Liebe ist staerker als Rache
du dir ganz sicher, dass du wirklich jedes einzelne Detail hören willst?“
9. KAPITEL
Maddie nickte, wenn auch ihr Herz angstvoll pochte. Es kann ja wohl kaum Schlimmeres kommen, als was mir damals geschehen ist, überlegte sie.
Nic begann, mit ausdrucksloser Stimme zu sprechen. „Die Männer brachten mich zurück und informierten meinen Vater, wo – und mit wem – sie mich erwischt hätten. Und wobei. Derart wutentbrannt hatte ich meinen Vater noch nie vorher erlebt. Er befahl, mich auf den Hof zu schleppen und festzuhalten. Dann peitschte er mich aus.“
Vor Maddies geistigem Auge tauchte wieder die Szene von damals auf. Als er am Tag danach wieder zu dem Hain gekommen war. Er musste ja unsägliche Qualen erlitten haben – und doch war er gekommen. Vielleicht hat er sich ja nur so grausam mir gegenüber verhalten, um sich selbst zu schützen?
„Schau nicht so entsetzt, Maddie! Ich habe eigentlich angenommen, diese Geschichte würde deinen Sinn für Melodramatik befriedigen. So etwas in der Art schwebte dir doch vor, um deine Langeweile zu vertreiben.“
Melodramatik? Langeweile? Das denkt er von mir? Er ist ausgepeitscht worden! Wegen mir! Sie schlug sich die Hand vor den Mund und rannte ins Bad und übergab sich. Hinter sich spürte sie seine Gegenwart. „Geh! Ich will allein sein.“
„Nein! Bitte lass mich dir helfen.“
Bevor Maddie erneut protestieren konnte, half er ihr auf. Er presste ein feuchtes Tuch gegen ihre Stirn und reichte ihr eine Zahnbürste, auf die er schon Zahnpasta gedrückt hatte. Widerspruchslos putzte sie sich die Zähne. Dann nahm er sie an der Hand und brachte sie zurück ins Schlafzimmer. Maddie machte sich von ihm los und setzte sich auf die Bettkante.
Nic sah auf sie hinunter. „Du bist mir wirklich ein Rätsel, Madalena Vasquez. Vor acht Jahren hast du alles daran gesetzt, um mich zu quälen – und wenn ich dir dann erzähle, was die Folgen waren, wird dir schlecht.“
Wenn ich doch nur meine Worte von damals zurücknehmen könnte!
„Ich wollte dich nie absichtlich quälen, Nic. Wirklich! Ich schwöre beim Grab meines Vaters, ich hatte keine Hintergedanken. Als du mir damals nachgeritten bist, war ich fast schreckstarr, aber auch auf eigenartige Weise aufgeregt. Ich wollte dich, aber nie hätte ich dich nur aus einer Laune heraus verführt. Diese Woche … sie hat mir so viel bedeutet.“
Nic nahm sie am Arm und zog sie hoch. Er brachte sein Gesicht ganz nah an ihres und stieß zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor: „Wage ja nicht, die Geschichte umzuschreiben!“
„Aber es stimmt“, flüsterte sie. „Ich wollte dich unbedingt wiedersehen.“ Sie hatte das Gefühl, vor einem Abgrund zu stehen. Sie konnte ihm einfach nicht die ganze Wahrheit sagen. „Als man mich zurückbrachte, machte meine Mutter eine Riesenszene. Sie gestand mir die Affäre mit deinem Vater … und mein Vater bekam das unglücklicherweise mit. Ich konnte dir das einfach nicht erzählen. Ich schämte mich viel zu sehr. Deshalb musste ich dafür sorgen, dass du mich fallen ließt. Deshalb habe ich dir all diese schrecklichen Dinge an den Kopf geworfen … Aber jedes Wort war gelogen.“
Sie blickte zu Boden, aber Nic hob ihr Kinn und sah sie durchdringend an. „Bevor die Details der Affäre herauskamen, dachte ich, du wolltest einfach nur so schnell als möglich weg.“
Maddie schüttelte schwach den Kopf. Plötzlich war ihr wieder schlecht. Und wenn Nic jetzt doch die ganze Wahrheit kennt? Der Gedanke quälte sie. „Was hat denn mein Vater deiner Mutter eigentlich genau erzählt?“
Nic fuhr sich durch die Haare. „Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie hinterher völlig aufgelöst war. Ich musste den Arzt rufen, der ihr dann etwas zur Beruhigung gab. Ein paar Tage später nahm sie dann eine Überdosis. Sie hinterließ einen Brief, in dem sie meinem Vater mitteilte, sie wisse jetzt alles. Die Sache mit uns beiden war ja schon schlimm genug, aber nach dem Selbstmord meiner Mutter flammte die alte Feindschaft ungebrochen wieder auf.“
Das klingt, als ob seine Mutter das Geheimnis mit ins Grab genommen hätte. Mein Vater hätte ihr ganz sicher nicht die unappetitlichen Details erspart.
Maddie legte die Hand auf Nics Arm. „Es tut mir so leid.“
„Meine Mutter war immer labil. Wahrscheinlich hatte sie eine bipolare Störung, die damals nicht diagnostiziert wurde. Es bedurfte wirklich keiner großen Anstrengung, um sie in die Verzweiflung zu treiben.“
„Es muss
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