gibt es hier ein Kino …?«
    »Nein, kein Kino«, antwortete sie ein wenig getroffen von der Frage. »Es gibt natürlich das Hotel.«
    »Ach so, ist das alles?«, fragte ich und hoffte, dass ich sie nicht verletzte.
    Sie verzog das Gesicht: »Ja, man kann hier eigentlich nichts machen.«
    Ich schrieb eine Karte an Stebbi.
     
    Selber Hallo!
    Herrlich anregend hier draußen. Eine Menge los. Bin schon nagelneu, Mensch. Grüß die Jungs in der Bar. Hoffe, du hast dich vom letzten Wochenende erholt. Und nicht zu viel ausgegeben. Du brauchst noch was für das nächste. Und das übernächste. Und du weißt schon.
    Die besten Grüße – Huldar.
     
    Im Hotel durfte ich die Telefone zum Aufladen an den Strom anschließen und suchte mir dann einen Platz in dem großen Speisesaal. An einem Tisch hinten in der Ecke saß ein Amerikaner in einem neuen isländischen Wollpullover und sprach in sein GSM-Telefon über »the great Icelandic trout«. Ansonsten war der Saal leer, aber aus irgendeiner Barecke hinter einem Raumteiler klangen die Stimmen einiger Seeleute herüber.
    »Worüber habe ich gerade gesprochen?«
    »Ich dachte, du wolltest Schnaps besorgen, und dann wollten wir zu Hugi?«
    »Fragst du mich? Die einzigen beiden Häuser, in denen ich war, seit ich an Land bin, waren bei Hugi zu Hause und dann das Hotel.«
    »Ich bin schon viel zu voll.«
    »Weißt du, was Seekrankheit ist?«
    »Wir sind alle eine große Familie.«
    »Es ist kein Problem, in der Stadt Arbeit zu bekommen.«
    »Kristinn Björnsson?«
    »Nein. Kristinn R. Ólafsson, der aus Madrid berichtet.«
    »Nicht eher aus Barcelona?«
    »Das ist eine viel größere Stadt.«
    Der Betrunkenste redete laut und am meisten. Als über ihn gelacht wurde und darüber gesprochen, dass er so viel redete, schmeichelte ihm das ein wenig, und er redete noch mehr und noch lauter. Da wurde noch mehr und noch lauter gelacht.

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