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Liebe ist der größte Schatz

Liebe ist der größte Schatz

Titel: Liebe ist der größte Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: SOPHIA JAMES
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als sie beerdigt wurde. Ich hätte da sein müssen.“ Noch während er die Worte äußerte, wunderte er sich, wie leicht er über das sprechen konnte, was ihn all die Jahre so sehr bedrückt hatte.
    „Als mein Bruder starb, war ich auch nicht bei ihm. Er war erst drei Jahre alt.“
    Asher horchte auf. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, dass sie über jemanden in ihrer Familie sprach, den es wirklich gegeben hatte.
    „Ich nahm ihn überall mit hin, müssen Sie wissen. Ich war sechs, als er … von uns ging. Das erste Wort, das er sagen konnte, war mein Name. Ich habe ihm Schlaflieder gesungen und ihn in seiner Wiege geschaukelt. Er lispelte, das blieb mir stärker im Gedächtnis haften als sein Gesicht.“
    „Woran starb er?“
    Sie antwortete nicht, doch ihre plötzliche Blässe sagte ihm, dass es kein einfaches Ende gewesen war.
    „Wie lange ist Ihre Frau schon tot?“
    „Drei Jahre.“
    „Man sagte mir, die Zeit heilt alle Wunden. Ich hielt das für Geschwätz und glaubte, ich würde den Verlust nie verwinden. Nie. Doch inzwischen kann ich an meinen Bruder denken, ohne dass sich mein Herz vor Gram zusammenzieht. Wenn ich mich heute an James – so hieß er – erinnere, dann an sein Lispeln und seine blonden Löckchen, und ich muss lächeln.“
    „Ich spreche nur selten über Melanie.“
    „Sie sollten es tun, denn es hilft! Geteiltes Leid ist halbes Leid. Haben Sie noch nie von dieser Weisheit gehört?“
    „Spricht da wieder Ihr Vater?“
    Sie lächelte, und in den ersten hellen Sonnenstrahlen, die durch die Glaswand fielen, sah er zum ersten Mal ihre Grübchen – und bemerkte die Löcher in ihren Ohrläppchen. Nicht nur eins auf jeder Seite, sondern gleich mehrere hintereinander. Für einen kurzen Moment hatte er das Gefühl, schon einmal eine Reihe funkelnder Brillanten an ihren Ohren gesehen zu haben. Doch der Eindruck war zu flüchtig, als dass er die Erinnerung hätte greifen können.
    Ruhig streckte er seine Hand aus und berührte die kleinen Vertiefungen in ihrer Haut. Sie ließ ihn gewähren. Sank geradezu in seine Arme.
    Sie war so verdammt empfänglich für ihn. Wie rasch ihr vor Erregung das Blut in die Wangen stieg, ihr Atem heftiger wurde und ihre Augen sich verdunkelten. Wie es wohl sein würde, sie in sein Bett zu tragen und zwischen ihre Schenkel zu gleiten? Der Gedanke entfachte ein Feuer in seinen Lenden, und er schob sie von sich.
    Zur Hölle. Er war schon wieder auf dem besten Wege, sich wie ein Schuljunge zu gebärden. War ihm das gestrige Debakel nicht genug gewesen? Er fragte sich, ob sie die körperlichen Anzeichen seiner Erregung bemerkt hatte. Seit ein paar Tagen kamen ihm seine Breeches des Öfteren verdammt eng und unbequem vor.
    Plötzlich vernahm er die Stimme der Dowager Duchess von draußen und stöhnte unhörbar. Dass seine Mutter ihn in seinem Alter mit gleichsam heruntergelassenen Hosen bei einem Tête-à-Tête ertappen würde, hätte er sich nicht träumen lassen. Rasch glättete er seinen Gehrock und zog ihn unterhalb der Hüfte ordentlich zusammen, bevor das Dienstmädchen den Rollstuhl, in dem Alice Wellingham saß, ins Gewächshaus schob.
    Er warf Emma einen raschen Blick zu und runzelte die Stirn. Sie sah ihn unverwandt an und schien Mühe zu ha ben, nicht in Gelächter auszubrechen. Du lieber Himmel, dachte er. Diese Frau führt mich komplett an der Nase herum. Wie hatte er zulassen können, dass sie ihm auch noch einen Trank verabreichte, der ihn entsetzlich müde machte?
    Die Art, wie seine Mutter lächelte, mochte er genauso wenig. So pflegte sie auszusehen, wenn sie glaubte, er habe Gefallen an einer jungen Dame gefunden, und sich Chancen auf eine neue Schwiegertochter ausrechnete. Er hätte nicht sagen können, weshalb, doch heute irritierte ihn das Gebaren der Dowager Duchess über die Maßen.
    „Du siehst schrecklich aus, Asher.“
    „Guten Morgen, Mutter.“
    „Du siehst schrecklich aus, und von deinen Dienstboten höre ich, dass du wieder nicht geschlafen hast. Und du hast so viel Whisky getrunken wie sonst in vier Wochen.“ Ihre Stimme brach. „Du wirst dich umbringen, wenn du so weitermachst, und ich mag mir gar nicht ausmalen, was mit Falder und dem Titel geschieht, wenn du nicht mehr in der Lage bist, deine Pflicht zu erfüllen.“
    „Taris würde zweifellos die Verantwortung für Falder übernehmen, falls ein solch unwahrscheinliches Ereignis eintreten sollte.“ Seine Antwort war grausam in Anbetracht der Tatsache, dass sein Bruder fast

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