Liebe kann man nicht planen, Casanova
wieder bei ihr wäre.
Das war vor über einem halben Jahr gewesen.
Verständlich also, dass sich jeder in der Familie zuerst nach seinem Aufenthaltsort erkundigte.
Das gemeinsame Abendessen verlief trotzdem fröhlich und feierlich, was nicht zuletzt Rubys Verdienst war. Sie hatte so eingekauft, dass für jeden in der Runde besondere Leckerbissen dabei waren. Und sie hatte das Haus so festlich und weihnachtlich geschmückt, dass sich die Kinder wirklich wie zu Hause fühlten.
Im Atrium hatte Ruby einen gigantischen Weihnachtsbaum aufstellen und schmücken lassen. Sein Duft und seine aufwendige Beleuchtung machten die Stimmung erst perfekt. Unter dem Baum hatte Ruby die mit großer Sorgfalt verpackten Geschenke für Lena, Poppy – und Damon verteilt. Sie war also noch einmal im Namen seines Vaters für ihn zum Einkaufen gegangen, stellte dieser mit einem Lächeln fest.
„Sag mal, Papa, verheimlichst du uns etwas?“, wollte Lena schmunzelnd wissen. Sie saß auf dem Sofa neben Poppy, die sich gerade erhoben hatte, um ihrer Schwester Weißwein nachzuschenken. „Das Abendessen war spitze, an meinen Lieblingsweißwein wurde gedacht, überall stehen frische Blumen, und – ist das eine Lichterkette auf deiner Terrasse? Dahinter muss doch eine Frau stecken? Und zwar nicht nur eine Haushaltshilfe?“
„Ruby war hier“, entgegnete Russell lässig und ohne weitere Erklärungen. Damon musste grinsen, als er Lenas überraschten Gesichtsausdruck sah. Sie platzte fast vor Neugier.
„Ruby ist Papas Assistentin im sozialen Bereich. Kann man doch so sagen, oder, Paps?“
„Seine was?“
„Sie hilft ihm, damit er auch bei seinen sozialen Verpflichtungen gut rüberkommt. Damit er nichts vergisst, gute Reden hält und so weiter. Und sie kümmert sich um unser Weihnachtsfest.“ Damon wollte seine Schwester noch ein wenig auf die Folter spannen.
„Ruby ist die Tochter eines alten Freundes von mir“, erklärte Russell seinen beiden Töchtern. „Sie war auf der Suche nach Arbeit und ich habe sie eingestellt. Ihr werdet Ruby morgen kennenlernen. Sie wird mit uns zu Abend essen.“
„Als deine … Begleiterin?“, wollte Poppy ganz geradeheraus wissen. Sie hielt Damon ein Bier vor die Nase. Doch angesichts der Brisanz ihrer Frage starrte dieser nur entgeistert seinen Vater an.
„Kinder! Ruby ist jünger, als ihr es seid!“ Endlich lachte Russell. „Was ihr nur immer denkt.“
Poppy wedelte mit der Bierflasche vor Damons Nase herum. Endlich nahm er sie an. Und ihm fiel auf, dass er zu atmen vergessen hatte.
„Warum isst sie denn mit uns an Weihnachten?“, fragte Lena neugierig.
„Sie hätte sonst dieses Jahr ganz alleine feiern müssen – aufgrund von unvorhersehbaren Umständen. Und ich dachte mir, dass ihr euch gut verstehen würdet. Damon hat Ruby übrigens schon kennengelernt.“
Ja, das hatte er. Und er hatte es leicht verletzt überlebt.
„Ach, wirklich?“ Lena schaute ihn grinsend an.
„Was denn? Warum guckt ihr so komisch?“ Seine Schwestern warfen einander vielsagende Blicke zu.
„Wie ist sie denn so?“
Er zuckte die Achseln. „Organisiert.“ Und weil Damon wusste, dass sich seine Schwestern damit nicht zufriedengeben würden, fügte er rasch „Und souverän“ hinzu.
„Und sieht sie gut aus?“, wollte nun Poppy wissen.
„Ich denke schon.“
Poppy und Lena kicherten wie zwei Schulmädchen.
„Er mag sie“, stellte Lena fest.
„Das glaube ich auch“, murmelte Poppy, ohne ihren Blick von Damon abzuwenden.
„Wie kommt ihr denn bitte darauf?“, wollte Damon irritiert wissen.
„Weibliche Intuition.“
„Nicht gerade eine zuverlässige Wissenschaft.“
Poppy lächelte nur.
„Was hat Ruby denn gemacht, bevor sie Weihnachtsfee wurde?“
„Sie hat Jura studiert und war dabei, sich als Firmenanwältin zu etablieren“, erklärte der Vater. „Sie wird wohl auch wieder zurück in den juristischen Bereich gehen, nur nicht ins Unternehmensrecht.“
„Warum nicht?“, fragte Lena.
„Das kannst du sie ja morgen selbst fragen“, schlug Damon vor und erntete erneut verwunderte Blicke von seinen Schwestern.
„Er kennt die Antwort“, wandte sich Lena verschmitzt lächelnd an ihre Schwester.
„Sieht so aus“, pflichtete ihr Poppy bei.
„Ich sage nur, dass jeder seine Geheimnisse hat, die nicht vor allen anderen breitgetreten werden müssen“, verteidigte sich Damon.
„Er mag sie sehr !“ Lena starrte ihn begeistert an.
Poppy sah ihn auch an und lächelte.
Ruby
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