Liebe, Lust und Lesebrille
verändern kann, sondern nur sich selbst. Geben Sie also den Versuch auf, Ihren Partner verändern zu wollen und arbeiten Sie an sich selbst, wenn Sie in Ihrem Leben etwas anders haben wollen, als es ist. Ihr Partner ist schließlich nicht auf der Welt, um Ihre Bedürfnisse zu befriedigen, ebenso wenig, wie Sie dazu verpflichtet sind, die Bedürfnisse Ihres Partner zu erfüllen. Wenn das dann aber zwischendurch »trotzdem« mal geschieht oder sogar häufiger, ist das ein freiwilliges Geschenk, über das wir uns gebührend freuen sollten.
6. Die hohe Kunst der Annahme: Akzeptieren Sie die Gefühle des Partners
Annahme ist ein grundsätzlicher Aspekt der echten, tiefen Liebe. Wir alle wünschen uns, so angenommen und geliebt zu werden, wie wir sind. Dazu gehört aber auch, die Aspekte des anderen anzunehmen, die uns vielleicht nicht besonders gefallen. Das wird mal besser und mal weniger gut gelingen, aber man kann sich um diese akzeptierende Haltung durchaus bemühen.
Üben Sie sich auch bewusst darin, die Unterschiede zwischen Ihnen und Ihrem Partner/Ihrer Partnerin wahrzunehmen. Sicher wird es eine Schnittmenge geben, in der Sie sich ähnlich oder nahe sind. Jenseits dieser Schnittmenge gibt es aber noch vieles mehr, was Ihren Partner ausmacht. Diesen gravierenden Rest zu entdecken, ist ein spannendes, herausforderndes Unterfangen, das niemals enden wird.
7. Schaffen Sie die Schuldfrage ab und übernehmen Sie die Verantwortung für Ihre Gefühle
»Du bist schuld daran, dass ich mich schlecht fühle!« Diese ausgesprochenen oder unausgesprochenen Vorwürfe sind in Partnerschaften gang und gäbe. Sie sind aber unhaltbar, denn für unsere Gefühle sind wir schließlich selbst verantwortlich. Das ist eine unbequeme Einsicht, denn in der Regel fühlen wir uns den heftigen Gefühlen, die andere Menschen in uns auslösen, einigermaßen hilflos ausgeliefert.Es ist dann leicht, dem anderen dafür die Schuld in die Schuhe zu schieben.
Natürlich löst der Partner durch ein bestimmtes Verhalten oder eine bestimmte Wortwahl Gefühle bei uns aus. Es ist auch unbedingt wichtig, das an- und auszusprechen, was man als kränkend erlebt hat.
Dennoch: Ihr Partner ist nicht schuld daran, wie Sie sich fühlen. Prüfen Sie also immer auch, warum Sie etwas so kränkt und was Sie damit selber zu tun haben.
8. Lassen Sie sich voneinander enttäuschen! Und bleiben Sie idealistisch
Wer enttäuscht wird, hat vorher eine bestimmte Erwartungshaltung gehabt. Insofern ist die Aussage »Du hast mich enttäuscht« nicht ganz zutreffend. Stimmiger wäre: »Ich hatte wohl eine unrealistische Erwartungshaltung.« Diese Enttäuschungen in das eigene Weltbild zu integrieren, ist manchmal harte Arbeit. Wir sollten uns aber darum bemühen, weil sonst Verbitterung droht. Sicher kennen auch Sie Menschen, die aufgrund solcher niemals verarbeiteten »Enttäuschungen« noch Jahre später darauf herumreiten, wie unverschämt dieser oder jeder Mensch sei, indem er mir eine solche Enttäuschung zugemutet habe. Es liegt aber in der Natur der Dinge, dass wir uns gegenseitig enttäuschen. Auch wir selber haben sicherlich schon einmal jemanden enttäuscht.
Also: Wenn Sie sich etwas von Ihrem Partner wünschen, ist das natürlich vollkommen in Ordnung.
Bedenken Sie aber, dass Ihr Partner nicht verpflichtet ist, Ihren Wunsch zu erfüllen.
Gehen Sie das Risiko ein, dass Ihr Partner Ihren Wunsch nicht erfüllt.
Lassen Sie sich enttäuschen und verarbeiten Sie das.
Machen Sie Ihrem Partner keine Vorwürfe deswegen, er ist nicht zuständig für Ihr Glück!
Das ist leicht gesagt, aber durchaus schon die höhere Kunst der Liebe. Aber Sie sind ja auch schließlich schon fortgeschrittene Liebende, stimmt’s?
Gegen ein bisschen Idealisierung und Träumerei in der Liebe ist übrigens gar nichts einzuwenden. Besonders in schwierigen Zeiten brauchen wir die Idealisierung unseres Partners manchmal, um »durchhalten« zu können.
9. Nur kein Schonprogramm: Muten Sie sich einander zu und halten Sie Ängste aus!
Man trifft immer mal wieder auf Paare, bei denen man das Gefühl hat, dass sie sich gegenseitig ständig schonen. Sie offenbaren sich einander nicht, zeigen nicht ihre wahren Bedürfnisse und muten sich einander nicht zu. Das hat oft den Hintergrund, dass die Partner sich selbst in ihrem Sein »unzumutbar« finden, aber auch Angst vor Ablehnung haben. Die Sorge, die dahintersteht, ist: Werde ich auch dann noch geliebt, wenn ich zeige, wer ich wirklich bin? Was,
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