Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
auf.
    Marquis de Formentiére unterbrach die Schwachstromleitung und ging zu seinem Pferd. Man hatte ihm die Hufe dick umwickelt, und so konnte es fast lautlos durch das Grasland traben. Ein Gebüsch aus Weiden und Tamarisken verbarg den Reiter vor den Blicken des Mannes, der die Aktentasche abholte. Der Marquis wartete, bis Johann Kranz von der Kapelle weglief; dann führte er sein Pferd seitlich der Straße durch das unübersichtliche Gelände. Nach einer Weile hörte er das Aufbrummen eines Motors – da saß er auf und ritt zur Straße zurück. In der Ferne verschwanden die Rücklichter des Wagens. Raoul de Formentiére gab seinem Pferd die Sporen und setzte in einem leichten Jagdgalopp hinterher. Erst als Johann Kranz in einen schmalen Weg abbog, der mitten hinein in das Sumpf- und Steppengelände führte, hielt der Reiter an und folgte nicht weiter.
    Die Richtung war nun bekannt – wenn man weiß, wo ein Fuchs strolcht, entdeckt man auch seinen Bau.
    Nach den internationalen Spielregeln des Gewerbes, dem der Marquis de Formentiére angehörte, waren Karl Lubizek und Johann Kranz bereits tot. Es kostete den Marquis eine große innere Überwindung, auch Lulu dazuzurechnen. Ihre Schönheit und ihre Zärtlichkeit hatten ihn oft erfreut. Vor allem war sie nie langweilig geworden, was man nicht von allen ihren Vorgängerinnen sagen konnte. Ein echter Verlust, dachte der Marquis, aber es gibt nun einmal Geschäftsregeln, die über persönliche Gefühle hinaus bindend sind.

17
    Bis zum Morgengrauen wurde Marcel Bondeau nur noch einmal belästigt. Der Marquis erschien zu Pferde am Spritzenhaus und wurde von Alain zu Bondeau geleitet. Der lag hellwach auf seiner Decke und kaute an einem Stück Dauerwurst. »Wie geht es Ihnen?« fragte der Marquis und setzte sich auf Alains Stuhl.
    »Blendend!«
    »Sie haben eine Meisterleistung vollbracht, Bondeau.«
    »Das war nicht schwer.«
    »Einen Augenblick lang dachte selbst ich, daß Sie tot seien.«
    »So ähnlich war es auch. Dieser Kerl von einem Deutschen schlägt ja wie ein Hengst. Ich war wirklich weg. Ich hatte eine Angst, als ich alles heranschweben sah. So war's noch nie! Herr Marquis, das tue ich nicht noch einmal.«
    Bondeau setzte sich hoch und rieb sich die Hände an der Decke sauber. Dann streckte er sie dem Marquis entgegen.
    »Was soll das?« fragte Raoul de Formentiére verwundert.
    »Ich bekomme noch 5.000 Francs.«
    »Wenn alles vorbei ist, Bondeau. Übermorgen. Noch ist Monsieur Zipka nicht weg.«
    »Es geht mir vor allem darum, daß meine Frau nicht das Geld bekommt, verstehen Sie?«
    »Von Ihrer Frau komme ich gerade.«
    »Und – was macht sie? Weint sie?«
    »Das Haus ist offen, und sie liegt völlig betrunken auf dem Bett.«
    »Dieses Ferkelchen!« sagte Bondeau düster. »Sie feiert, während ich leide! Ich muß sie wieder einmal durchprügeln, das überzeugt sie immer am besten.«
    »Ja, man hat seinen Kummer mit den Frauen!« bestätigte der Marquis mitfühlend. »Enttäuschen Sie mich nur nicht, Bondeau.«
    Draußen vor dem Spritzenhaus berichtete der Diener seinem Herrn leise, was sich zugetragen hatte. »Das können wir nicht drei Tage durchhalten, Herr Marquis«, sagte Alain, »denken Sie nur an das Niesen. Und wenn morgen Dr. Bombette kommt, wird es schwer sein, ihn noch zu täuschen. Bondeau atmet ja wieder.«
    »Mach ihn von neuem betrunken und schlag ihn auf das Kinn – das gibt abermals ein paar Scheintot-Stunden.« Raoul de Formentiére klopfte seinem Diener auf die Schulter. »Ich verlasse mich auf dich, Alain! Es darf keine Panne geben. Es hängt zuviel davon ab!«
    So kam es, daß Marcel Bondeau wider Willen zurückgeschickt wurde in die große Vergessenheit. Alain spendierte ihm eine Flasche Kognak, die Bondeau, von einem höllischen Nachdurst geplagt, fast in einem Durchgang leerte. Man wußte nicht, was man mehr bewundern sollte: sein Herz, das statt Blut eigentlich nur Alkohol pumpen mußte, sein Hirn, das solche hochprozentigen Narkosen überstand, oder seine Leber, die anscheinend alles verarbeitete, was Bondeau schluckte. Nach dieser Flasche sang Marcel ein unanständiges Lied, das schon sein Vater gesungen hatte, und fiel wie ein Klotz um, nachdem Alain ihm die Faust gegen das Kinn gedonnert hatte. Nicht zu früh – denn wenig später erschien Dr. Bombette mit einem Spezial-Atmungsgerät. Es sah aus wie ein Hörrohr mit einem Schlauch.
    Der Diener saß müde auf seinem Stuhl, den Kopf zur Seite geneigt. Neben Bondeau flackerten

Weitere Kostenlose Bücher