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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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spürte, daß er sich an ihre Seite legte. Ihre Körper berührten sich.
    »Diese Stille …«, sagte Kathinka leise. »Haben Sie ein Ohr für die Stille? Ich kann mich in ihr baden …«
    »Ich vermute, daß die Zündkerzen verrußt sind«, meinte Zipka.
    »Sie Banause! Können Sie denn gar nicht mitempfinden, wie grandios diese Natur ist? Ein ganzes Jahr lang lebe ich im Lärm: Baustellen, Mischmaschinen, Preßlufthämmer, Kräne, Aufzüge, Bagger. Zugegeben, ich will es nicht anders. Ich will mich nun einmal um alles selbst kümmern. Ich höre nicht bei der fertigen Planzeichnung auf; für mich ist ein Bau erst fertig, wenn er bezogen werden kann. Bis dahin bin ich immer am Ort! Aber dann – einmal im Jahr – muß ich heraus aus allen diesen Zwängen; ich muß einmal leben, wie ich es mir ersehne. Da will ich nur Mensch sein. Ein Stück Natur am liebsten. – Wissen Sie, was das für Büsche neben Ihnen sind?«
    »Nein.«
    »Es sind phönizische Wacholder.«
    »Welch ein Klang. Phönizien … Land des roten Purpurs! Und seine Gottheiten, an der Spitze die am meisten verehrte Astarte, die Göttin der Liebe … Aber sie hatte noch einen mächtigen Nebengott, dem vor allem die Mädchen huldigten: Adonis, der Gott des immer wiederkehrenden Lebens … Wir sollten viel mehr phönizisch denken, Tinka …«
    Eine Weile lagen sie schweigend nebeneinander. Dann fragte Zipka: »Hören Sie diesen Vogel?« Er schob seinen Arm um ihre Schulter, ganz vorsichtig, darauf wartend, daß sie ihn abwehrte. Aber Kathinka reagierte völlig anders. Sie legte den Kopf zur Seite, an seine Brust.
    »Kennen Sie ihn?«
    »Nein«, antwortete sie.
    »Es ist ein Röhrichtpfeifer.«
    »Was man alles durch Anglerfliegen kennenlernt!«
    »Tinka …«
    »Und welcher Vogel war das? Dieses Krächzen?«
    »Eine Mandelkrähe.«
    »So viele Stimmen und doch diese Stille …«
    »Ich liebe Sie!«
    »Die Mandelkrähe?«
    »Nein, dich!«
    Ludwig richtete sich auf, beugte sich über Kathinka und betrachtete ihr Gesicht mit den geschlossenen Augen. In den Winkeln ihrer Lippen lag ein sanftes Lächeln. Zipka wurde vorsichtig, denn dieses Lächeln paßte so gar nicht zu ihr. »Wir sind das verrückteste Liebespaar, das es auf Gottes weiter Erde gibt«, sagte er rauh. »Wenn ich dich jetzt küsse, bekomme ich eine Ohrfeige, obgleich du doch darauf wartest …«
    »Versuche es …«
    Er küßte sie, zuerst vorsichtig, dann – als der Schlag ausblieb und sich ihre Lippen öffneten – mit aller Liebe, die ihn erfüllte. Kathinka schlang die Arme um ihn, seufzte leise, und so blieben sie im Gras liegen – mit dem längsten Kuß, den sie je geküßt hatten. Erst als das Atmen Mühe machte, lösten sie sich voneinander, überwältigt von dem Gefühl, das sie beide bewegte.
    »Ich habe mich so dagegen gewehrt«, gestand Kathinka leise.
    »Ich nie!«
    »Wenn wir ehrlich sind, müssen wir zugeben, daß es Wahnsinn ist.«
    »Warum denn? Wir sind uns endlich darüber im klaren, daß wir zusammengehören.«
    »Was verstehst du darunter?«
    »Das Selbstverständlichste von der Welt: Ich lasse dich nie wieder los!«
    Sie drehte den Kopf zu ihm und lächelte wieder. Aber das Lächeln war so traurig, daß es ihn erschreckte. Er glaubte, in ihren Augen auch ihre Gedanken lesen zu können und schüttelte den Kopf. »Nein«, versicherte er, und seine Stimme hatte einen festen Klang. »Das ist kein Geschwätz. Keine Urlaubsflirtlüge. Ich liebe dich wirklich! Schon von dem Augenblick an, als ich dich auf dem Flughafen stehen sah. Es klingt alles so abgedroschen, so albern – aber es war wie ein Blitzschlag.«
    »Irgendwie habe ich Angst«, meinte Kathinka. Sie nahm seine Hand, küßte leicht die Innenfläche und legte dann die Hand auf ihre Brust. »Stell dir das vor: Ich, eine Frau von dreißig Jahren, habe plötzlich Angst vor mir selbst. Ich spüre förmlich, wie ich mir davon schwimme. Ich beobachte, wie sich meine Vernunft auflöst …«
    »Du hast noch nie richtig geliebt?« fragte er.
    »Geliebt!« Sie lachte etwas gequält. »Natürlich bin ich kein – wie sagt man so schön? – unbeschriebenes Blatt mehr. Es stehen schon einige Zeilen darauf, auf dem Blatt … Aber wenn man sie liest, ergeben sie nur wenig Sinn, leider! Flüchtige Handschriften, weiter nichts. Manchmal auch nur Unterschriften. Autogramme mit einem ›Adieu‹ dahinter.« Sie zögerte einen Augenblick und schaute seine Hand an, als er sie langsam in den Ausschnitt ihrer Bluse schob und ihre Brust zu

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