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Liebe ist stärker als der Tod

Liebe ist stärker als der Tod

Titel: Liebe ist stärker als der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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glückliche Leben ist so einfach … die Menschen selbst komplizieren es nur so ungeheuerlich, weil sie nicht wissen, was Glück ist.«
    Es war selbstverständlich, daß der ›Tonkopf‹ seinem Besuch sein Bett überließ. Er selbst zog sich in einen seiner großen, leeren Brennöfen zurück und rollte sich dort auf ein paar Decken zusammen. Und wie in Paris lag Ev in diesem Bett, und Pierre zog sich auf eine Holzbank hinter dem Tisch zurück.
    »Komm her!« sagte Ev, als er die Lampe ausgeblasen hatte. »Pierre, ich sage es zum letztenmal. Ich schwöre es.«
    »Ev –« Er erhob sich, kam zu ihr hinüber und legte sich neben sie. Ihre Körper klebten aneinander, und er spürte, wie ihre Brust sich an ihn schob und ihr Arm über seine Hüften glitt. »Ev, ich beschwöre dich, mir zu glauben: Uns bleibt nur die Vernunft, so irrsinnig das auch ist!«
    »Du liebst mich –«, sagte sie leise. Sie lag jetzt halb über ihm, und der Druck ihres Körpers, der Duft aus ihren Poren, der Blütengeruch aus ihren Haaren betäubten ihn fast.
    »Und wie ich dich liebe«, sagte er heiser.
    »Sag nicht ›dich‹, Pierre. Sag ›Ev‹! Ich bin Ev, Pierre, nicht deine Mutter –«
    »Mein Gott, das ist es doch nicht!« schrie er auf. »Ev! Ev! Ev! Es gibt kein anderes Wort mehr für mich!« Er umschlang sie, preßte sie an sich, drückte sein Gesicht zwischen ihre Brüste, und zum erstenmal spürte sie, daß Pierre ein Mann war. Das machte sie so glücklich, daß sie dem Weinen nahe war. »Du wirst an mir zerbrechen!« schrie er zwischen ihren Brüsten. »Später wirst du es begreifen! Ev … ich liebe dich zu sehr –«
    Dann schwiegen sie, spürten nur ihre Körper, begriffen, daß Worte aufgehört hatten, Argumente zu sein … sie genossen mit einer Tiefe, die nur vergleichbar war mit der Unendlichkeit des Himmels, wie ihre Leiber über- und ineinander glitten und erlebten das Wunder, daß zwei Menschen so vollkommen lieben können, daß eine Sehnsucht nach Unendlichkeit zurückbleibt.
    Danach lagen sie in der tiefen Dunkelheit im Zikadenkonzert, zusammengepreßt wie nicht mehr zu trennen, und küßten sich gegenseitig die Schweißperlen aus den Augenhöhlen.
    »Wie lange bleiben wir hier?« fragte Ev.
    »Eine Woche, zwei Wochen, einen Monat, ein Jahr, immer … ich weiß es nicht.«
    Sie richtete sich etwas auf und blickte ihn an. Seine dunklen Augen schimmerten unter ihr. »Hast du Callac davon erzählt?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Weiß es Madame Coco?«
    »Niemand weiß es.«
    »Und seit wann weißt du es?«
    »Seit einer Stunde.« Er zog ihren Kopf zu sich hinunter und schob seine flachen Hände unter ihre Brüste. »Wir haben den Wind, den Himmel, die Erde und das Meer in uns … was sollen wir noch in Paris? Hier werde ich malen, was du aus mir gemacht hast.«
    Am nächsten Morgen – Ev schlief noch – traf Pierre den ›Tonkopf‹ am Brunnen. Er wusch sich, und Bouillon saß etwas traurig auf dem Hügel, starrte in die Ferne und dachte an seine sieben läufigen Hündinnen in Paris.
    »Wo ist hier der nächste Arzt?« fragte Pierre. Der ›Tonkopf‹ sah ihn verblüfft an.
    »Einen vernünftigen findest du erst in St. Rémy. Warum? Hat Mademoiselle nächtliche Beschwerden?«
    »Idiot!« Pierre wusch sich mit beiden Händen das Gesicht. »Für alle Fälle.«
    »Was nennst du einen Fall?«
    »Wenn ich sterbe …«
    »In einem solchen Fall hilft unser Tierarzt in Eygalières.« Der ›Tonkopf‹ lachte urgesund, fast schon provozierend. »Wann gedenkst du zu sterben, Pierre?«
    »Es kann plötzlich kommen.«
    »Alles kann plötzlich kommen. Es hat sich schon einer mit einem gewaltigen Furz seinen Darm zerrissen.«
    »So ähnlich meine ich es.« Pierre lächelte schief. »Ich möchte bei dir bleiben, Tonkopf.«
    »So lange du willst, Pierre.«
    »Vielleicht für immer.«
    »Nur zu. Bau dir deine Hütte neben meinem Stall. Einmal im Monat kommt ein Händler und nimmt meine Töpfereien mit. Er kann dann auch gleich deine Bilder mitnehmen. Was kostet ein Bild von dir, Pierre?«
    »In Paris durchschnittlich 15.000 Francs …«
    »Verehrung, Meister.« Der ›Tonkopf‹ machte eine tiefe Verbeugung, er hielt Pierres Zahl für einen Witz. »Wenn du das Monsieur Braillon sagst – das ist der Händler aus St. Rémy – glaube ich auch, daß du bald einen Arzt brauchst.«
    Er lachte wieder laut, blähte seine breite, braune Brust in die frische Morgenluft und ging dann hinüber zu der offenen, gemauerten Küche.
    Welche Kraft,

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