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Liebe läßt alle Blumen blühen

Liebe läßt alle Blumen blühen

Titel: Liebe läßt alle Blumen blühen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Kerzen, es wirkte alles sehr feierlich.
    »Das ist ja grauenhaft«, sagte Dr. Bombette als erstes und schnupperte. »Der Kerl verströmt aus seinen Poren immer noch Schnaps!« Er lehnte sich gegen das Feuerwehrauto und betrachtete nachdenklich den Liegenden. »Noch immer keine Veränderung, Alain?«
    »Ich habe nichts bemerkt, Herr Doktor.«
    »Endlich eine Starre …?«
    »Ich habe ihn nicht angefaßt.«
    Der Arzt ergriff Bondeaus Arme, hob sie und ließ sie zurückfallen. Das gleiche vollführte er mit den Beinen. »Noch immer beweglich! Bei Gott, das ist ein Phänomen! Ich werde darüber in der ›Zentralzeitschrift für Medizin‹ schreiben.« Er steckte den Schlauch zwischen Marcels Zähne und drückte das merkwürdige Instrument gegen sein Ohr. »Nichts! Absolut nichts! Bondeau ist tot! Mit diesem Gerät wäre der geringste Hauch zu registrieren. Aber da ist nichts!«
    Dr. Bombette setzte sich auf das Trittbrett des Feuerwehrwagens und rieb sich mit beiden Händen die Kopfhaut. »So etwas muß ich in meinem Alter erleben! Waren Sie dabei, als es passierte, Alain? Die Aussagen widersprechen sich. Sogar Andratte weiß nicht mehr genau, was er gesehen hat. Er wirft mit Winkelberechnungen um sich. Wie war es denn? Hat Monsieur Zipka wirklich zu hart zugeschlagen?«
    »Er wollte …«, antwortete Alain vorsichtig.
    »Aber er hat nicht …?«
    »Das hat keiner gesehen.«
    »Aber Monsieur Zipka behauptet doch selbst, daß er Bondeau getroffen habe.«
    »Vielleicht ist Marcel ihm auf die Faust gefallen, als er umkippte …«
    »Ich verstehe.« Dr. Bombette grinste schief. »Es soll nichts amtlich werden. Aber von mir verlangt man, daß ich einen amtlich gültigen Totenschein ausschreibe. Wie kann ich das bei diesen seltsamen Symptomen?« Er trank noch einen Kognak, den ihm Alain anbot, schnupperte noch einmal nach Bondeau hin und sagte abschließend: »Ein Mensch, der nur noch aus Alkohol besteht …« Damit verließ er das Spritzenhaus.
    Alain, müde wie ein umherstrolchender Hund, legte sich nun in das Führerhaus des Spritzenwagens, knüllte seine Jacke wie ein Kissen zusammen und schlief sofort ein, als er den Kopf niederlegte und die Augen schloß. Er war sicher, daß Marcel Bondeau die nächsten acht Stunden Ruhe geben würde.
    Der Marquis Raoul de Formentiére hatte es nicht geschafft, daß Zipka in der Nacht noch die Camargue verließ. Auch Kathinka hatte alles versucht und auf Zipka eingeredet, bis sie einsah, daß es vergeblich war. Sein starker Gerechtigkeitssinn war mit Sturheit gepanzert.
    »Es ist geradezu kriminell, wie Monsieur Zipka ein Held sein will!« sagte der Marquis böse. »Madame, ich bitte zu bedenken, daß meine Gastfreundschaft durch diese Haltung sehr strapaziert wird.«
    »Ich kann es doch nicht ändern«, antwortete Kathinka zermürbt. »Ich bin am Ende mit meinen Argumenten.«
    »Stellen wir außerdem fest, Marquis«, warf Zipka ein, »daß wir uns nicht gedrängt haben, Ihre Gäste zu sein. Sie haben uns geradezu auf Ihr Gut entführt.«
    »Danke!« Der Marquis lächelte säuerlich. »Höflichkeit ist auch eine Charaktersache. Ich hatte mir eben sehr große Sorgen um Madame gemacht. Der tragische Unglücksfall mit dem Mädchen, der Ruf der Mühle …«
    »Hat man die Kleine übrigens gefunden?«
    »Die Suche ist ergebnislos abgebrochen worden. Mehr als getan worden ist, konnte man nicht tun. Jetzt man man abwarten …«
    »Und wenn sie nicht wieder auftaucht?«
    »Das läge durchaus im Bereich des Möglichen. Die Etangs sind mit Schlingpflanzen durchsetzt, die solche armen Opfer oft monatelang festhalten. Manchmal kommen sie nie wieder zum Vorschein. Wir leben in einer Urlandschaft, Monsieur. Hier sind Geheimnisse noch alltäglich – man lebt mit ihnen.«
    »Es wird also nie wieder nach dieser Lulu gesucht werden?« fragte Zipka leichthin.
    »Nein. Wo sollte man noch suchen?«
    »Da schreibt man einen Menschen einfach ab und geht ohne weiteres …«
    »Das ist nicht korrekt ausgedrückt, Monsieur: Man beugt sich der Natur – das ist besser! Hier wird Menschenwille winzig …«
    »Theoretisch ist es also möglich, einen Menschen einfach verschwinden zu lassen und dann zu bejammern, daß diese – wie sagten Sie? – Urlandschaft wieder einmal zugeschlagen hat? – Und jeder hier respektiert das mit heiligem Schauer.«
    »Das haben Sie sehr schön ausgedrückt.« Raoul de Formentiére blickte an Zipka vorbei in den Garten. Der Mann ist gefährlich, dachte er. So harmlos er auch

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