Liebe meines Lebens
darüber geärgert? Nein, es war mehr als nur Ärger gewesen. Er hatte sie all seine Verachtung spüren lassen.
Aber weshalb?
Was hatte sie nur an sich, dass er sie im einen Moment noch begehrte, im anderen jedoch schon wieder von sich stieß? Hatte sie ihm zu deutlich gezeigt, wie sehr sie ihn begehrte, und er fand das widerwärtig? Fand er sie nicht mehr attraktiv? Vielleicht hatte sich seine Leidenschaft auch deshalb so schnell abgekühlt, weil er wusste, dass er sie von nun an jede Nacht haben konnte.
Nachdem sie sich eine Stunde lang unruhig im Bett hin und her gewälzt und sich den Kopf über Lucs Verhalten zerbrochen hatte, kam ihr plötzlich die Erkenntnis. Das musste es sein: Zwanzig Jahre eher als geplant, sah er sich mit einer Familie konfrontiert! Bestimmt hatte er jetzt das Gefühl, in der Falle zu sitzen und auf all das verzichten zu müssen, was er sich von dieser Zeit erhofft hatte. Sie, Star, hatte ihn um zwei Jahrzehnte sexueller Freizügigkeit betrogen.
Eine harte Strafe dafür, ein einziges Mal nicht an Verhütung gedacht zu haben, dachte sie und seufzte.
Luc saß an seinem Schreibtisch und kippte den teuren Cognac hinunter, als wäre es Wasser. Star hatte es gerade nötig, ihn als unsensibel zu bezeichnen!
Wieder sah er jenen verträumten, sehnsuchtsvollen Ausdruck in ihrem Gesicht, während sie an diesen Rory dachte, und seine Wut auf sie wuchs. Aber war es überhaupt Wut, was er fühlte? Nein, musste er sich eingestehen, es ist Schmerz
Schmerz und Enttäuschung.
Star tat so, als ob sie schla fen würde, beobachtete Luc jedoch heimlich. Mit nacktem Oberkörper stand er im Schein der Morgensonne vor dem Bett und rieb sich die Haare trocken.
"Ich weiß, dass du wach bist." Er setzte sich neben sie aufs Bett, griff in die Hosentasche und reichte ihr eine Kreditkarte und ein Bündel Geldscheine. "Es wird Zeit, dass du aufstehst, sonst wird der Tag für all die Einkäufe nicht reichen, die du zu erledigen hast."
"Wofür soll ich denn einkaufen?"
"Das ist eine Überraschung! Aber kauf Garderobe für sehr warmes Wetter."
Abrupt setzte sie sich auf. "Wir verreisen?"
„Ja, am späten Nachmittag, du, ich und die Zwillinge."
Sie nickte, immer noch völlig benommen, denn sie wusste, dass Luc Urlaub im Grunde genommen für verschwendete Zeit hielt. Was war nur los mit ihm, warum war er plötzlich so sprunghaft? Und weshalb lächelte er sie so strahlend an?
"Wir fahren für zwei Wochen", sagte er wie nebenbei.
"Und was ist mit deiner Bank?"
"Ich eise mich einfach los. Aber heute muss ich noch einmal hin, um zu organisieren, dass auch während meiner Abwesenheit alles reibungslos läuft." Er beugte sich vor, küsste sie und riss sich dann schweren Herzens von ihr los, um sich fertig anzuziehen.
Dabei hörte er, wir Star unter der Dusche sang, und war erleichtert. Mit freundlichem Entgegenkommen hatte er nämlich nach seinem gestrigen Benehmen nicht gerechnet. Hätte Star ihn so behandelt wie er sie, hätte er ganz anders reagiert. Die Aussicht auf einen Urlaub schien sie jedoch besänftigt zu haben.
Bis in den frühen Morgen hinein hatte er in der Bibliothek gesessen und nachgedacht, wie er sie dazu bewegen konnte, sich nach diesem Sommer nicht für seinen Nebenbuhler, sondern für ihn und die Kinder zu entscheiden. Als er die Lösung endlich gefunden hatte, schien sie ganz simpel: Er musste sich einfach so benehmen, dass sich Star ein zweites Mal in ihn verliebte...
Star verbrachte den Morgen mit einem ausgedehnten Einkaufsbummel in Nantes.
Sie machte die großartige Entdeckung, dass man in Windeseile eine komplett neue Garderobe kaufen kann, wenn Geld keine Rolle spielt. Sie stattete die Zwillinge von Grund auf neu aus, kaufte ihre Dessous im Dutzend und Bikinis und Strandkleider in fünf verschiedenen Farbkombinationen. An T-Shirts sparte sie nicht, kurze Röcke suchte sie sich nur zwei aus. Von den langen dagegen nahm sie fünf, weil sie sich nicht entscheiden konnte. Drei Abendkleider, Sandaletten, Leinenschuhe, Sonnencreme, Strohhut und eine Sonnenbrille im Leopardenmuster vervolls tändigten die Kollektion.
Gerade hatte sie mit Bertilles Hilfe alles fachgerecht in Koffern verstaut und sich für die Reise umgezogen, als das Hausmädchen über die Sprechanlage Besuch ankündigte: einen Mr. Martin. Freudig eilte Star die Treppe hinunter.
Rory war in Frankreich, was für eine Überraschung!
Er stand in der Halle und wartete auf sie. So schick gekleidet hatte Star ihn noch nie
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