Liebe kommt auf sanften Pfoten
beruhigenden Melodien von Strauss durch die Küche hallten. Juliet prüfte ein letztes Mal, ob der Wassernapf auch voll war, und wandte sich dann um. »Minton?«, flüsterte sie.
Sofort hob Minton seinen Kopf. Vorsichtig kletterte er aus Damsons Körbchen heraus und kam zu ihr gelaufen.
So leise wie möglich zog Juliet die Tür hinter sich zu, schloss ab und versteckte danach die Schlüssel wieder in der Blumenampel. Als sie sich von Marks Haus entfernte, spitzte sie die Ohren, ob von drinnen Gebell zu hören war, doch alles blieb mucksmäuschenstill.
Als Minton und sie den Fußgängerweg verließen und den Pfad einschlugen, der querfeldein bis hinauf nach Rosehill führte, kam die Sonne zum Vorschein. Juliet spürte, wie auch sie innerlich zu strahlen begann.
In Damsons Hundeleben hatte sie heute eine Veränderung bewirkt. Möglicherweise könnte sie beim nächsten Besuch sogar noch ein wenig die Routine des Kommens und Gehens trainieren. Und vielleicht könnte sie ihr eines von Mintons vielen Spielzeugen mitnehmen.
Während sie den Hügel hinaufspazierten, flatterten die Schmetterlinge an diesem schönen Spätnachmittag geschäftig durch das Getreide – und Juliet merkte plötzlich, dass sie kein Geld bekommen hatte.
15
W enn wir weiterhin so viel unterwegs sind, dann werde ich mir neue Jeans kaufen müssen«, erklärte Juliet Minton, als sie am Freitagnachmittag den Weg vom Pfarrhaus zum Park hinuntergingen.
Sie hatte die Veränderungen bereits an ihrer Kleidung festgestellt; alles war ein wenig zu weit geworden, besonders an den Hüften. Ihre Hose, in der sie die Gassirunden bestritt – und die einst ihre Gartenhose gewesen war –, hing fast schon sackartig an ihr herab. Derart weite Jeans hatten nie zuvor zu ihrer Garderobe gehört.
»Wahrscheinlich liegt es daran, dass wir in letzter Zeit keine KitKat-Riegel mehr gegessen haben. Und dass ich nicht mehr backen kann«, fuhr sie fort. In der vergangenen Woche hatte sie ein paar halbherzige Versuche gestartet, Kekse zu backen, doch ihr Talent ließ sie immer noch im Stich. Entweder waren die Kekse steinhart, verbrannt oder matschig. Nicht mal Coco wollte einen solchen Keks, sodass Juliet sie schließlich niedergeschlagen allesamt in den Müll gekippt hatte. »Ein weiterer Grund: dass ich mit dir und deinen Kumpels durch die Stadt wandere. Und die Trauer natürlich. Das alles hilft dabei.«
Minton wedelte mit dem Schwanz und freute sich, dass sich jemand mit ihm unterhielt.
Es war auch mal schön, mit Minton allein zu sein, dachte Juliet, und nicht mehrere andere Hunde im Schlepptau zu haben. Auch Minton schien sich zu freuen, Juliet für sich allein zu haben. Beim Kaffeestand kamen sie an ein paar bekannten Gesichtern vorbei – die Besitzerin des Wild Dog Café mit Bertie und der Mann, der wie Bill Nighy aussah, mit seinem Border Collie. Juliet ertappte sich dabei, wie sie alle grüßte, da sie dieses Mal ihre iPod-Stöpsel nicht im Ohr hatte.
Zum ersten Mal merkte sie, dass sie sich nicht gleich zurückzog. Juliet wünschte der Cafébesitzerin sogar einen schönen Tag und erfuhr dabei, dass der mobile Kaffeestand, den sie mittlerweile so oft besuchte, zum selben Café gehörte und dass Bertie vier Jahre alt war. Wenn Bertie nicht wie ein Zugwagen in Richtung des Waldes gezerrt hätte, wäre vielleicht sogar ein richtiges Gespräch daraus geworden.
Während der Sommerferien funktionierte der Kaffeestand gleichzeitig als mobile Eisdiele. Früher hatte Juliet nie Eis gegessen – wie bei heißer Schokolade im Winter wollte sie absichtlich lieber nicht auf den Geschmack kommen, um ihr Gewicht unter Kontrolle zu halten. Jetzt aber, da sie laut Aussage des Schrittzählers ihrer Mutter täglich über zwanzigtausend Schritte absolvierte, schien ein Magnum das Wenigste zu sein, womit sie sich bei diesem warmen Wetter etwas Gutes tun konnte.
Gerade als sie genüsslich in ihr Magnum Mandel beißen wollte, rief jemand von der anderen Seite des Rosenbeetes ihren Namen.
»Juliet!«
Mit zuckenden Ohren schaute Minton vom Wassernapf auf, der neben der Eistruhe stand.
Juliet wirbelte herum. Im Park herrschte reger Betrieb; viele Einkaufsbummler, Kinder auf Kickboards und ältere Leute waren unterwegs und genossen die Sonne. Juliet war unsicher, ob es ihr recht war, hier entdeckt zu werden. Dies war ihr ganz privater Eiscreme-Moment. War es schon zu spät, um sich schnell noch die Stöpsel in die Ohren zu schieben?
Ja, das war es. Ein Mann in einem
Weitere Kostenlose Bücher