Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
sonderlich stolz bin, glaub mir. Ich habe einfach Angst, dass es zuviel für Connor ist. Mist, jetzt klinge ich nicht mehr wie sein Bruder, sondern wie Mum.“
Daniel musste unwillkürlich lachen, obwohl er innerlich doch von Tristans Worten verletzt war. Aber wenigstens war der ehrlich zu ihm und das bedeutete Daniel viel. „Hast du schon etwas Neues von Nick gehört?“, wechselte er das Thema, weil er genug von seinem verkorksten Gefühlsleben hatte, und war froh, als Tristan es ihm kommentarlos durchgehen ließ.
„Nein. Er hält sich völlig bedeckt. Typisch für ihn. Vermutlich rückt er erst mit neuen Informationen heraus, wenn er alles in Sack und Tüten hat.“ Tristan lachte leise. „Wäre nicht das erste Mal. Mach dir keine Sorgen. Nick ist ein verdammt guter Anwalt und sobald er genug davon hat, nach der Pfeife seines Bosses zu tanzen, wird er eine eigene Kanzlei aufmachen.“
„Warum hat er eigentlich noch keine?“, fragte Daniel neugierig.
Tristan lachte schadenfroh. „Weil er dann keine typisch normalen Arbeitszeiten mehr hätte und die Gefahr bestünde, dass er auf seine regelmäßigen Clubtouren verzichten muss.“
Daniel prustete los.
- 12. Kapitel -
Tagebucheintrag, 31. Oktober
Die Zeit scheint förmlich zu rennen, je näher der Jahreswechsel kommt. Habe ich nicht eben noch mit Tristan telefoniert, mich dann mit Connor zum Mittagessen im Diner getroffen und drei Tage später mit Shane, der übrigens ein wirklich netter Kerl ist, das so lange versprochene Bier getrunken? Wo sind die letzten Wochen geblieben?
Das hat mich Shane auch gefragt. Er ist ein typischer Farmer, am liebsten draußen auf dem Feld. Jetzt im Herbst fällt ihm langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Ich habe ihm vorgeschlagen, sich ab und zu einfach mit einem Buch auf die Couch zu setzen. Er hat mich angesehen, als wäre ich verrückt, dann haben wir darüber gelacht. Nein, Shane ist definitiv nicht für Bücher zu begeistern. Aber er bowlt gern und irgendein Hobby braucht doch jeder.
Momentan scheint es in der Stadt allerdings nur noch ein Hobby zu geben – das Basteln. Heute ist Halloween und seit Wochen gibt es kein anderes Thema mehr. Die Amerikaner sind wirklich verrückt danach. An jeder Ecke und überall in den vielen Geschäften hängen Geister, Skelette und schwarze Katzen. Vor den Haustüren stehen ausgehöhlte Kürbisse, in denen rund um die Uhr Kerzen flackern. Das Licht lässt die in die Hülle geschnitzten Fratzen im Dunkeln noch gruseliger erscheinen, als sie ohnehin schon sind.
Sogar vor meiner Tür steht eines dieser orangefarbenen Ungetüme, gesponsert von Grandma Charlie, und in der Küche wartet eine große Schüssel mit Süßigkeiten auf Kinderhände. Ein paar Geister, Hexen und Kobolde haben in den letzten Stunden schon bei mir geklingelt und deswegen will ich die Schüssel, sobald ich mit diesem Eintrag fertig bin, vor meine Haustür stellen, damit die später kommenden Kinder nicht leer ausgehen, denn ich werde mich gleich in meinem Bett verkriechen.
Tristan und Nick wollten mich auf die Halloweenparty in den Buchladen von Trude Duffy mitnehmen. Sie veranstaltet jedes Jahr eine Feier für kleine Kinder, bei der Gruselgeschichten vorgelesen werden, was Connor heute übernommen hat, wie mir Will am Morgen erzählte, als wir uns im Supermarkt über den Weg liefen. Beide beladen mit Süßigkeiten. Wir haben ein paar Minuten mitten im Gang gestanden und geredet. Es hat Spaß gemacht, aber ich wollte mich nicht zu lange aufhalten.
So früh am Morgen war der Laden leer, aber ich kann mir sehr gut vorstellen, wie es tagsüber in den Gängen aussah. Massen von Menschen, die sich mit Halloweenkram eindeckten. Nein, danke. Das ist nichts für mich. Ich bin seit Einbruch der Dunkelheit nicht mehr in der Lage mit Gesellschaft klarzukommen. Daher habe ich die Einladung für die Halloweenparty im Buchladen abgelehnt, genauso wie ich die auf zweites Bier im Pub mit Shane und der zum Essen mit den Bennetts und Grandma Charlie in den Wind schlug.
Früher mochte ich Halloween sehr gern. Die verrückte Dekoration, das Verkleiden für die immer irgendwo anstehende Party - aber das ist vorbei, seit ich auf einer dieser Partys vor zwei Jahren die beiden Menschen kennen lernte, die wenige Monate später mein Leben zerstörten. Warum kann der Tag nicht schon vorbei sein? Im letzten Jahr lag ich zu der Zeit von Medikamenten betäubt im Krankenhaus. Doch was mache ich heute? Tagsüber war es hell und ich
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