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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOPHIA JAMES
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Lebensweg und nicht mehr. Er war ein Duke mit bis zum Horizont reichenden Ländereien und Schiffen, die in die weite Welt hinausfuhren.
    Er war nicht für sie bestimmt und würde es niemals sein.
    Emerald griff in ihre Rocktasche und umschloss mit ihren Fingern die Muschel, die sie am Strand aufgelesen hatte. Sie hoffte inständig, dass sie endlich den Spazierstock fand, damit sie nach Hause fahren und ein neues Leben beginnen konnte.

7. KAPITEL

    Er war betrunken. Melanies Porträt, vor dem er saß, verschwamm vor seinen Augen. Er hasste dieses Bild, hasste die bloße Erinnerung an seine Entstehung. Es hielt ihm unerbittlich all das vor Augen, was er verloren hatte.
    Er hätte Emma Seaton nicht küssen dürfen. Erst recht nicht so, wie er es getan hatte. Nicht mit solch heißem Begehren und in dem Wissen um ihre Doppelzüngigkeit. Sie war nicht die, die sie vorgab zu sein. Sie war eine Lügnerin und womöglich sogar eine Diebin. Sie stellte eine Gefahr für seine Familie dar. Und für ihn und die Welt, die er seit seiner Rückkehr um sich erschaffen hatte, und die ihm Halt bot in dem heillosen Durcheinander, das in ihm herrschte. Er sollte sie hinauswerfen, und zwar auf der Stelle, bevor er nicht mehr imstande war, seinen Verstand zu benutzen, und dem Bann ihrer türkisblauen Augen erlag, so, wie einst Odysseus und seine Männer von Circe zu willenlosen Geschöpfen verzaubert worden waren.
    Und doch sah er sich nicht in der Lage, kurzen Prozess zu machen. Er konnte es einfach nicht. Seufzend lehnte er sich an die Wand gegenüber dem Kamin und sinnierte darüber nach, weshalb er sie nicht vor die Tür zu setzen vermochte. Es war nicht nur die verführerische Willigkeit ihres Körpers, auch nicht die Leidenschaft, die in ihm aufgeflackert war, als er ihre Lippen unter seinen gespürt hatte. Nein, es gab noch etwas anderes: Eine unerwartete Nähe zwischen ihnen, eine Geborgenheit, die die Kälte, die er seit Jahren empfand, gänzlich vertrieb. Sie in den Armen zu halten fühlte sich so richtig an. Und unerklärlich gut.
    „Ich dachte mir, dass ich dich hier finden würde – mit einer Flasche Whisky als Gesellschaft.“ Die scharfe, fast vorwurfsvolle Stimme seines Bruders riss Asher aus seinen Gedanken, und er schloss unwillig die Augen. In den vergangenen Stunden hatte er zu viel getrunken, um die Gefühle, die ihn bewegten, hinter seiner üblichen Reserviertheit verbergen zu können.
    „Als ich heute mit Emma Seaton unterwegs war … habe ich Melanie vergessen. Für einen kurzen Moment habe ich sie … tatsächlich vergessen.“
    Asher wandte sich nicht zu Taris um, er wusste ohnehin, dass sein Bruder ihm aufmerksam lauschte. Dennoch war er seltsam erleichtert, dieses Bekenntnis abgelegt zu haben. Schon dass er die Worte ausgesprochen hatte, schien seiner Schuld etwas von ihrem Gewicht zu nehmen, doch heute Nacht brauchte er mehr: einen Menschen, der ihm Absolution erteilte.
    „Sie ist eine schöne Frau, Asher. Und Melanie ist seit mehr als drei Jahren tot. Weshalb solltest du Emma Seaton nicht anziehend finden dürfen?“
    „Weil sie eine Lügnerin ist. Weil ich sie gestern Nacht hier in diesem Zimmer überrascht habe, wie ein Knabe gekleidet, und ganz in Schwarz. Und weil ich glaube, dass sie und Liam Kingston eine Person sind.“
    „Lucindas Ritter in schimmernder Rüstung? Derjenige, der Stephen Eaton in die Schranken gewiesen hat? Lady Emma soll das gewesen sein?“
    „Sie hat eine Tätowierung auf ihrer rechten Brust.“
    „Eine Tätowierung?“ Die Neugier in Taris’ Stimme war unüberhörbar.
    „Einen blauen Schmetterling.“
    Taris fing an zu lachen.
    „Ich möchte, dass sie hier auf Falder bleibt. Ich will sie beschützen.“
    Das Lachen verstummte.
    „Irgendwer hat ihr ein Leid zugefügt“, fuhr Asher fort und tat einen schwankenden Schritt nach vorn. Der Raum begann sich um ihn zu drehen, und er griff nach der Lehne des nächststehenden Stuhls, dankbar, sein Gleichgewicht halten zu können. „Und sie fürchtet sich vor etwas. Ich kann es in ihren Augen sehen … manchmal … oft … und ich höre es in ihrer Stimme.“
    Die Kaminuhr schlug drei. Noch zwei Stunden, dann ging die Sonne auf, und er würde in der Lage sein, etwas Schlaf zu finden. Mit der Morgendämmerung, wenn die Müdigkeit ihn zu übermannen drohte, wurden die Stimmen leiser, und die Erinnerungen fanden keinen Weg mehr in seine Träume.
    Er wankte zurück zur Wand und rutschte an ihr herab, sobald sein Rücken sie berührte.

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