Liebe ist staerker als Haß
nie, nie, nie eine Howard sein. Das ist unmöglich. Denn die Howards sind meine Feinde.«
Tearle zog sie in die Arme. »Psst, Geliebte, sei still! Du brauchst keine Angst zu haben. Dein Bruder kann dich mir nicht wegnehmen.«
Sie stieß ihn zurück. »Er wird gegen dich kämpfen. Begreifst du denn überhaupt nichts? Meine Brüder hassen die Howards. Rogan wird dich töten, und wenn er dabei selbst sein Leben einbüßt. Nur wenn ich mit ihm gehe, können wir einen offenen Krieg vermeiden.«
»Wenn es so ist«, erwiderte er lächelnd, »mußt du mit ihm gehen. Aber du wirst dich nicht als Mann verkleiden. Diese Tage sind vorbei. Du wirst das goldgewirkte Kleid anlegen. Dein Bruder soll sehen, daß du eine Frau geworden bist.«
»Ich werde meinem Bruder zeigen«, flüsterte sie, »daß die Howards von ihrem Geld Kleider kaufen können, die so viel kosten, wie die Peregrines in zehn Jahren an Pachtgeldern einnehmen.« Sie war tief verletzt, weil es ihm gar nichts auszumachen schien, daß sie sich nie Wiedersehen würden. Sie mußte zu ihrem Bruder gehen, und der würde ... Heiliger Himmel, sie durfte gar nicht daran denken, wie ihr Bruder sie für ihr Verhalten strafen würde.
»Was soll ich anziehen?« fragte Tearle.
»Was geht das mich an? Ich sehe es ja doch nicht mehr, weil ich dann längst fort sein werde.« Ich werde nie mehr sehen, was du trägst und was du nicht trägst, dachte sie. Jetzt werde ich auch nie lesen lernen. Ich werde niemals Kinder haben - und keinen Mann mehr, der mich liebevoll in die Arme schließt und mich zum Lachen bringt.
»Was meinst du, womit ich auf deinen Bruder Eindruck machen könnte? Soll ich kostbare Gewänder anlegen oder lieber eine Rüstung? Oder vielleicht ein silberdurchwirktes Gewand? Wir würden ein schönes Paar abgeben, du in Gold und ich in Silber, nicht wahr? Aber ich fürchte, dein Bruder wird sich mit mir messen wollen, und da dürfte sich das Silbergewand als zu schwach erweisen. Es eignet sich nicht zum blutigen Kampf.«
Sie faßte sich an den Kopf. »Mein Bruder marschiert an der Spitze eines Heers gegen uns, und du stehst da und redest von Gewändern! Du hast den Verstand verloren! Ist dir denn nicht klar, daß wir uns nie Wiedersehen werden? Daß ich heute zu meinem Bruder zurück muß?« Sie kämpfte mit den Tränen. »Ich habe es schon geahnt, daß dieses schöne Leben nicht lange dauern würde. Ich bin nicht dafür bestimmt. Ich wußte, daß es bald ein Ende haben wird.«
Tearle packte sie an den Handgelenken. »Sieh mich an und höre, was ich dir zu sagen habe! Du glaubst anscheinend, daß dein Bruder der stärkste Mann auf der Welt wäre, aber das ist er nicht. Obwohl es dir gefällt, mich zu jeder Stunde daran zu erinnern, daß ich ein Howard bin, scheinst du es in diesem Augenblick vergessen zu haben. Ich habe so viele Männer und so viel Geld zur Verfügung, daß ich es jederzeit mit deinem Bruder und seinem schwachen Heer aufnehmen kann.«
Vor Entsetzen riß Zared die Augen weit auf und wich einen Schritt zurück. Aber er zog sie wieder zu sich heran.
»Ich wollte dir damit nur sagen, was ich tun könnte. Doch ich habe anderes vor. Ich werde mich deinem Bruder ausliefern.«
»Das darfst du nicht tun«, flüsterte sie. »Dann tötet er dich.«
»Meinst du? Aber du hast doch gesagt, daß ihm die Ehre über alles geht. Wie kann er dann einen Mann töten, der von Geburt her sein Vetter und nun durch Heirat sein Bruder ist? Wie kann er einen Mann töten, der sich ihm freiwillig ausliefert?«
»Du kannst dich ihm nicht ausliefern. Ich gehe zu ihm. Er will, daß ich heimkehre. Du kennst Rogan nicht. Die Familie geht ihm über alles.«
Er brachte seinen Kopf dicht an ihren. »Und du gehst mir über alles. Glaubst du, ich ließe dich zu ihm gehen? Glaubst du, ich erlaubte dir, mich zu verlassen, nachdem ich so lange und so schwer um dich gekämpft habe?«
»Ich ... ich weiß nicht. Ich weiß nicht, was ich glauben soll. Mein Bruder wird dich töten - das ist alles, was ich weiß.«
»Es wird deinem kleinen Bruder schwerfallen, einen Howard zu töten.« Er lachte, als er ihren zornigen Blick sah. »Ja, das ist die Frau, die ich kenne! Nun zieh dich an, oder wir sind noch nackt, wenn dein Bruder eintrifft! Ich werde das Silbergewand anlegen. Beim Charakter deines Bruders ist anzunehmen, daß er einen Howard in voller Rüstung als Aufforderung zum Kampf ansehen würde. Und ich bin noch müde vom nächtlichen Kampf mit einer Peregrine im Bett.«
»Du
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