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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Stimme fort: »Flüchten? Nie! Wir drehen den Spieß um! Wir werden dem eleganten Raoul nicht mehr von der Pelle gehen. Wir werden an ihm kleben wie die Bienen an den Honigwaben. Er hat uns gerufen – voilà, nun sitzen wir ihm im Nacken! Irgend etwas muß er unternehmen, und darauf lauere ich wie der Fuchs auf die Gans … Himmel, bin ich müde! Guts Nächtle, Schätzle …«
    »Affe!«
    Kathinka lag wach und hörte mit Erstaunen, daß er wirklich einschlief und langgezogen atmete. Draußen flammte der Himmel immer stärker, die Schöpfungsminuten eines neuen Tages ließen Kathinkas Herz schneller klopfen. Dann schlief auch sie ein, unmerklich ins Vergessen schwimmend.
    Im Hause Marcel Bondeau fand um diese Zeit eine Art Zimmerschlacht statt.
    Josephine hatte sich hinter den Tisch verschanzt und bewarf Marcel mit Töpfen und Geschirr; Bondeau dagegen schwang einen zerfransten Besen und versuchte, seine liebe Frau über den Kopf zu schlagen oder vor die Brust zu stoßen. Es ging um die 2.000 Francs, die der Marquis angezahlt hatte. Josephine hatte das Geld schnell an sich gerafft und in ihr Nachthemd zwischen ihre Brüste gesteckt, während Marcel seinen nächtlichen Gast höflich bis zur Tür begleitete. Als er zurückkam, vermißte er sofort das Geld.
    »Gib das Geld raus, Ferkelchen«, sagte er noch freundlich.
    »Das ist nicht zum Versaufen!« schrie Josephine gebieterisch. »Zum erstenmal ist Geld im Haus! Davon bezahle ich Schulden.«
    »Sie will Schulden bezahlen!« brüllte Bondeau und raufte sich die Haare. »Seit wann bezahlt ein Bondeau Schulden? Schulden macht man, aber man bezahlt sie nicht! Sonst wären es doch keine Schulden! Her mit dem Geld!«
    »Nur über meine Leiche!«
    »Das kannst du haben!«
    So begann der Kampf, und er stand zur Zeit noch unentschieden.
    Marcel hieb mit dem Besen um sich, Josephine bombardierte ihn mit Tellern und Flaschen, von denen genug vorhanden waren.
    Als das Morgenrot blutig ins Haus der Bondeaus strahlte, beantragte Marcel einen Waffenstillstand. »Jedem die Hälfte!« schlug er vor. »Das ist fair!«
    »Keinen Sou für deine Sauferei!« versetzte Josephine stur. »Du bekommst ja vom Marquis sowieso noch zwei Kisten voll!«
    »Hinterher! Aber ich muß mich doch vollaufen lassen, um den Toten zu spielen!«
    »200 Francs – nicht mehr!«
    »Das reicht nicht! Damit werde ich nur fröhlicher, aber nicht voll!« Bondeau stützte sich auf den Besen. »Es wird verlangt, daß ich umfalle. Wenn das danebengeht – welche Blamage! Und das ganze Geld ist weg. Verdammt, ich brauche Betriebskapital!«
    Die Schlacht ging weiter, und als die Sonne den Himmel vergoldete, wurde Marcel Sieger. Er erwischte Josephine am Kopf, sie taumelte benommen zurück, er konnte zugreifen, riß ihr das Nachthemd vom Leib und holte zwischen ihren Brüsten eine Handvoll Scheine hervor. Das andere Geld flatterte zu Boden.
    Josephine war froh, daß Bondeau nicht das ganze Geld nahm, sondern sich mit der gemachten Beute begnügte. Sie kapitulierte mit einem tiefen Seufzer, während Marcel schon aus dem Haus stürzte. Vielleicht fällt er diesmal wirklich tot um, dachte Josephine nicht sehr christlich und stellte sich vor, wie anders die Welt aussähe, wenn es keinen Marcel mehr gäbe …
    Sie würden dann wegziehen, nach Avignon vielleicht, wo sie als Blumenbinderin gutes Geld verdienen könnte. Und einen anderen Mann würde sie auch finden, wenn auch nicht von der Kraft ihres Marcel … Sie seufzte wieder, hob die Geldscheine auf und zählte. Der zurückgebliebene Betrag machte sie zufrieden. Er war höher, als er gewesen wäre, wenn sie Marcel das gegeben hätte, was sie sich vorgenommen hatte. Die Dummheit der Männer schlägt doch manchmal Saltos …
    Auf dem Gut deckte Alain den Frühstückstisch. Dann läutete er dem Marquis an. »Soll ich die Herrschaften wecken?«
    »Haben sie eine Zeit genannt?«
    »Nein. Monsieur sagte nur, er möchte nicht zu spät frühstücken, weil er noch etwas in der Gegend herumfahren wolle …«
    »Dann läuten Sie an.«
    Raoul de Formentiére lag noch in seinem Bett und las zum wiederholtesten Mal den Erpresserzettel, den er von der Mühlentür gerissen hatte. Und je länger er den Text studierte, desto merkwürdiger und dümmer kam er ihm vor. Über eines war er sich ganz klar: Das waren keine Profis! Keine ernst zu nehmenden Gegner, das war kein Gegenschlag von etwaigen Konkurrenten, deren Eiseskälte er gut genug kannte. Nehmen wir an, dahinter steckte Armand

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