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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dularge.
    Geradezu lächerlich, daß er einen Brief schriebe, 100.000 Francs forderte und Lulu dann laufen ließe. Dularge hätte das Mädchen längst durch seine Bestialitäten zum Reden gebracht und den Lagerraum geleert. In der gleichen Nacht noch. Auch Zubiniak, dieser viehische Kerl aus dem Libanon, hätte keinen Augenblick gezögert, Lulus schönes Gesichtchen zu zerschneiden, um an das Geheimnis heranzukommen.
    Nein, wer solche Briefchen an Türen heftet und sich mit lächerlichen 100.000 Francs zufriedengibt, der ist ein Zufallsgauner! Aber auch die können zu einer Plage werden, wenn sie meinen, eine Zapfstelle gefunden zu haben, die man beliebig oft aufdrehen kann.
    Raoul de Formentiére beschloß, kontinuierlich vorzugehen: Erst Ludwig Zipka, dann diese Anfänger im Gangstergeschäft. Um Lulu machte er sich keine Sorgen – viel schlimmer war, daß die Mühle jetzt ganz ohne Aufsicht war.
    Er faltete den Erpresserzettel sorgfältig zusammen, nahm ein kühles, erfrischendes Bad, weil bereits die Morgensonne ungewöhnlich warm schien, wählte einen eleganten sandfarbenen Anzug mit einem Seidenhemd und einem seidenen Halstuch, besprühte sich mit einem diskreten Parfüm und war mit sich selbst zufrieden. Er haßte das brutale Geschäftsgebaren seiner Partner oder Konkurrenten, bei denen ein Menschenleben nichts galt. Man kann es auch anders machen, und das hatte er bisher bewiesen. Viele in der Branche hielten ihn für einen Spinner und nahmen ihn nicht ernst – aber nachdem er in den letzten drei Jahren auf seine elegante Art das Geschäft für ganz Südfrankreich an sich gerissen hatte und zwei besonders hochnäsige Gegner zufällig nacheinander im Mittelmeer ertranken – der Marquis nahm an den Begräbnissen teil und trug eigenhändig riesige Kränze hinter den Särgen her –, änderten sich die Ansichten. Nun nannte man den Marquis de Formentiére einen ›Satan im Frack‹. Raoul tat nichts, um diesen Ruf zu dementieren.
    Das Telefon läutete wieder.
    Alain meldete, daß die Herrschaften im Wintergarten angekommen seien und daß Monsieur gesagt habe: »Alain, ich habe wunderbar geschlafen. Und dieses zauberhafte Wetter! Ich habe Hunger, der nur mit sechs Eiern zu stillen sein wird …«
    Nach dem Frühstück, bei dem Raoul vor Charme geradezu sprühte, von Entenjagden in den Etangs erzählte und ankündigte, man wolle gemeinsam eine Stierzucht besichtigen, wo die Kampfstiere für die unblutigen Stierkämpfe in der Arena von Arles trainiert wurden, zeigte er Kathinka und Zipka seine Besitzung.
    Die drei Hunde folgten ihnen in angemessener Entfernung, fabelhaft dressiert, immer zugegen und doch nie auffallend.
    »Zu Mittag speisen wir in Mas d'Agon«, schlug der Marquis vor, während Alain eisgekühlten Orangensaft servierte. »Ich mußte es den guten Dupécheurs versprechen. Es ist ihnen eine besondere Ehre, für uns zu kochen. Ich sage Ihnen, Madame: François brät einen Lammrücken, wie Sie ihn an der ganze Côte nicht bekommen! Und seine Langoustuinen vom Grill – ein Gedicht! Das dürfen wir nicht versäumen.«
    Gegen ein Uhr stand Alain mit dem Wagen bereit. Kathinka legte in ihrem Zimmer noch etwas Rouge auf, Zipka wechselte das Hemd. Es war sehr heiß geworden.
    »Verstehst du das alles?« fragte sie beiläufig. »Nichts passiert!«
    »Er ist ein ganz raffinierter Hund.«
    »Der sich aber wie ein Grandseigneur benimmt, Wig. Und wenn wir wirklich nur Gespenster sehen? Wenn wir nichts anderes als seine Gäste sind? Dieses Essen bei Dupécheur, das Programm, das er sich ausgedacht hat – wirklich nur absolute Gastfreundschaft?«
    »Ich gebe zu, daß ich auch schwanke«, sagte Zipka. »Es wäre zu schön, wenn ich mich geirrt hätte …«
    Um diese Zeit hatte man in Mas d'Agon bereits Alarm gegeben: Marcel Bondeau trank wie noch nie! Und am aufregendsten war, daß er bar bezahlte! Er griff einfach in die Tasche und legte Francs auf die Theke!
    Sergeant Andratte konnte es nicht fassen, als er es am Telefon hörte.
    »Nur die besten Sachen säuft er!« meldete Dupécheur. »Und wie! Er gießt es in sich hinein, als sei er ein Faß. Es ist geradezu unheimlich! Emile, das mußt du dir ansehen! Marcel steht da, hält die Flasche an den Mund, als blase er ein Clairon! Was soll ich machen? In einer halben Stunde habe ich den Marquis und das deutsche Ehepaar zu Gast! Bondeau beleidigt durch seine Anwesenheit mein Haus!«
    »Schmeiß ihn raus!« riet Andratte zunächst.
    »Das kann ich nicht. Er bezahlt

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