Liebe ist jenseits von Gut und Böse (Die Ostküsten-Reihe) (German Edition)
woanders hin. Jedes Mal, wenn sie in mein Zimmer kamen, wollte ich nur meine Ruhe. Sie wollten mich nicht und ich wollte sie nicht.“
„Bist du sicher, dass sie nicht doch helfen wollten?“, fragte Nick zweifelnd. Zeke lag leise vor sich hin schnarchend quer über seinen Oberschenkeln und Nick streichelte den Racker nebenher, während er ihn ansah.
Daniel schüttelte den Kopf. „Ich habe während meiner Zeit im Krankenhaus sehr schnell gelernt, wer Freund und wer Feind ist. Du kannst von einem völlig übermüdeten Arzt nach einer Doppelschicht keine Freundlichkeit mehr erwarten, oder gar, dass er sich deine Probleme anhört. Einer der Psychiater wollte mich von Anfang an einweisen lassen. Es ging ihm nur darum. Mir wirklich helfen, wäre ihm viel zu zeitaufwendig gewesen. Seine einzige Hilfe war der Medikamentenblock. Und die Polizisten...“ Daniel schnaubte. „Als herauskam, dass ich außer den beiden Haupttätern niemanden gesehen hatte und nicht einmal diese Zwei mit ihren richtigen Namen nennen konnte, wurde ich so schnell uninteressant für sie, wie die Sportergebnisse der Vorwoche.“
„Nicht alle sind so, Dan. Sieh dir Dad an“, warf Connor neben ihm ein, was Daniel seufzen ließ.
„Ich weiß, dass ich in der Hinsicht verbittert bin. Aber ich war es irgendwann leid, als nicht therapierbar zu gelten, nur weil ich es nicht hinnehmen wollte, dass für manche Ärzte die einzig wahre Lösung ihre Tabletten sind. Und wenn du jetzt aussprichst, was du gerade denkst, Connor, werfe ich dir die Teetasse an den Kopf.“
Statt zu antworten, lachte Connor nur, während Tristan und Nick ihm fragende Blicke zuwarfen.
„Was meinst du?“, wollte Letzterer schließlich wissen.
Daniel lehnte sich auf der Couch zurück. „Connor lacht, weil ich gerade über Medikamente schimpfe, während ich mich selbst lange Zeit auf sie verlassen habe.“
Nick zuckte die Schultern. „Sie haben geholfen oder etwa nicht? Ich finde daran nichts Falsches.“
Tristan schnaubte. „Erzählst du einem Alkoholiker auch, dass er weiter trinken soll, wenn es ihm hilft?“
„Das kannst du nicht vergleichen“, murrte Nick und sah Tristan finster an. „Tabletten nehmen einem Verletzten seine Schmerzen, daran ist an sich nichts verkehrt, solange ein Arzt ein Auge auf den Patienten hat. Alkoholiker flüchten nur vor der Realität.“
Daniel bezweifelte, dass man das so verallgemeinern konnte, aber irgendwie hatte er auf einmal das Gefühl, dass es zwischen den Beiden gleich zu einem Streit kam, wenn sie das Thema nicht fallen ließen. Connor hatte nach seiner Vergewaltigung auch getrunken, aber die damaligen Umstände waren in Daniels Augen nicht mit einer Flucht vor der Realität zu gleichzusetzen.
„Wo wir gerade von Realität reden, meine verschwimmt mir langsam vor den Augen. Was haltet ihr von ein paar Stunden Schlaf?“
Passend zu seinen Worten gähnte Daniel und stöhnte im Anschluss daran leise auf, weil seiner Nase diese Bewegung überhaupt nicht gefiel. Es wurde wirklich Zeit, dass er in ein Bett kam, und noch während er überlegte, wie er auf schnellstem Wege nach Hause und in selbiges klettern konnte, erhob sich Connor und nahm ihm die leere Tasse aus der Hand, um sie auf dem Tisch abzustellen.
„Dan hat Recht. Deswegen verfrachte ich ihn jetzt in mein Bett.“
Daniel, gerade dabei aufzustehen, hielt mitten in der Bewegung erstaunt inne und sah Connor verblüfft an, während Nick lauthals zu lachen anfing und Tristan breit grinste.
„Ach so? Tust du das, kleiner Bruder?“
Connor stutzte kurz, dann lief er knallrot an. „Du bist manchmal so ein Blödmann. Ich meine damit, dass Dan bei mir schläft, weil es mitten in der Nacht ist und er genauso gut hier schlafen kann, als das ich ihn erst heimfahre.“
„Ja, genau“, stichelte da auch Nick los, was Connor resigniert aufseufzen und Daniel schmunzeln ließ, während Tristan vor Lachen langsam vom Sessel rutschte.
„Ihr seid doof“, erklärte Connor in Richtung der Beiden und sah ihn dann fragend an. „Ich habe ein Gästezimmer, Dan, aber das...“
„Sieht aus wie ein Saustall, glaub's mir.“ Tristan rappelte sich grinsend auf. „Und das Bettsofa ist für ein Kollisionsopfer mit Schaden auch nicht das Wahre. Wenn ich mich recht erinnere, braucht ein Nasenbeinbruch etwa drei Wochen, um zu heilen und bis dahin solltest du aufpassen, auch was deine Schlafmöglichkeiten angeht. Nick und ich nehmen das Gästezimmer, wenn's denn Recht ist. Schlaf du bei
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