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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatten.
    »Wollen Sie 5.000 Francs verdienen?« fragte er dann ruhig.
    Bondeau starrte ihn fassungslos an und schwieg. Josephine faltete instinktiv die Hände, als habe der Marquis mit einer Messe begonnen. »Dazu eine Kiste Wein und eine mit Anisschnaps.«
    Bondeau schluckte krampfhaft, aber schwieg noch immer. Er glotzte den Marquis an – es war der Blick eines Fisches, der aufs Trockene geworfen worden war.
    Josephine begann leicht zu zittern, einerseits wegen der 5.000 Francs, andererseits wegen der zwei Kisten Alkohol, deren Konsum unübersehbare Komplikationen nach sich ziehen konnte. Sie hatte ihre Erfahrungen …
    »Noch nicht genug?« fragte der Marquis und lächelte maliziös. »Ich lege also noch ein Erfolgshonorar von 2.000 Francs zu, wenn alles klappt.«
    »Wen soll ich umbringen?« fragte Bondeau dumpf. Ein anderer Auftrag war bei der Höhe der Summe nicht denkbar. »Ich habe das noch nie gemacht …«
    »Er ist ein versoffener Kerl«, jammerte Josephine und rang die Hände. »Aber Marcel hat noch nie einen Menschen umgebracht.«
    »Er soll sich ja nur selbst umbringen«, sagte der Marquis lässig.
    »Für 7.000 Francs und zwei Kisten?« stotterte Bondeau. »Was habe ich dann von den Flaschen, he?«
    »Ich werde es Ihnen erklären, Monsieur Bondeau.«
    Marcel zog den Kopf in die Schultern. Monsieur Bondeau – nun wurde es gefährlich! Diese Anrede war ihm völlig fremd. Selbst die Polizisten in Arles sagten: »Nun sag mal die Wahrheit, Marcel. Mach dein Maul auf, Kerl …« ›Monsieur‹ hatte noch nie jemand zu ihm gesagt. Er verfiel in Nachdenken … Doch ja, vor neun Jahren!
    Da war aus der Stadt ein neues Dienstmädchen zu Madame Lefèvre gekommen. Madame besaß eine Sommervilla bei Pâtis de la Trinité; sie war aus Avignon gekommen, war unermeßlich reich, weil sie einen Weingroßhändler beerbt hatte, und holte Marcel immer zu Ausbesserungsarbeiten. So auch vor neun Jahren … Er versetzte eine Küchenwand, und da hatte ihn das neue Dienstmädchen mit einem schicklichen ›Guten Tag, Monsieur!‹ begrüßt. Bondeau bedankte sich dafür, indem er das Dienstmädchen schwängerte. Er kam aber aus der Affäre glänzend heraus, weil auch der Chauffeur von Madame Lefèvre an der Vaterschaft beteiligt war. Als anständiger Mensch heiratete der dann das Mädchen. Wie lange war das alles her …
    »Was Sie auch sagen werden, Herr Marquis«, stammelte Bondeau nun, »ich möchte auf jeden Fall gern weiterleben.«
    »Das sollen Sie auch! Was ich von Ihnen benötige, ist Ihre einmalige Fähigkeit, tot umzufallen, ohne tot zu sein! Drücke ich mich klar aus?«
    »Nein!« stotterte Bondeau, immer noch benommen.
    »Das hat uns schon Schwierigkeiten genug gebracht«, ergriff die gute Josephine zitternd das Wort. »Dr. Bombette behandelt meinen Mann überhaupt nicht mehr, wenn er plötzlich umfällt. Dabei könnte er doch einmal wirklich tot sein … Wer stellt das dann fest?«
    »Die Medizin ist heute so vollkommen, daß man genau unterscheiden kann, wessen Lebensfunktionen nur auf ein Mindestmaß herabgesetzt sind – oder wer eben wirklich tot ist – endgültig!«
    »In der Stadt vielleicht«, sagte Bondeau dumpf. »Aber hier? Wir sind auf Dr. Bombette angewiesen.«
    »Das ist ja gerade das Gute, Monsieur Bondeau. Ich werde dafür sorgen, daß Dr. Bombette wieder einen Totenschein ausstellt.«
    »Das macht er nie!«
    »Er wird es tun, verlassen Sie sich darauf! Und Sie müssen zwei oder drei Tage liegen bleiben.«
    »Dann begraben sie ihn lebendig!« schrie Josephine los. »Marcel, lehne dieses Geschäft sofort ab! Das ist ja unchristlich …«
    »Ich werde dafür sorgen, daß Ihnen nichts geschieht, Monsieur Bondeau. Mein Diener Alain wird Sie mit Essen und Trinken versorgen und Wache an Ihrem Sarg halten, damit niemand Sie stört.«
    Raoul de Formentiére griff in die Tasche seines Reitanzuges, zog ein Bündel Geldscheine heraus und warf es auf den Tisch.
    Marcel Bondeau glotzte wie ein Fisch, der über sich einen Storchenschnabel entdeckt. »Eine Anzahlung! 2.000 Francs …«
    »Und ich soll regungslos herumliegen?« fragte Marcel ergriffen.
    »Ja, und auch nur dann, wenn Fremde kommen. Sonst können Sie mit Alain Karten spielen oder trinken – was Sie wollen! Sie müssen nur tot sein, wenn irgend jemand Sie besichtigt.«
    »Für 7.000 Francs?« Bondeau schüttelte sich, als käme er aus dem Wasser. »Und warum?«
    »Das erkläre ich Ihnen sofort.« Raoul de Formentiére wechselte die Beinstellung.

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