Liebe ist der größte Schatz
Kräuter, Milch und Zucker.“
„Zutaten, die wir bestimmt in der Küche finden. Kommen Sie.“ Asher umrundete sie mit unsicherem Schritt, sehr darauf bedacht, sie nicht zu berühren, und ging ihr in den Wirtschaftstrakt voraus.
Die Küche hatte unerhörte Ausmaße, wie Emerald wenig später feststellte. Alle möglichen Dienstboten schwirrten umher, und eine ältere Frau, vermutlich die Köchin, eilte auf sie zu, sobald sie den Raum betreten hatten.
„Euer Gnaden?“ Ihre Stimme klang unsicher. „War etwas mit dem Essen gestern Abend nicht zu Ihrer Zufriedenheit?“
„Aber nein, Mrs. Tonner. Lady Emma braucht lediglich einige Kräuter, um einen Trank für mich herzustellen.“
Zu Emeralds größtem Erstaunen brachte man ihr selbst jene Heilkräuter, von denen sie bezweifelt hatte, dass sie in diesem Teil der Welt erhältlich sein würden. Indessen hatten die Mägde sich in den hinteren Teil der Küche zurückgezogen, und es war mucksmäuschenstill, obwohl mit Sicherheit mindestens ein Dutzend neugieriger Augenpaare verfolgten, was Seine Gnaden und die junge Dame an seiner Seite in der Küche anstellten.
„Haben Sie diesen Kräutertrank schon oft gebraut?“, wollte Asher wissen, während sie den Sud herstellte.
Immer und immer wieder.
„ Nein, nur wenige Male, wenn ein Gemeindemitglied über den Durst getrunken hatte. Und davon abgesehen …“ Sie ließ den Satz unvollendet, als sie an ihren Vater dachte, der mit der Zeit immer mehr von dem Mittel gebraucht hatte.
Am Ende war er unberechenbar gewesen, wenn er getrunken hatte, und nur seine zahlreichen Huren hatten es in diesen Augenblicken verstanden, ihn zu besänftigen.
Meistens.
Emerald war froh, dass Asher anders war. Der Alkohol schien ihn verletzlicher, sanftmütiger und zugänglicher zu machen.
„Trotzdem haben Sie sich das Rezept gemerkt?“
„Die Zusammensetzung ist einfach. Wichtig ist, dass Sie alles in einem Zug austrinken.“ Sie überreichte ihm den Becher, nachdem sie das Gebräu mit Zucker und Milch verfeinert hatte.
Zögernd roch er daran und sah sie über den Becherrand an. „Ich nehme an, es schmeckt so, wie es riecht.“
„Jawohl“, erwiderte sie schmunzelnd. „Starker Alkohol bedarf eines starken Gegenmittels.“
Als er noch immer zögerte zu trinken, nahm sie ihm den Becher aus der Hand und kostete selbst einen Schluck. „Sehen Sie? Der Trank ist nicht vergiftet. Wenn Sie mich fragen, ist er sogar ein Genuss.“ Mit Mühe unterdrückte sie ein Schütteln, als der bittere Nachgeschmack sich ihr auf den Gaumen legte.
„Genuss?“, fragte er ungläubig, nachdem er den Becher in einem Zug geleert hatte. „Sie finden, dieser Trank ist ein Genuss? Kommen Sie, Emma, ich zeige Ihnen, was ich unter einem Genuss verstehe.“
Sie verließen das Haus durch eine Seitentür, die in den Kräutergarten führte. Dort angelangt, schlug Asher einen Weg ein, den Emerald noch nicht kannte, und nach ein paar Augenblicken erreichten sie ein Gewächshaus, das fast völlig aus Glas bestand. Dahinter erstreckte sich ein großzügiger Barockgarten.
„Dieses Treibhaus und der Garten sind der Beitrag meiner Mutter zur Verschönerung des Anwesens“, erklärte Asher, als er ihre Verblüffung bemerkte. „Es ist Tradition, dass die Frauen der Wellinghams über irgendein besonderes Geschick verfügen. Meine Großmutter war eine hervorragende Reiterin, und meine Urgroßmutter spielte vortrefflich Klavier. Es geht das Gerücht, dass ihre temperamentvollen Anschläge noch heute durch die Flure des Westflügels hallen.“ Er lächelte und hielt ihr die Tür auf. „Geister sind in einem Haus wie diesem nicht wegzudenken, obwohl ich bislang noch keinem begegnet bin.“
„Worin war Melanie talentiert?“, platzte es aus Emerald heraus, obwohl sie diese Frage nicht hatte stellen wollen.
„Meine Frau war eine ausgezeichnete Harfenspielerin und eine gute Gemahlin“, sagte er einfach und bückte sich, um eine orangefarbene Chrysantheme zu pflücken.
„Sie war sehr schön.“
„Ja.“
„Ist sie der Grund, weshalb Sie keinen Schlaf finden?“
Für einen Moment stand er vollkommen still. Er sprach kaum je über Melanie – und wenn, nur mit Taris. Doch hier, bei Tageslicht und nach einer Nacht, in der er nicht eine Minute geschlafen hatte, schien es plötzlich ganz einfach, über seine verstorbene Gattin zu reden, und es war Emma Seaton, die ihm dieses Gefühl gab.
„Ich war nicht zu Hause, als sie ihren letzten Atemzug tat. Nicht einmal,
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