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Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Liebe Isländer: Roman (German Edition)

Titel: Liebe Isländer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Huldar Breiðfjörð
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Und so weiter. In der Gruppe war auch ein Mädchen, das jedes Mal, wenn ein neues Lied im Radio kam, sagte: »Das ist ein so unglaublich guter Song«, dazwischen jedoch schwieg.
    Ich stand auf und ging zur Bar in der Ecke. Auf dem Sofa saßen vier Jungen, das Mädchen und ein älterer Mann. Als ich einige Minuten darauf gewartet hatte, dass der Barkeeper erschien, sagte einer aus der Gruppe: »Klingel doch einfach, Mann.«
    Ich schaute in die Runde und versuchte wie ein schrecklich netter Typ zu wirken: »Ach, das muss ja nicht. Der Kellner wird doch auch so kommen?«
    »Wer ist dieser Mann?«, donnerte der Vollste energisch. Puterrot und mit kräftiger Snæfellsnase. »Warum setzt er sich nicht zu uns!«
    Der Kellner erschien, und ich bestellte Whisky.
    »Elli, er trinkt Whisky, so wie du«, sagte das Mädchen. Zierlich, jungenhaft und mit verträumter Miene. »Dein Mann, Elli.«
    Ich ging hinüber zu ihnen und setzte mich auf das Sofaende. Der Volltrunkene war offensichtlich der Anführer und der, der mir geraten hatte zu klingeln, der Vernünftige und Gute. Das Mädchen schien mit ihnen befreundet zu sein und möglicherweise ein Auge auf den Gutmütigen zu werfen. Neben ihm saßen zwei stämmige Jungs, die nicht viel sagten und das Golfspiel im Fernseher an der Bar verfolgten. Der Ältere, ein Gabelstaplerverkäufer, diskutierte mit dem Betrunkenen, ob der Volvo, den dieser sich gerade für zweieinhalb Millionen gekauft hat, ein »Schrotthaufen« sei oder nicht. Er erklärte, mehr Vertrauen in japanische Autos zu haben, und nippte an seinem Bier. »Ich mussdir einfach mal den Subaru zum Probefahren leihen, dann wirst du vielleicht wieder nüchtern.«
    »Das bezweifle ich«, sagte das Mädchen resignierend. Es wurde schallend gelacht. Der Betrunkene sah stolz in die Gruppe und leerte das Whiskyglas in einem Zug.
    Als ich den Gutmütigen fragte, ob sie Seeleute wären, sagte er, dass sie vor zwei Tagen an Land gekommen wären, nach dreiwöchiger Krabbenfischerei, und dass sie morgen wieder hinausführen.
    Er fragte, was ich in Stykkishólmur mache, und als ich erklärte, wie es sich verhielt, fragte das Mädchen: »Bist du reich?«
    »Und wie findest du Stykkishólmur?«, fragte der eine Golfenthusiast, ohne den Blick vom Fernseher zu wenden.
    »Sehr schön. Soviel ich bis jetzt gesehen habe. Grundarfjörður ist auch schön.«
    »Das ist nur der Berg, der beeindruckt, der Ort selbst ist nicht besonders«, sagte das Mädchen ein wenig verteidigend.
    Sie erzählten mir, dass sich Stykkishólmur im Besitz einer Frau befände. Derselben, der die Shrimpsproduktion gehöre. »Du weißt schon, wenn ein Auto demoliert ist, dann wird einfach ein neues gekauft«, sagte der Gutmütige. »Die Familie ist die viertreichste im Land.«
    »Magst du Grunge?«, fragte das Mädchen. Und erzählte mir dann, dass ihr Vater auf dem gleichen Trawler arbeite wie die Jungs. Sie selbst sei auf der Berufsschule, wolle aber bald nach Reykjavík ziehen.
    »Weißt du, was Seekrankheit ist?« Der Betrunkene hatte das Gespräch mit dem Gabelstaplerverkäufer beendet und sich an mich gewandt.
    »Uh, nein.«
    Er sah mich einen Moment mit verschwommenem Blick an und sagte dann energisch: »Einbildung« und hob sein Glas zur Bekräftigung wie eine Fackel in die Luft. »Sie ist Einbildung. Das ist wissenschaftlich bewiesen.« Dann erzählte er mir, dass er seine Fahrerlaubnisfür ein Jahr verloren hätte. »In dem Moment, wo ich die blauen Lichter sah, nahm ich eine Zigarette, brach sie entzwei und steckte sie mir in den Mund. Aus reinem Reflex.«
    »Wozu das denn?«, fragte ich.
    »Um durch den Filter zu pusten, Mann.«
    »Und hat es funktioniert?«
    »Ja. Sie haben nur null Komma zwei gemessen, aber sie haben an meinen Augen gesehen, wie voll ich war, und haben einen Arzt geweckt und ich weiß nicht was noch alles«, antwortete er, immer noch begeistert davon, was für einen Zirkus er ausgelöst hätte. »Im Blut wurden eins Komma acht festgestellt. Ich erhielt die Höchststrafe. Ein Jahr. Mehr kann man nicht bekommen.«
    Der Gabelstaplerverkäufer strich über den Rand seines Bierglases. »Ja, sie dürfen sie beim ersten Mal nur ein Jahr einziehen. Aber beim dritten Vergehen dürfen sie das Todesurteil aussprechen, wie man sagt.«
    »Wie viel hattest du denn getrunken?«, fragte ich ihn, bereute es aber, als er mit der Aufzählung begann. »Sechs Bier, zwei Whisky, zwei Wodka, fünf Apfelschnaps, drei Weinbrand …« Als er sich vergewissert hatte,

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