Liebe, Lust und Lesebrille
Partner mal endlich wieder alleine verreisen will oder eine Therapie beginnt, von der wir anfangs nicht wissen, welche Folgen sich für uns daraus ergeben werden. Infolgedessen unterminieren manche Menschen die Therapien Ihrer Partner, machen sie madig oder werten sie ab.
Akzeptieren Sie diese Angst vor Veränderung, denn sie ist ja nicht ganz verkehrt und vor allem verständlich. Alles, was wir nicht vorhersehen können und was unsere Sicherheit bedrohen könnte, kann erst mal verunsichern und jede Menge Befürchtungen hervorrufen.
Aber wenn uns diese Angst dazu verleitet, die persönliche Entwicklung unseres Partners verhindern zu wollen, wird das unsere Partnerschaft auf Dauer eher gefährden denn fördern. Lassen Sie zu, dass Ihr Partner neue Erfahrungen macht. Im besten Falle bereichert das Ihre Beziehung und Ihr Leben. Höchstwahrscheinlich sogar.
12. Halten Sie Ambivalenzen und Widersprüche aus
Besonders harmonieträchtigen Menschen fällt es manchmal schwer, Ambivalenzen auszuhalten und Widersprüche zu akzeptieren. So kann es sein, dass sich ein Paar nach einem Streit nicht auf eine einzige Ansicht einigen kann, wie dieser Streit nun zustande kam, wer angefangen hat etc. Es gibt einfach Situationen, die sich aus Paar-Sicht nicht klären lassen oder eben erst mit entsprechendem zeitlichen Abstand. Humor ist hier natürlich auch sehr hilfreich. Aber eben auch die Fähigkeit, mal auf eine Klärung oder Einigung verzichten zu können und die Differenzen oder gar Dissonanzen einfach mal »stehen zu lassen« und auszuhalten. Das mag zwar anfangs schwerfallen, ist aber manchmal ganz hilfreich. Alles endlos durchzudiskutieren kann genauso destruktiv sein, wie Probleme einfach zu ignorieren. Hier ein gutes Mittelmaß zu finden, ist Aufgabe eines jeden Paares.
13. Üben Sie sich in der Kunst der gegenseitigen Achtsamkeit
Wichtige Fragen in einer Partnerschaft sind eigentlich immer:
Wie gehen wir zurzeit miteinander um?
Sind wir feinfühlig miteinander?
Übersehen wir den anderen zurzeit oft, weil wir so stark mit uns selbst oder unserem Beruf beschäftigt sind?
Nehmen wir Körpersignale und die Wünsche des anderen wahr oder neigen wir dazu, gar nicht richtig hinzuschauen?
Der Mangel an Achtsamkeit ist häufiger Grund gegenseitiger, manchmal sogar tiefer Kränkungen. Wer oft das Gefühl hat, nicht wirklich wahrgenommen oder sogar übersehen zu werden, zieht sich resigniert zurück oder fühlt sich sogar missachtet und nicht mehr geliebt. Ein bisschen mehr gegenseitige Achtsamkeit kann hier manchmal kleine Wunder wirken.
Achtsam zu sein, heißt im Grunde nichts anderes, als seine Konzentration ganz auf das Hier und Jetzt zu lenken. Ohne zu bewerten, einfach wahrzunehmen:
Was ist jetzt?
Was fühle ich?
Was nehme ich wahr?
Das ist in Zeiten der betriebsamen Geschäftigkeit und Alltagshektik zwar manchmal ungewohnt, lässt ich mit etwas Übung aber wunderbar in den Alltag integrieren und kann dann zur wahren Kraftquelle nicht nur für den Einzelnen, sondern auch für Paare werden.
Achtsam zu sein, heißt auch, unangenehme Gefühle oder Stimmungen aufzunehmen und einfach nur zu akzeptieren. Es geht nicht darum, alle erspürten Missstimmungen sofort aufzulösen oder wahrgenommene Erwartungen zu erfüllen. Es geht darum, für das, was sich gerade im eigenen Körper, in der eigenen Seele, in meinem Gegenüber oder im Raum abspielt, feinere Antennen zu entwickeln. Das macht uns nachhaltig sensibler für uns selbst und auch für andere Menschen.
Versuchen Sie also, achtsamer mit sich und Ihrem Partner/Ihrer Partnerin umzugehen:
Was nehmen Sie wahr, wenn Sie gelegentlich Ihren Partner beobachten? Versuchen Sie zu beschreiben, ohne zu bewerten.
Was für Gefühle löst das in Ihnen aus?
Wann fällt es Ihnen leicht, achtsam zu sein, wann schwerer?
Haben Sie das Gefühl, Ihren Partner oft genau wahrzunehmen? Oder geht Ihnen da auch viel durch die Lappen?
Haben Sie das Gefühl, von Ihrem Partner (ab und zu) wirklich wahrgenommen zu werden?
14. Hören Sie einander zu und führen Sie Zwiegespräche
Wesentliche Gespräche miteinander zu führen, ist für ein Paar eigentlich unabdingbar, um auf einer tieferen Ebene miteinander in Kontakt zu bleiben. Also nicht nur über äußerliche Themen wie den Job, das Wetter und die Ausbildung der Kinder zu sprechen, sondern auch über Themen zu reden, die unser »Wesen« betreffen, über Themen, die uns besonders berühren. Das kann natürlich auch den Job betreffen, es geht aber
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