Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
stand. „Tristan? Ich mag deinen Bruder...“
„Aber?“
„Ich weiß nicht...“
Das war gelogen, doch Daniel war sich nicht sicher genug, um aussprechen zu können, was er fühlte. Er hatte Connor sehr gern, nur nicht auf die gleiche Art wie der ihn. Dafür hatte er viel zu viel Angst vor dem, was unweigerlich kommen würde, wenn er mehr zuließ als bloße Freundschaft.
„Ich denke schon“, widersprach Tristan ruhig. „Aber du brauchst eben noch ein wenig Zeit, um es dir selbst einzugestehen.“
„Was eingestehen?“
Tristan lachte. „Netter Versuch.“
Daniel verzog ertappt das Gesicht. „Sorry.“
„Daniel, sag es doch einfach.“
„Ich mag ihn... als Freund.“
Tristan stöhnte erleichtert auf. „Und? War das nun so schwer?“
„Aber er...“, begann Daniel unsicher, wurde jedoch umgehend von Tristan unterbrochen.
„Fang nicht so an, Dan, sonst werde ich ernsthaft böse mit dir“, wies der ihn scharf zurecht. „Mein Bruder wird es überleben. Und du wirst keinesfalls aus irgendeinem dummen Schuldgefühl heraus etwas tun, was du gar nicht willst, verstanden?“
„Ja“, murmelte Daniel reichlich kleinlaut, dann fiel ihm etwas ein, das er den älteren Bennett schon vor einer Weile hatte fragen wollen. „Tristan? Wie schlimm war es für dich eigentlich?“
„Dan, ich kann dir nicht...“
„Tristan, bitte.“
Connors Bruder seufzte durchs Telefon und gab dann nach. „Es war die Hölle. Weißt du, es gab immer nur uns. Connor ist sechs Jahre jünger als ich, aber das hat nie gestört. Wir waren wie Zwillinge, haben zusammen jeden erdenklichen Blödsinn ausgeheckt, zu zweit unsere Dates ausgeführt, und uns angebrüllt, dass die Wände der Häuser im Umkreis von zehn Meilen wackelten, als ich beschloss nach Baltimore zu gehen, um Schauspiel zu studieren. Dann kam Nick dazu. Er wirbelte unsere Dynamik gehörig durcheinander, das kann ich dir sagen. Die Beiden brauchten lange, um Freunde zu werden. Sie waren sich zwar sympathisch, aber mehr war es zu Beginn auch nicht.“
Daniel biss sich auf die Unterlippe, weil er nicht wusste, ob er Tristan sagen konnte, was Connor ihm erzählt hatte. Er knabberte kurz an seiner Lippe herum und rückte dann doch mit der Wahrheit heraus. „Ich weiß, dass Nick und Connor... du weißt schon...“
„Er hat's dir erzählt, hm?“ Tristan lachte leise. „Diese Nacht zwischen den Beiden hat in die Waage gebracht, was vorher immer in der Schwebe gewesen war. Als ich damals erfuhr, was man meinem kleinen Bruder angetan hatte, stürzte für mich eine Welt ein. Connor hat sich innerhalb kürzester Zeit total verändert. Ich konnte machen, was ich wollte, ich kam einfach nicht mehr an ihn heran und bin fast verrückt geworden aus Angst, ihn zu verlieren. Nick war in der Zeit meine große Stütze. Ohne ihn, seinen klaren und scharfen Verstand, das Nüchterne, was er immer einbrachte und wofür ich ihn oft genug erwürgen wollte, hätte ich den Boden unter den Füßen verloren.“
'Er liebt ihn', wurde Daniel bewusst, sprach seinen Gedanken aber nicht aus, weil er sich schon im nächsten Moment nicht mehr sicher war. Tristans Ruf als Weiberheld war ihm bereits zu Ohren gekommen und er hatte nie auch nur den Hauch einer Andeutung gesehen oder gespürt, der bewiesen hätte, dass Tristan in seinen besten Freund verliebt war.
„Ich hätte es nicht überstanden, Connor zu verlieren. Keiner von uns hätte das“, erklärte Tristan ernst.
Daniel nickte verstehend. Im nächsten Moment ging ihm auf, dass Tristan das nicht sehen konnte. „Und dann komme ich. Ein Kerl mit noch mehr Problemen und dein Bruder verliebt sich in ihn.“
Tristan seufzte erneut. „Ja, dann kamst du, und ich...“ Er brach wieder ab, aber Daniel hatte bereits begriffen, wo das Problem lag.
„Du bist eifersüchtig.“
Tristan schwieg kurz und Daniel konnte beinahe fühlen, wie er am anderen Ende der Leitung ertappt das Gesicht verzog. „Ja, und ich bin nicht gerade stolz darauf, Dan. Du bedeutest ihm soviel und einerseits bin ich froh darüber, denn er verdient es, glücklich zu sein...“
„Und ich nicht?“, schnappte er impulsiv nach Tristan und schämte sich sofort dafür.
„Nein, Dan.“ Tristan stöhnte. „Himmel, lass mich doch wenigstens ein Mal ausreden, bevor du mir an die Gurgel springst.“
Daniel wurde rot. „Tschuldige.“
„Ja, ich bin selbstsüchtig, das weiß ich“, gab Tristan zu und atmete im Anschluss daran tief ein. „Noch etwas, worauf ich nicht
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