Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Liebe ist ein Kleid aus Feuer

Titel: Liebe ist ein Kleid aus Feuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
befreien.
    »Wüster Haufen! Aufrührer und Verbrecher! Er wird noch Augen machen, dieser hohe geistliche Herr! Wenn Liudolf erst einmal König ist, wird er als Erstes mit denjenigen abrechnen, die ihm jetzt so hochmütig die Gefolgschaft verweigern.«
    Der Vorfall senkte sich wie ein Schatten auf das gesamte Heer, und für kurze Zeit war es, als habe ein eisiger Wind all die Gewissheit und Siegesvorfreude fortgeblasen. Liudolf wirkte blass und angespannt, und selbst Bernhard, sonst stets in seiner Nähe zu finden, hielt jetzt mit seinen Mannen Abstand.
    Bedenken kamen auf und machten die Runde, und als die Abendfeuer entzündet wurden, hörte man manche der Ritter laut darüber nachdenken, ob es nicht doch klüger wäre, sich so schnell wie möglich auf die heimatliche Burg zu verziehen.
    Sigmar vermochte schließlich die aufgestaute Spannung nicht mehr zu ertragen. Obwohl Liudolf ungestört sein wollte, ließ er sich nicht von den Wachen abhalten, die vor dem herzoglichen Zelt postiert waren, sondern gab nicht eher Ruhe, bis er vorgelassen wurde.
    »Rede mit ihnen, Sire!«, sagte er ohne Umschweife. »Gib ihnen Mut und Zuversicht zurück. In ihre Herzen ist ein Pfeil eingedrungen, der dort langsam sein Gift abgibt. Deine Worte können sie heilen. Nur deine Wort, Sire!«
    Und so sah Eila zu ihrer Überraschung die beiden gemeinsam aus dem Herrscherzelt kommen. Auf Befehl des Herzogs versammelten sich die Ritter. Als dies geschehen war, begann Liudolf zu sprechen, während Sigmar ein paar Schritte hinter ihm stand, als wolle er ihm persönlich den Rücken stärken.
    »Diese Drohungen und Schmähungen von heute Morgen sind kein Fluch, Männer, sondern ein Segen«, sagte der Herzog. »Ich bin froh, dass wir sie erlebt haben, denn die kommenden Tage führen uns durch das Land meines Onkels Heinrich, der den Bischof von Augsburg an Hochmut und Kälte bei weitem übertrifft. Seine Gattin Judith spricht der Herzogin Ida jegliches Recht auf die Krone Italiens ab und beansprucht diese frech für sich selber. Wir müssen damit rechnen, dass wir dort angegriffen werden.«
    »Unsere Schwerter werden für dich singen, Sire«, rief Hermann Billung laut dazwischen. »Soll der feige Bruder Ottos nur versuchen, uns …«
    Liudolfs ungeduldige Geste brachte ihn zum Schweigen.
    »Ich zwinge niemanden an meine Seite, das habe ich schon einmal verkündet und tue es heute wieder, überzeugter noch als damals. Wer aber mit mir reitet, ist mein Mann und vertritt meine Sache. Die anderen möchte ich morgen Früh hier nicht mehr sehen. Wer geht, hat mit keinerlei Folgen zu rechnen, das schwöre ich bei Jesus Christus.«

    Nicht einer hatte sich im Schutz der Nacht heimlich davongemacht. Der kalte Wind des Zweifelns und Zauderns war ebenso rasch erstorben, wie er sich erhoben hatte. Jetzt glaubten alle wieder an die ferne Krone und das nahe Glück.
    Eila konnte es fast körperlich spüren, als die Knechte am anderen Morgen die Pferde sattelten und lauthals der Befehl zum Weiterreiten erteilt wurde.

JULI 951
BURG SCHARZFELS
    Gunna ließ den Eimer sinken, als sie den fremden Reiter in den Burghof traben sah, der ein zweites Pferd am Zügel hielt. Sogar Lenya, die zu ihren Füßen in einem kleinen Holzzuber pritschelte, schaute neugierig auf. Bodo schien sofort zu wissen, wer es war, lief auf den Ankommenden zu und ließ ihm kaum Zeit abzusteigen.
    »Bringst du Nachrichten vom Herrn?«, fragte er. »Wie geht es ihm? Kommt der Graf bald zurück?«
    »Der König schickt mich«, sagte der Mann, ein blonder Hüne, der beim Reden die Augen zusammenkniff, als blende ihn das helle Sonnenlicht. »Ich komme den Schmied holen. Das zweite Pferd ist für ihn bestimmt. Der Ochsenkarren für sein Werkzeug muss auch bald eintreffen.«
    »Ihr sollt Algin zum Herrn bringen? Geht es wieder in den Krieg, und er braucht seinen Schmied?«
    »Bist du taub? Zum König, hab ich gesagt.«
    »Wie ist das möglich! Der König hat doch verfügt, dass unser Graf der Herr des Schmiedes …«
    »Kannst du lesen?« Der Hüne hielt ihm ein Schreiben entgegen.
    Bodo nickte, dann schüttelte er den Kopf.
    »Lesen schon. Aber leider kein Latein«, musste er einräumen.
    »Dieses Siegel ist dir aber bekannt?«
    »Das Königssiegel, natürlich, ja.«
    »Worauf wartest du dann noch?«
    Bodo wollte sich gerade auf den Weg machen, als Gunna ihn zurückhielt.
    »Das ist allein meine Sache«, sagte sie, nahm Lenya an die Hand und ging hinüber zur Schmiede.
    »Der König lässt dich

Weitere Kostenlose Bücher