Liebe kommt auf sanften Pfoten
im Barbereich des Restaurants, waren aber offensichtlich nicht zum Essen hier. Das sollte Programmpunkt Nummer drei sein.
»Und wo gehen wir hin?«
»Lass dich überraschen.«
»Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass Longhampton an Ausgehmöglichkeiten viele Überraschungen zu bieten hat.« Als die Kellnerin zu ihnen kam, bestellte Peter noch ein Glas Wein für sich sowie einen Dirty Martini für Louise, die die Cocktailkarte zurückgab. »Gehen wir etwa Bingo spielen?«
»Nein!« Peter klang entsetzt, bis er merkte, dass Louise einen Witz gemacht hatte. »Kein Bingo. Das hier ist ein Date !« Er beugte sich über den Tisch und griff nach Louises Hand, verhakte seine Finger mit den ihren und lächelte. »Mir wurde klargemacht, dass die Weinprobe vielleicht ein wenig egoistisch war. Das hier ist also mehr ein Date -Date.«
»Und wer hat dir das klargemacht?«
Peter schüttelte den Kopf. »Das ist doch egal. Ich habe jedenfalls versucht, mich daran zu erinnern, was wir so alles unternommen haben, nachdem wir uns kennengelernt hatten – du weißt schon, all die Sachen, die wir gemacht haben, weil sie dir gefielen –, und … da sind wir. Cocktails, Überraschung, Abendessen.«
Louise fing allmählich an, sich über die Unterstellung zu ärgern, sie habe ihn zu einer Menge nervtötender Verabredungen gezwungen, doch sie schob dies beiseite und konzentrierte sich auf die eigentlich recht süße Bedeutung zwischen den Zeilen – dass Peter vor so vielen Jahren trotz seiner Unlust überall mit hingegangen war, um mit ihr zusammen zu sein.
So lange ist das nun auch wieder nicht her, ermahnte sich Louise. Acht Jahre. In ihrem Kleiderschrank befanden sich immer noch Jeans aus dieser Zeit.
»Als da wäre …?«, fragte sie, während sich ein Lächeln in ihre Stimme schlich. »Jetzt erzähl mir bloß nicht, dass du lieber zu Hause geblieben wärst und dich um deine Handarbeiten gekümmert hättest, als ich dich ins Wolseley mitgeschleppt habe?«
»Doch. Zumindest wenn ich die Wahl gehabt hätte. Ganz ehrlich: Ich habe nicht einmal die Hälfte der Witze dieser schrecklichen Stand-up Comedians verstanden.« Peter grinste, und einen Augenblick lang verspürte Louise ein Gefühl wie früher.
»Hätte ich das damals gewusst, dann …«, sagte sie, doch in dem Moment kamen – verdächtig schnell – die bestellten Drinks, und sie hielt inne.
»Ich will einfach nur mit dir zusammen sein«, antwortete Peter leise, und Louise stockte der Atem angesichts der schlichten Sehnsucht, die hinter seinen Worten steckte.
»Cheers«, erklärte Peter feierlich, und sie hob ihr Glas und prostete ihm zu.
Der Martini schmeckte nach Geschirrspülreiniger, doch sie lächelte tapfer, als sie den ersten abscheulichen Schluck hinunterspülte.
Nach kurzer Zeit fand Louise, dass sie sich an den Martini des Ferrari’s durchaus gewöhnen könnte. So sorgte schon der zweite Cocktail dafür, dass sich das kleine Fünkchen Wohlwollen zu einem warmen innerlichen Glühen verwandelte. Als Peter ihr schließlich in die Jacke half, hatten sie sich gemeinsam an einige verrückte Abende zurückerinnert, die Louise bereits komplett vergessen hatte. Und sie sah diesen Abend in einem viel positiveren Licht.
»Wohin gehen wir denn jetzt?«, hakte sie erneut nach, als sie die menschenleere High Street hinunterliefen.
»Geduld«, entgegnete Peter mit gespielter Verzweiflung. »Warst du als Kind an Weihnachten eigentlich auch immer so ungeduldig?«
»Nein. Ich habe nicht einmal irgendwelche Pakete geschüttelt. Dagegen hat Juliet sogar an den Klebestreifen herumgefummelt.«
Louise hakte sich bei Peter ein und stützte sich auf ihn, während sie gingen. Der Gedanke an Weihnachten brachte auch sie zum Strahlen. Dies würde das erste Weihnachtsfest werden, an das sich Toby vielleicht einmal erinnern würde. Alle wollten sich bei ihren Eltern treffen und es dieses Jahr vor allem für Juliet besonders schön machen. Damit sie das Gefühl hatte, ein Teil der Familie zu sein. Denn das war sie: Tante Juliet.
»Mir gefällt das mit der Überraschung«, erklärte Louise und merkte, dass sie es wirklich ernst meinte.
Als sie durch die leeren Straßen gingen, hallten ihre Schritte über den Gehweg. Hier schlossen alle Geschäfte um Punkt halb sechs, und das Ferrari’s war das einzige Restaurant an der High Street. Nach achtzehn Uhr verwandelte sich Longhampton in eine Geisterstadt, wenn man einmal von dem Verbrechensschwerpunkt rund um die zwei Nachtclubs, das
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