Liebe klopft nicht an
los. Sie sah einen dunklen Schatten, der sich an ihr vorbei, nach oben bewegte, dann verlor sie völlig die Orientierung.
Instinktiv öffnete sie den Mund, um zu schreien, doch da strömte auch schon das Wasser in ihre Kehle.
Ihre Arme und Beine, die eben noch angsterfüllt nach allem getreten und geschlagen hatten, fehlte es bald an Kraft. Jetzt würde das geschehen, wovor sie sich immer am meisten gefürchtet hatte. Amy würde ertrinken.
Plötzlich schlangen sich zwei muskulöse Arme um ihren Oberkörper und zogen sie mit nach oben. Amy war kurz davor, völlig das Bewusstsein zu verlieren und doch nahm sie den festen Griff wahr. Der Weg nach oben kam ihr so lang vor, als befänden sie sich etliche Meter unter der Wasseroberfläche.
Endlich wurde es heller, und als ihr Kopf aus dem Wasser schoss, holte sie laut keuchend Atem.
»Ganz ruhig durchatmen. Jetzt kann dir nichts mehr passieren, ich bin bei dir«, flüsterte ihr jemand beruhigend ins Ohr. Es war Taylors Stimme, die zu ihr sprach.
Er hielt sie immer noch fest in seinen Armen und drückte sie sanft gegen seine Brust.
»Was ist denn los?«, erkundigte sich Cole, der mittlerweile zu ihnen geschwommen war. Als er Amys blasses Gesicht sah und ihr lautes Keuchen vernahm, riss er entsetzt die Augen auf.
Taylor beachtete Cole nicht, sondern konzentrierte sich ganz auf die schwer atmende Frau.
»Ich werde jetzt einen Arm von dir lösen und dann schwimmen wir ans Ufer. Du musst keine Angst haben, ich lasse dich nicht los«, erklärte er sanft. Amy, die nicht fähig war zu sprechen, nickte nur.
Behutsam half ihr Taylor aus dem Wasser, als sie endlich das Ufer erreicht hatten. Sein Vater, der wie einige anderen bei dem Tumult zum See gelaufen war, um nachzusehen, was los war, half seinem Sohn.
Taylor ließ sie nicht eher los, bis er sicher war, dass sie sich alleine auf den Beinen halten konnte. Eine grauhaarige ältere Frau, die Amy als irgendeine weit entfernte Tante in Erinnerung hatte, kam mit einer der karierten Decken auf sie zugelaufen.
Taylor nahm sie der Frau aus den Händen und legte sie Amy um die Schultern.
»Wie geht es dir?«, erkundigte er sich besorgt und suchte in ihren Augen nach einer Antwort.
»Ich bin okay«, krächzte sie, denn vom vielen Wasserschlucken war ihre Kehle völlig rau.
»Das tut mir echt leid«, hörte sie Cole hinter sich sagen. Taylor schob Amy in die Obhut seines Vaters und schoss dann zu Cole, den er unsanft am Kragen packte.
»Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?« Cole wehrte sich nicht, hob jedoch ergeben die Hände in die Höhe.
»Hey, ich konnte doch nicht ahnen, dass sie es ernst gemeint hat, als sie sagte, dass sie nicht schwimmen kann.« Amy, die das Spektakel mit großen Augen verfolgte, sah, wie sich die Sehnen in Taylors Nacken anspannten und er erstarrte.
»Sie hat dir gesagt, dass sie nicht schwimmen kann und du hast sie trotzdem ins Wasser geworfen und nach unten gezogen?«, fragte er ungläubig. Cole zuckte entschuldigend mit den Schultern, doch bevor er den Mund öffnen konnte, um etwas zu sagen, krachte Taylors Faust in sein Gesicht und er fiel hinten über.
Kapit el 8
»Soll ich dich nicht doch lieber zu einem Arzt bringen?«, erkundigte sich Taylor und sah zu Amy, die wie ein Häufchen Elend auf dem Beifahrersitz saß. Sie schüttelte den Kopf. Sofort spürte sie erneut ein Schwindelgefühl.
»Nein, ist nicht nötig«, versicherte sie ihm und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. »Etwas Ruhe und ich bin wieder ganz die Alte«, versprach sie.
Er nickte und richtete den Blick auf die Straße vor sich. Nach ihrem unfreiwilligem Bad hatte Taylor beschlossen, Amy nach Hause zu fahren, wo sie sich ein wenig ausruhen sollte. Amy hatte vehement protestiert, aber er hatte nicht mit sich reden lassen. Als schließlich auch sein Vater vorgeschlagen hatte, dass sie sich besser schonen sollte, hatte Amy zähneknirschend eingewilligt.
»Wenn es dir in ein paar Stunden besser geht, fahren wir zurück an den See. Versprochen«, versuchte Taylor sie zu besänftigen.
Amy hoffte, dass er sein Versprechen halten würde, denn für den Abend war ein großes Grillfest geplant. Die Aussichten auf gegrillte Steaks und Würstchen ließen ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Von Salzcrackern hatte sie mittlerweile die Nase gestrichen voll. Außerdem machte sich der Mangel an gesunder Nahrung bemerkbar. Sie fühlte sich schlapp und müde und ihr Magen protestierte
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