Liebe klopft nicht an
sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Ist aber auch nicht weiter schlimm, denn morgen fahre ich wieder nach Hause und werde diese Frau wahrscheinlich niemals wiedersehen.«
»Ja, sie ist schon ein ganz spezieller Typ. Ich frage mich immer wieder, wie James mit so einer Schwiegermutter zurechtkommt.«
»Kennst du sie schon lange?«, erkundigte sich Amy und nahm einen Schluck Wasser.
»Zum Glück nicht«, gluckste er. »Sie kann wohl nicht so recht verstehen, dass James mit jemandem, wie mir befreundet ist, und lässt mich das bei jeder Gelegenheit spüren.«
Amy sah ihn verwundert an. Weshalb sollte Heather Morgan etwas gegen Cole haben?
»Das verstehe ich nicht. Dass sie mich nicht mag, kann ich ja noch nachvollziehen, denn ich bin weder reich, noch berühmt, aber du bist doch einer von ihnen.«
»Einer von ihnen?«, echote er belustigt. Amy machte eine ausschweifende Geste.
»Naja, alle hier sind irgendwie wichtig und zum größten Teil stinkreich.«
»Und du glaubst, ich wäre das auch?«, wollte er mit hochgezogenen Brauen von ihr wissen.
»Etwa nicht?«
»Nein, ganz sicher nicht. Meine Eltern waren beide bei James Eltern angestellt. Mom war das Kindermädchen und Dad arbeitete dort als Gärtner. Sie lebten sogar in dem Anwesen der Bensons, wo man ihnen eine kleine Wohnung zur Verfügung gestellt hatte. Da James und die einzigen Kinder waren, blieb es nicht aus, dass wir Freunde wurden. Die Bensons gestatten sogar, dass ich am Privatunterricht teilnahm, weil sie der Ansicht waren, dass dies auch James guttun würde. Wir wuchsen also gemeinsam auf. Später gingen wir auf das gleiche College, und als James eine Tochterfirma seines Vaters übernahm, bot er mir einen Job an. Seither arbeite ich bei ihm.«
»Na gut, dann hast du dich eben selbstständig hochgearbeitet. Fakt aber ist, dass du jetzt zu ihnen gehörst«, entgegnete Amy.
»Ganz und gar nicht«, widersprach Cole. »Ich verdiene zwar sehr gut, aber ich führe ein ganz anderes Leben als diese reichen Schnösel hier. Ich kann mit dem Schickimicki-Leben nichts anfangen. Außerdem spiele ich kein Golf und dieser Sport ist eine Grundvoraussetzung, um dazuzugehören. Mir ist schleierhaft, wie man stundenlang einem kleinen weißen Ball hinterherrennen kann und das kilometerweit.«
Amy grinste, als er dabei den Kopf schüttelte. Sie hatte Cole völlig falsch eingeschätzt, wie sie jetzt zugeben musste.
Während des Essens unterhielten sie sich angeregt. Cole war der perfekte Tischnachbar. Er war witzig und nicht auf den Mund gefallen. Mehr als nur einmal schossen Amy die Lachtränen in die Augen, als er eine seiner Kindheitsanekdoten zum Besten gab.
Mittlerweile ernteten beide vorwurfsvolle Blicke der anderen Gäste, doch das war ihnen egal. Dann wurde der Nachtisch serviert und die Reden begannen. Etwas, auf das Amy gerne verzichtet hätte.
Während sie nur mit einem Ohr den schwülstigen Glückwünschen verschiedener Gäste lauschte, sah sie immer wieder zu Taylor. Er sah fantastisch aus in seinem schwarzen Smoking. Amys Blick fiel auf Tracy, die ihre Hand auf seine Schulter gelegt hatte und ihm zärtlich darüberstrich.
Ihr gelbes Kleid bildete einen wundervollen Kontrast zu ihren feuerroten Haaren, die sie zu einer eleganten Hochsteckfrisur frisiert hatte.
Die beiden gaben optisch wirklich ein perfektes Paar ab, wie sie sich schmerzhaft eingestehen musste.
Die Haut an ihrer Hand kribbelte angenehm bei der Erinnerung an seine Berührung, so als hätte er gerade eben erst seine Finger von ihrer Hand gelöst. Mittlerweile war sich Amy jedoch nicht mehr sicher, ob er es getan hatte, weil er etwas für sie empfand, oder nur, weil er sie angesichts der hohen Klippen beruhigen wollte.
Kapitel 15
»Dem Himmel sei Dank. Ich dachte schon, die hören nie wieder auf«, seufzte Cole und applaudierte, nachdem der letzte Redner seine Glückwünsche über das Mikrofon losgeworden war.
Er lockerte seine Krawatte und öffnete den obersten Hemdknopf. »Diese Hitze ist unerträglich.«
Amy, die sich seit geraumer Zeit mit einer der Menükarten Luft zufächelte, nickte zustimmend. Obwohl man an jeder Seite des Zeltes eine große, mobile Klimaanlage angebracht hatte, war die Wärme kaum zu ertragen. Für den Abend wurde Regen gemeldet und schon jetzt war die Luft schwül und schwer.
Nun, nachdem das Pflichtprogramm absolviert war, strömte die Gesellschaft in das zweite Zelt, wo man schon die Akustiktests der Liveband hören konnte, die heute
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