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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dame Lulu aus dem korsischen Oberpfaffenhofen Ihr ungeteiltes Interesse verdient, dann müssen Sie sich dafür entscheiden.«
    »Das haben Sie aber wirklich herrlich geschraubt ausgedrückt, Tinka!«
    »Dem Himmel sei Dank!«
    »Wofür?«
    »Daß Sie mich nicht mehr duzen. Ein Fortschritt.«
    »Ich tue es sofort wieder, sobald wir uns einig sind.«
    »Dann werden wir uns nie einigen.«
    »Ein anderer Vorschlag: Wir tun so …«, Zipka hatte ein Stück des warmen Gebäcks genommen, es in den Honigtopf getaucht, dann genußvoll verzehrt und leckte sich nun die Finger ab, »als sei sie gar nicht da.«
    Kathinka hatte ihn mit zusammengekniffenen Augen beobachtet. »Wer?«
    »Lulu! Oder anders gesagt: Wir tun so, als gehöre sie zum Mühleninventar. Ein Teil dieses Hauses. Ein zugelaufenes Hündchen vielleicht …«
    »Schon mehr ein Kätzchen!«
    »Auch einverstanden.«
    »Überhaupt nicht einverstanden! Wie stellen Sie sich das denn praktisch vor? Man kann doch einen Menschen, der ständig um einen ist, nicht übersehen.«
    »Dann versuchen wir mal, uns an diesen Menschen zu gewöhnen.«
    »Völlig unmöglich. Ich hole sofort Andratte und Dr. Bombette zurück!«
    »Wenn du das tust, mein Schatz«, sagte Zipka langsam und betont, »dann …«
    »Was dann?« rief Kathinka kampfbereit.
    »Dann lasse ich dich wirklich in dieser Mühle allein.«
    »Das ist keine Drohung – sondern wäre eine Befreiung!«
    »Wie du willst!« Zipka beugte sich zu Lulu hinunter. »Mademoiselle, in ein paar Minuten wandern wir los. Ich muß nur noch etwas zusammenpacken. Leider kann ich Ihnen keinen fahrbaren Untersatz bieten, wir müssen zu Fuß gehen. Wo möchten Sie hin? Korsika oder Oberpfaffenhofen? Überlegen Sie es sich. Ich bin gleich wieder zurück.« Er nippte kurz an dem Kaffee und ging dann zur Treppe.
    Kathinka blickte ihm aus großen Augen nach. Als Zipka auf der zweiten Stufe stand, rief sie: »Wo wollen Sie hin?«
    »Packen. Ich sagte es schon.«
    »Seien Sie nicht kindisch, Wig.«
    »Ich bin nur konsequent.«
    »Sie benehmen sich wie ein kleiner, störrischer Junge! Wie im Struwwelpeter: Nein, meine Suppe eß ich nicht!«
    »Ich will sie ja essen, aber Sie lassen es nicht zu.«
    »Was halten Sie davon, wenn wir wegfahren?«
    »Ein Quartierwechsel? Warum?«
    »Ich denke an einen Ausflug. Nach Sainte-Maries-de-La-Mer. Besichtigung der berühmten Kirche. Am Abend sind wir zurück – und wir könnten unterwegs in Ruhe über alles sprechen.«
    »Und wir wollen Lulu allein lassen?«
    »Sie ist ja auch von allein gekommen.«
    »Fahren Sie ruhig, Monsieur«, warf Lulu ein und schlug die Beine übereinander. Wie ein vom Himmel gefallener Engel sah sie aus. »Ich werde das Haus in Ordnung bringen. Es ist noch viel zu tun.«
    »Phantastisch!« Zipka kam zurück. »Lulu, Sie machen sich! Nur weiter so. Wir bekommen schon noch heraus, wer Sie sind.« Er legte den Arm um Kathinka, zog sie an sich und küßte sie auf die Wange. »Ist das nicht toll, mein Schatz? Lulu wird dem Leben zurückgegeben. Ich glaube, das war eine gute Idee. Wir machen einen Ausflug und lassen Lulu mit ihrer nebligen Vergangenheit allein …«

6
    Die Idee war gut, solange Kathis Sportwagen über die Straße schnurrte. Aber in der Nähe von Mas de Cacharet begann er zu hüpfen, die Zündung setzte immer häufiger aus, bis schließlich der Motor ganz streikte und verröchelte. Kathinka ließ das Auto noch bis zu einem kleinen Strand ausrollen und zog dann mit einem wilden Ruck die Handbremse. »Dabei habe ich ihn in der Werkstatt extra für eine große Fahrt durchsehen lassen!« sagte sie und stieg aus. »Was kann das sein?«
    »Vielleicht ist der Kleine nur müde? Immer nur Vollgas – wer hält das aus?«
    »Ich. Bei mir sind Höchstleistungen die Norm.«
    »Ich kann verstehen, daß Männer in Ihrer Gegenwart ganz klein werden.« Zipka kroch von seinem Sitz und machte wieder ein paar Lockerungsübungen.
    Kathinka ging hinunter zum See, setzte sich dort ins hohe Gras und schlang die Arme um die angezogenen Knie. Vor ihr stolzierten Silberreiher und Stelzen durch einen vom Schilf abgetrennten Tümpel, grün und blau schillernde Enten schwammen in Gruppen landnah über den See. Links von ihr raschelte der Wind in einer bizarrgeformten Strauchgruppe, aus der das Zirpen, Pfeifen und Singen ungezählter Vögel erklang.
    Kathinka legte sich zurück, verschränkte die Arme unter dem Nacken und schloß die Augen. Sie hörte, wie Zipka zu ihr kam. Sie zuckte leicht, als sie

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