Liebe kommt auf sanften Pfoten
Duke’s und das Majestic , absah. Praktischerweise lagen beide in unmittelbarer Nähe der Polizeistation.
Der erste kalte Hauch des Winters war in der frischen Abendluft zu spüren, und Louise war froh, dass sie ihren Mantel mitgenommen hatte, obwohl dieser nicht unbedingt zu ihrem Outfit passte. Die Cocktails wärmten sie von innen, und sie genoss die kühle Luft.
» Das erinnert mich wieder an unsere ersten Dates«, erklärte sie wehmütig. »Nach der Arbeit sind wir immer in der Stadt etwas trinken gegangen. Weißt du noch, wie kalt es in jenem Winter war? Und dann mussten wir uns entscheiden zwischen einem letzten Drink und einem Taxi, das uns nach Hause brachte …«
Rückblickend kam ihr dies wie das glamouröse Leben einer anderen Person vor. Bis spät in die Nacht hinein auszugehen, die letzte U-Bahn zu verpassen, um Mitternacht durch die Straßen Londons zu irren, wackelig auf den hohen Absätzen unterwegs zu sein, aber noch keine Lust zu haben, sich voneinander zu verabschieden, endlich ein freies Taxi zu finden, schnell hineinzuspringen und sich dann so leidenschaftlich zu küssen, dass man vergaß, dem Fahrer eine Adresse zu nennen …
Die Sache ist, wie ihr eine Stimme in ihrem Kopf sagte, dass du all das einmal erlebt hast. Irgendwann einmal sind Leidenschaft, Flirten und gegenseitige Anziehung da gewesen. Das alles könntest du wieder haben.
Das muss nicht unbedingt mit Michael passieren. Peter war früher auch einmal sexy und interessant, und er könnte es für dich auch wieder werden.
Dieser Gedanke setzte sie derartig unter Strom, dass sie am ganzen Körper erzitterte.
»Ist dir kalt?«, fragte Peter besorgt und legte seinen Arm um Louise. »Willst du meine Jacke haben?«
»Nein, schon gut.« Seine galante Reaktion rührte sie; Peter war, so erinnerte sie sich, schon immer sehr umsichtig und fürsorglich gewesen. Er wäre nie nach Hause gegangen, wenn er sich nicht selbst davon überzeugt hatte, dass sie sicher und wohlbehalten auf dem Heimweg war.
Peter lenkte sie von der High Street in die North Road hinunter.
»Aha!«, rief Louise. »Wir kommen der Sache näher. Wir gehen also nicht Bingo spielen.«
»Irgendwie habe ich das Gefühl, zu viel Wirbel gemacht zu haben«, erwiderte er trocken.
»Nein, mir gefällt es, einmal nicht zu wissen, wohin wir gehen.« Noch während Louise dies sagte, fiel bei ihr der Groschen, und sie merkte, dass genau das der Grund war, warum sie sich ihm gegenüber plötzlich in einer derartigen Flirtlaune fühlte. »Wir haben jeden Tag genügend Alltagstrott, nicht wahr? Es ist schön, einmal nicht alles im Vorhinein zu wissen.«
Peter warf ihr einen verzagten Blick zu, doch er widersprach ihr nicht.
Wieder bogen sie um die Ecke, und mit einem Mal musste Louise lachen, als sie sah, wohin Peter sie geführt hatte.
»O mein Gott, das ist die Memorial Hall! Der Tanzunterricht! Du führst mich zum Tanzen aus?« Sie drehte sich zu ihm um und stupste ihn sanft an. »Du Blödmann! Wenn ich gewusst hätte, dass wir es heute mit der furchterregenden Angelica und ihrem verdammten Foxtrott zu tun bekommen, dann wäre ich bei einem Cocktail geblieben! Und hätte vor allem flachere Schuhe angezogen!«
Peter hob abwehrend die Hände. »Wir gehen nicht zum Tanzunterricht. Hältst du mich etwa für einen Masochisten?«
»Warum sind wir denn dann hier?«
»In der Halle findet gerade eine Ausstellung statt. Es ist die letzte Woche.« Er machte einen zufriedenen Eindruck. »Du hast mich damals auch schon einmal in eine Fotogalerie mitgeschleppt, als wir …«
»Ein einziges Mal.«
»Na ja, das eine Mal hat mir gereicht. Ich dachte einfach, ein Abend voller Kultur würde dir gefallen. Außerdem werden in der Ausstellung Bilder von Longhampton gezeigt, und sie ist heute länger geöffnet.« Peter warf einen Blick auf seine Uhr. »Bis um acht. Was in einer halben Stunde wäre – ist das ausreichend Kultur für dich?«
»Genügend«, erwiderte Louise. Sie lächelte und fühlte sich geschmeichelt, dass er sich daran noch erinnert hatte. »Vielen Dank!«
»Und wenn dir ein Bild richtig gut gefallen sollte, dann können wir es ruhig kaufen«, fügte er großzügig hinzu.
Sie wusste, dass Peter dabei an jenes abstrakte Foto dachte, »Kiesel in Öl«, das er in irgendeiner fürchterlichen Galerie für sie gekauft hatte, nachdem sie so getan hatte, als würde es ihr gefallen. Eines musste sie Peter lassen: Über die Jahre hinweg hatte er sich wirklich um sie bemüht.
»Das
Weitere Kostenlose Bücher