Liebe kommt auf sanften Pfoten
Leinenjackett kam auf sie zugelaufen; seine Aktentasche hüpfte auf und ab. Ebenso ein Spaniel.
Es war Mark, mit Damson.
»Ich bin froh, dass ich Sie hier erwische.« Mark keuchte, bevor er sich aufrichtete und sich offenbar für seine geröteten Wangen ein wenig schämte. »Tut mir leid! Man merkt, dass ich im Augenblick nicht mehr so viel mit Damson Gassi gehe. Sie haben letzte Woche Ihr Geld nicht mitgenommen.«
»Sie haben mir nichts hingelegt«, erwiderte Juliet und wischte sich schnell ein paar Schokoladenreste vom Kinn. »Das wollte ich Ihnen noch sagen …«
»Das Geld lag im Flur. Auf dem Schränkchen, auf dem auch die Schlüssel liegen. Ooooh.« Mark wollte weiterreden und gab sich alle Mühe zu verbergen, wie sehr er außer Puste war. »Einen Augenblick bitte.« Er drehte sich um, atmete ein paarmal tief durch und wandte sich dann wieder Juliet zu.
Hat er das wegen mir gemacht?, fragte sich Juliet. Ziemlich schmeichelhaft!
»Das warme Wetter ist schuld«, erwiderte sie. »Auf dem halben Weg den Hügel hinauf muss ich auch immer stehen bleiben, um Luft zu holen. Und ich betrete nie den Flur.« Sie hielt kurz inne. »Sie haben mir gesagt, wo ich den Schlüssel für die Gartentür finde, und ich stöbere nicht bei anderen Leuten im Haus herum.«
»Sie können bei mir im Haus hingehen, wohin Sie mögen. Das stört mich nicht. Ich kann es nicht fassen, dass Sie diese liebe Mitteilung von Damson dalassen, dann aber nicht hinzufügen: ›Wo ist das verdammte Geld?‹«, fuhr er fort.
»Das würde ich niemals tun.« Juliet errötete. »Und ich hoffe, Sie haben mir die Nachricht nicht übel genommen, aber ich finde, dass Damson wirklich Hilfe braucht. Sie ist es einfach nicht gewohnt, allein zu sein.«
»Ich weiß.« Mark sah sie schuldbewusst an. »Meine Nachbarn haben mir erzählt, dass sie den ganzen Tag über gebellt hat. Ich hatte wirklich gehofft, dass sie es einfach … keine Ahnung … lernen würde, dass ich abends wieder zurückkomme?«, sagte er hoffnungsvoll.
»Na ja. Wenn wir ihnen ein paar Dinge sagen könnten, wäre alles viel einfacher.« Sie schaute zu Minton hinunter. Auf eine recht mütterliche Art und Weise leckte Damson ihm das Wasser von den Kinnhaaren; er ertrug es mit einer stoischen Höflichkeit, die Juliet dahinschmelzen ließ. »Er wartet immer noch auf Ben. Ich würde alles dafür geben, wenn ich mich nur fünf Minuten lang mit ihm in der Hundesprache unterhalten könnte.«
»Was würden Sie Minton denn dann sagen?«
Juliet wollte sogleich etwas erwidern, überlegte es sich dann jedoch noch einmal. »Wahrscheinlich die gleichen Klischees, die alle Leute mir erzählen«, antwortete sie schließlich. »Wie zum Beispiel, dass die Zeit alle Wunden heilt und auch andere Mütter schöne Kinder haben.«
»Und dass er mehr ausgehen muss, um neue Leute kennenzulernen?«
»Na, aber bitte – das tut er doch schon längst!« Juliet blinzelte in die Sonne und konnte Marks Miene nicht erkennen.
»Darf ich Ihnen noch ein Eis spendieren?«, fragte er und deutete auf die Eistruhe.
»Mir reicht das eine hier, vielen Dank.« Sie neigte den Kopf zur Seite und setzte eine ernste Miene auf. »Wollten Sie das Eis etwa von meinem Lohn bezahlen?«
»Nein! Lassen Sie mich Ihnen schnell das Geld geben, bevor ich es vergesse.« Sofort holte er sein Portemonnaie heraus und blätterte in den Scheinen. Er besaß mehr Karten als Juliet, und ihr Blick fiel auf ein Foto eines Babys, das seitlich im Portemonnaie steckte.
Das überraschte sie vollkommen – es wäre Juliet im Traum nicht eingefallen, dass Mark vielleicht Vater sein könnte. Anders als bei Louise war in seinem Haus von Babysachen nichts zu sehen gewesen. Juliet verspürte ein seltsames Flattern in der Magengegend, als sie sich ihn mit einem Baby vorstellte. Dann hätte sie sich am liebsten selbst geohrfeigt. Wie schlimm war es um ihren Verstand bestellt, wenn sie sofort auf die alten Daddy-mit-Buggy-Klischees hereinfiel? Die Vaterschaft hatte bei Peter schließlich auch nicht dazu geführt, dass er attraktiver geworden war.
Außerdem könnte es sich auch um eine Nichte oder einen Neffen handeln. Schließlich konnte er genauso gut ein vernarrter Onkel sein, wie sie die in Toby vernarrte Tante war.
»Hier.« Mark reichte ihr das Geld. »Das ist für diese Woche und die gesamte nächste Woche. Und könnte ich bitte ein Magnum Classic bekommen?«, fragte er und drehte sich zu der Frau am Eisstand um.
Juliet gefiel sein Tonfall gut.
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